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Nachtgedanken

Nachtgedanken

21:11 Besteigt man einen Berg wie den Mount Everest kann man jederzeit abbrechen und den Rueckweg antreten. Bei einer Atlantikueberquerung sieht das etwas anders aus. Die ersten einhundert Seemeilen mag man noch abbrechen koennen und gegen den Wind zurueckmotoren, aber dann gibt es nur noch den Weg nach vorne. Mit dem Passat auf die andere Seite. Darum schaffen die meisten es auch, die erst einmal losgefahren sind. Wuerde es unterwegs Haltestationen geben, so bin ich ueberzeugt, dass viele sich das anders vorgestellt haetten und wieder aussteigen wuerden.

Wie schrieb Karna so suess ins Gaestebuch? >>Denkt immer daran: Columbus hat es auch geschafft.<< Ist jetzt uebrigends immer Trinkspruch beim Sundowner.

Es soll keiner denken, dass wir daran zweifeln wuerden, es zu schaffen. Es bleibt uns ja auch gar nichts anderes uebrig. Und da wir das ja vorher schon wussten, waeren wir im Falle von Zweifeln unseres Mutes erst gar nicht losgefahren.

Der Atlantik wurde schon in Einbaeumen, Badewannen und Faltbooten auf unserer Route ueberquert. Na! >>Ist doch gar nicht so schwer<<, werden jetzt wieder die Sesselsegler sagen. Machen, sag ich da einfach nur. Machen und nicht quatschen. Karna hat es gemacht und Klaus auch. Sogar noch mehr. Ganz rum mit der Lady. Vor uns. Ne? Doch. Achtung. Versteht man dann doch eben erst, wenn man mal 2000 Seemeilen in so nem Kahn sitzt, keine Menschenseele weit und breit und das wochenlang mit seinen Stimmungen, sich selbst und, nicht zu vergessen, den Stimmungen der See zu tun hat. Nur gut wenn einem dann nicht wie Joerg Lehmann sein Kocher um die Ohren fliegt oder man von Bord faellt beim Pinkeln. Weil helfen kann hier fast eh keiner mehr. Obwohl? Die von der ARC kommen ja demnaechst hier vorbei. Grins :-) Stehen kann man hier auch nicht 5669 Meter Wassertiefe.

Aber eigentlich wollte ich gar nicht so viel schreiben. Nur, dass wir wieder Passat von hinten haben, Welle auch und alles ganz gemuetlich ist. Und wackeln tut es halt auf nem Segelboot.

13:29 Ne, ne, Micha und ich stehen nicht auf dem Vordeck und machen Kniebeugen, sondern die Lady wird getrimmt.
Denn wir laufen immer noch zu weit noerdlich. Wenn wir so weiter machen kommen wir noch als Vorhut der ARC auf St. Lucia an. Wollen wir aber gar nicht hin!
Also spiel ich schon den ganzen Tag an den Schoten, an Daisy und was man noch so alles benutzen kann. Mit Erfolg, so langsam gewinnen wir ein paar Grad nach Sueden!

Von Nadia von der Bodenstation haben wir gerade per mail die Gaestebucheintraege vom Wochenende per mail bekommen. Schoen! Ist wie Weihnachten! Vielen Dank an alle, es motiviert ungemein, wenn man weiss, dass auch wirklich gelesen wird, was wir hier so verzapfen;-))

10:07 119 sm in den letzten 24 Stunden, Rekord auf dieser Fahrt. Wenn das so weitergeht, koennen wir wirklich zufrieden sein.
Das Fruehstueck ist relativ glimpflich verlaufen, kleine erstgradige Verbrennung an Michas Ferse von heissem Tee und an meinem Daumen von heissen Tellern. War aber lecker!
Und an das neue Gewackel werden wir uns auch noch gewoehnen. Hab schon ein paar blaue Flecken geerntet, aber die sind ja normal auf der Lady, ne, Astrid?

