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an Charly

an Charly

09:39 So, nach ein paar Tagen am Ankerplatz, ohne Wackeln, ohne Schaukeln, finde ich nun die Ruhe auf Charlys Frage zu antworten, ob Langfahrt eine Aneinanderkettung von schoenen Segeltagen ist, oder ob irgendwann nur noch das Ankommen zaehlt. So einfach kann man das gar nicht beantworten. Da zaehlt zunaechst mal die Zeit, unser Trip Panama-Galapagos in 8 Tagen war traumhaft. Fast jeden Tag Vollzeugbrise, jeden Tag einen Fisch an der Angel, Sonnenschein und blaues Meer. Mit soviel Glueck geniesst man jeden Tag. Doch zwischen 1000 Seemeilen und 3000 Seemeilen liegt ein riesiger Unterschied und was sich als erstes bemerkbar macht, ist der Schlafmangel. Ein schoener Segeltag im Urlaub endet mit einem ruhigen Ankerplatz, einem leckeren Essen, vielleicht sogar im Restaurant und dem tiefen Schlaf dessen, der den ganzen Tag Seeluft geatmet hat. Selbst ein Schlechtwettertag mit Starkwind, vielen Manoevern und vielleicht einem kleinen Schuss Angst wirkt bei Tee mit Rum im Hafen nur noch halb so schlimm. Auf Langfahrt beginnt die eigentliche Arbeit erst dann, wenn ein normaler Segeltag endet. Bei 3-4 Meter Welle muss das Abendessen akrobatisch gekocht werden, danach beginnen die Nachtwachen. Man gewoehnt sich an den Rhythmus, und so lange das Wetter mitspielt, ist es wunderschoen. Wir hatten Tage, an denen wir wirklich nicht ankommen wollten. Nach 2-3 Wochen faengt die Kueche an zu leiden, saemtliches Gemuese und Obst ist gegessen, es gibt jeden Tag Bohneneintoepfe, Nudeln mit Tomatensosse und Currys mit Dosengemuese, es wird immer schwerer, sich abends als Belohnung ein richtig gutes Essen zu goennen. Aber irgendwann sagt auch der robusteste Koerper und Geist, jetzt reicht es. Und auch die beste, stabilste und schoenste Beziehung leidet nach 28 Tagen Isolation im Grand Bleu unter zuviel Naehe.
Ausserdem darf man bei unserer letzten Fahrt Michas Rueckenprobleme nicht vergessen. Das hat uns einfach den Rest gegeben. Micha hatte die Schmerzen und ich die Verantwortung fuer Schiff und den Patienten. Das ist nicht lustig und hat uns die letzte Energie geraubt.

Das man irgendwann nur noch ankommen will, ist trotzdem nicht schade, sondern bei einer so langen Strecke eben einfach normal. Und irgendwie auch schoen, denn wenn man nicht ankommen will, kann man sich doch gar nicht ueber den Augenblick des Land-in-Sicht-Kommens freuen. Aber ich kann Dich beruhigen, nach ein paar Tagen Erholung am Ankerplatz sind die Wunden vergessen und nach ein paar Wochen bekommt man schon wieder Lust auf die naechste Langfahrt. War zumindest nach unserer Atlantikueberquerung so.



  • 09:39
  • 01.05.2003
  • 23°06.93S, 134°58.05'W
  • Mangareva/Gambier
  • -
  • 30°C
  • NE 2-3
  • -

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