• Wieder nah an der Zivilisation
  • Netzhaeschen
  • Ankiten Kleen
  • Unsere Leser
  • Kettengerassel
  • Tausendfuessler
Videos
  • Back from Croatia
  • Nur noch sechs mal Schlafen
 

Lady schwimmt noch

Lady schwimmt noch

19:07 Keine Sorge, die Lady schwimmt noch und ist nicht mittels Kran und Tieflader auf den naechsten Huegel mit Meeresblick verfrachtet worden. Wir haben einfach nur ein wunderschoenes Suedseewochenende hinter uns gebracht. Der Samstag begann mit einem Spaziergang durchs Dorf und auf den Metereologenhuegel. Wie in Europa wurden Autos gewaschen, Rasen gemaeht, Fruechte gerntet. Die Geraeusche, der Geruch nach frischem Gras, wenn man die Augen zugemacht hat, fuehlte man sich fast wie zu Hause.
Auf dem Wetterfroschhuegel erfahren wir in der Station, dass das Wetter bescheiden bleiben soll, 23 Grad, Regen und viel Wind. Auf dem Weg nach Hause besorgen wir uns ein Huhn und Baguette, kochen Coq au vin zum Mittagessen und verkriechen uns mit Buechern in die Koje. Am Abend muessen wir sogar Pullover anziehen. So kalt ist es.

Dafuer weckt uns am Sonntag strahlender Sonnenschein, die Sonntagsgaderobe wird entmottet, Catherine von der Otong Java abgeholt und dem Glockengelaeut gefolgt. Die Insel Mangareva ist streng katholisch. Vor vielen Jahrzehnten hat sich ein fanatischer Jesuitenpriester hierher verirrt und innerhalb von 10 Jahren eine Riesenkirche plus mehrere Kapellen aus Korallenstein von den Einheimischen errichten lassen. Bei der schweren Zwangsarbeit sind ueber die Haelfte der knapp 5000 Einheimischen gestorben, weitere sind in der Folge Epidemien wie Grippe und Pocken zum Opfer gefallen. Eine traurige Geschichte und dennoch sind die Einheimischen sehr katholisch. Die Kirche fasst 1200 Menschen, doch das Dorf hat gerade noch 600 Einwohner, dementsprechend erinnert schon die kaum halb gefuellte Kirche zur Messe an die Geschichte. Doch das Feiern der Messe selbst ist beeindruckend. Viele Polynesier sind mit Hut, weissen Kleidern und Blumen in den Haaren herausgeputzt. Der Altar und die Waende sind verschwenderisch mit Perlmutt dekoriert, unter der Decke haengen unzaehlige bunte Girlanden. Doch der eigentliche Grund fuer unser Kommen ist der Gesang, von dem wir schon viel gehoert haben. Und tatsaechlich, Frauen und Maenner singen verschiedene Stimmen, die ganze Kirche bis ins Dorf hallt von der froehlichen Musik wider. Man koennte fast meinen, ein professioneller Chor saenge.

Doch das war nur der Anfang des Sonntags, Fremdenlegionaer Fritz laedt zum deutschsprachigen Kochen und Essen ein. Seit 25 lebt er hier, hat fuenf Toechter, seine Frau ist leider verstorben und am liebsten beschallt er die Bucht mit seiner Musik. Seine Musik, das sind der Heino, der Freddy Quinn, der Ankara, der Albers und auch ein bisschen Ruehmann darf nicht fehlen. Im polynesischen Fernsehen schaut er Komissar Rex und Derick, auf Franzoesisch versteht sich und geraucht wird ein selbstgedrehtes Kraut, das in Europa wegen des zu hohen Teer und Nikotingehaltes verboten ist. Oh la la!
Aber Fritz hat vor allem ein grosses gastfreundliches Herz und ein Defizit an deutscher Sprache. Seine Toechter haben ausser Tschuess und Tuer zu kein Wort gelernt, also freut er sich ueber jeden Segler, der hier den Anker wirft. Und dieser Sonntag ist ein Fest, zwei deutsche Boote, ein hollaendisches und die Ontong Java als Deutsch-Schweiz-Suedafrika-Mischung, bevoelkern nachmittags Fritz Kueche.
Mitbringen duerfen wir eigentlich nichts und trotzdem tuermen sich natuerlich die Schuesseln. Fritz gibt seine Anweisungen und im Nu stehen die Maedels in der Kueche und praeparieren den Kartoffelsalat, waehrend die Herren ihr erstes Bier zu sich nehmen! Haben wir uns das so vorgestellt? Zur Ehre der Herren sei gesagt, dass sie das Tischdecken und Spuelen uebernommen haben...

Nach etlichen Stunden Enzian, Reeperbahn, ein guter Freund, La Paloma sind wir gerade nach Hause gerollt. Tonnenweise roher Thunfisch, Moehrensalat, gefuellte Eier, Schweinekoteletts, Kartoffelsalat und Pudding haben ihren Weg in Seglermaegen gefunden. Puh, nie wieder essen, das war die Ration fuer die ganze Woche. Ich wunder mich nicht mehr ueber die Statur einiger Polynesier...



  • 19:07
  • 04.05.2003
  • 23°06.93S, 134°58.05'W
  • Mangareva/Gambier
  • -
  • 25°C
  • SE 3-4
  • -

LOGBUCH ARCHIV

May 2003
M T W T F S S
« Apr   Jun »
 1234
567891011
12131415161718
19202122232425
262728293031  

Mit dieser Website wollen wir Dir, liebe Leserin, lieber Leser, die Welt und unsere Reise ein Stück näher bringen. Deine Spende hilft uns, das weiterhin zu tun.