Wir haben schon wieder einen Angelkoeder mit Haken verloren, Leine glatt durchgebissen, die Theorie, dass wir von einem rachsuechtigen Hai verfolgt werden, der im Namen aller Fische boesartige Angelhaken abbeisst, waechst. So eine Art Robin Hood der Weltmeere;-)

09:05 Der Passat hat kraeftig aufgefrischt. Natale hat gerefft waehrend ich geschlafen habe. Trotzdem werden wir bei strahlend blauem Himmel durch die sich aufbauende kurze See ziemlich durcheinandergeschuettelt. Ich versuch gerade ein Fruehstueck in der Plicht und nicht auf dem Kombuesenboden anzurichten. Wird schon klappen. Die Stimmung ist gut. Es geht voran. Auf der Wetterkarte knuddeln sich ein paar Tiefs im Norden, westlich der Kanaren und oestlich Florida. Hoffentlich machen die nicht zu viel Schwell, sonst wird es ungemuetlich.

03:33 Endlich genug Wind um die 12.000 Kg Stahl, Proviant, Mensch und Technik nach vorne zu bewegen. Sportliches Wasserzerschneiden Richtung Westen. Das ist schoooooooeeeeeeeennnnn. Die Wetterkarte sagt mal wieder nicht viel fuer unser Fahrgebiet. Aber da ist ja auch nicht viel zu sagen. Passatwindzone halt...

02:36 Die Lady frisst die Meilen, dass man dabei zugucken kann, manchmal hat man fast das Gefuehl, dass sie gleich abhebt und anfaengt zu fliegen. Schoen ist das, endlich mal ein bisschen Geschwindigkeit zu haben.
Nur an den Laerm, der dabei im Innern entsteht, muessen wir uns erst wieder gewoehnen, auch die Bewegungen sind heftiger geworden.

00:01 Kielradio hat gerade live aus Las Palmas mitgeteilt, dass ihr Mailserver durch einen Hackerangriff nicht voll funktionfaehig ist. Armer Martin. Jetzt sitzt er in Las Palmas und installiert wahrscheinlich auf einigen Booten fuer die ARC, die ja am 25ten losgeht, noch schnell die Mailkommunikation und dann so was. So was ist doof. Auch in eigenem Interesse wuenschen wir schnelles Gelingen.

Ansonsten sieht man, dass es uns gut geht. Wir haben wieder Wind und die Lady schuettelt uns kraeftig durch. Trotzdem bin ich fuer das daypic in den Mast um Natale beim Bluesspielen abzulichten. Die Tage vergehen schnell und doch wird uns immer wieder klar, dass wir ja gerade mal 500 Meilen von 2100 geschafft haben. Uff. Das ist ganz schoen stressig. Ende nicht in Sicht. Warum hat der liebe Gott nicht auf halbem Weg eine kleine Insel geschaffen, mit einer schoenen ruhigen Ankerbucht? Waere doch mal ne Marktluecke fuer findige Unternehmer.

Unsere Launen wechseln von Himmel hoch jauchzend bis zu Heimweh und Mimimimi, ich will auf den Arm. Doch alles in allem eher Endorphinueberschuss. Ich glaube, wieder Land zu sehen, wird wie eine Neugeburt sein.

Technisch und seglerrisch ist alles prima. Wir schlagen uns ein bisschen mit dem Schamfilen (Abrieb von Leinen und Segel) der Fock- und Genuashot herum, was aber vollkommen normal ist. An die Bewegungen des Bootes haben wir uns vollkommen gewoehnt. Die Lady fegt bei diesem achterlichen Passatwind wunderschoen durchs Wasser, alle paar Minuten kommt Ihr eine Welle zu sehr von der Seite und es wird erst einmal kraeftig gewackelt. Aber man gewoehnt sich an alles.



  • 00:01
  • 19.11.2001
  • 'N/A, 0
  • Atlantik
  • Tobago/Trinidad
  • 26,7°C
  • 3-4 NE
  • 1,5

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