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Eisenyacht gegen Wohnmobil zu tauschen gesucht

Eisenyacht gegen Wohnmobil zu tauschen gesucht

20:30 Beeindruckend. 5 Tage, 5 Naechte auf dem Wasser. Eine lange Zeit. Der Atlantik wollte uns was. Aber er konnte uns nicht dran hindern, ueber die Reling zu pinkeln. Der Mensch: Herr ueber's Material!

Meine (G) Bilanz der letzten 48 Stunden an Bord: 10 Stunden in der Koje, davon vielleicht 3 Stunden echter Schlaf. Kein Kaffee, keine Bruehe, kein garnix: unmoeglich, irgendwas schwippschwapp auf den Herd zu stellen. Stattdessen eine Dose Baked Beans, kalt getrunken, ne halbe Packung Kekse, ein Riegel Schokolade: der Appetit war auch schon mal besser. Cola zum Wachbleiben, Wasser, ein Paar Bier als Tranquillizer bevor man in die Koje faellt, die sich dann ja auch wie Achterbahn benimmt...danach ist man ganz schoen breit, naturbreit halt. (Michas Bilanz: ungefaehr das Gleiche; nur Corned Beef statt Beans - puuha) Mein ganzer Stolz: immer noch nicht seekrank (nur _n bisschen flau). Absolutes Highlight: eine Herde (Rudel? Schar? Schwarm?) - also ca. 10 Delfine, die eine ganze Weile unser Boot begleitet haben. Die haben einen Spa_! Lebensfreude pur, wie die da uebers Wasser springen, unter dem Boot abtauchen und mit - man denkt ja, man ist (Starkwind!) selber schon schnell - vierfacher Geschwindigkeit abzischen.
Ansonsten viel Bewegung: allein schon das Gewichtsverlagern gegen das Schwanken macht Muskelkater. Und das Winschen-Kurbeln fuers ewige Segel-Rein-und-Raus ist fuer meine Sesselfurzer-Aermchen doch ziemlich ungewohnt.
Warum macht man das eigentlich alles? Ist unser Fernsehprogramm wirklich so schlecht?

Das Schoene an dieser Art zu reisen ist ja auch Ankommen. Das Herz oeffnet sich wie ein blutiges Steak, wenn man nach 4 Tagen das erste Mal Land sieht - besonders wenn das Segeln doch etwas heftig geworden ist und gerade anfaengt, einem richtig auf den Wecker zu gehen (Atlantik, ich geb's zu, du konntest uns beeindrucken. Wir stehen trotzdem weiter an der Reling, kannste machen was du willst). Der erste Landgang fuehrt natuerlich in die Kneipe: der Gang schwankt, der Blick ist glasig, das Hirn wolkig - ein Gefuehl wie damals mit diesen hom_opathischen Mittelchen aus Afghanistan.

Die Insel ist ein verschlafener Ort. Wir kommen Samstag mittag an, die Leute haben frei: In der Bucht fahren Fischkutter umher, nur so zum Vergnuegen, mit allen Freunden und Bekannten an Bord. Diejenigen, die keinen Fischer kennen, sitzen auf der Hafenmauer. Keiner schwimmt an dem wunderbaren langen Sandstrand (warum eigentlich?). In der Kneipe am Hafen eine Gruppe aus ca. 14 Portugiesen, sehr laut, sehr schief singend. Mittags 3 Uhr. Muss ja ein lustiges Voelkchen sein. Kommt allerdings ziemlich krass wenn man grad 5 Tage mit Himmel und Meer alleine war.

Ich bin dann erstmal Strand und Doerfchen gucken gegangen, wg. Bootskoller. 4 Stunden sp_ter komm ich zurueck und Micha schlaeft. Tief und fest. Och! Wo ich ihm doch so gern erklaeren wollte, dass man fuer seine Yacht auch `n prima Wohnmobil kriegt, einen riesengro_en Vollplastik-Schalenkoffer auf Rollen von Hymer mit allem Schnick und Schnack. Da kriegt er sogar noch Geld raus, kann trotzdem rumfahren, jederzeit anhalten und aussteigen und das wackelt halt auch nicht so.


P.S.: Liebe Hymers, wir haben auf dieser Web-Site noch Platz fuer Banner-Werbung frei! Kost nich die Welt und trifft genau Ihre Zielgruppe, irgendwie.

08:14 Guido schlaeft und ich sehe die ersten Umrisse von Madeira eingelullt in ein dicke schwarze Gewitterwolke. Ueber mir blauer Himmel.

Die letzten 48 Stunden waren die Hoelle. Koerperliche Anstrengung, der Atlantik und vor allen der Amwindkurs. Sich stehend oder sitzend im Bootsinneren auzuhalten war nicht moeglich, liegend schon. Es tut mir leid, ich haette oft gerne geschrieben, aber mein koerperlicher Ermattungszustand laesst das eigentlich immer noch nicht zu. Die See ist immer noch rauh.

Guido und ich moechten eigentlich nur irgendwo hin wo keine Wellenberge sind, ankern, festmachen, egal => schlafen, essen, trinken, duschen.

Das war jetzt die fuenfte Nacht auf See. Ich bin verdammt froh, dass es nicht noch eine sechste gibt.

Um es aber gleich vorweg zu nehmen. Ich will immer noch...
-



  • 08:14
  • 21.10.2000
  • 33°10.63'N, 015°36.81'W
  • Atlantik
  • Porto Santo / Madeira
  • 17,9°C
  • 5 N
  • 3-4

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