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Ausbaumen

Ausbaumen

22:26 Immer wieder schlug das Segel, keine optimale Segelstellung und so sehr wir uns auch gewehrt haben, da sind sie wieder die Passatsegel. Rechts und links ausgebaumt, Fluegel wie ein riesengrosser Schmetterling, majestaetisch schoen.

Denkste, natuerlich sehr fotogen, aber das ist auch alles. Die Lady legt sich von rechts nach links, von links nach rechts. Noch an den Halbwindkurs gewoehnt, verschuetten wir staendig Wasser und Wein, wenn wir versuchen irgendwo etwas abzustellen. Die Schoten knarren und heulen, die Segel schlagen ab und zu, ein Heidenlaerm.

So sind wir ueber den Atlantik gesegelt und haben danach beschlossen, diesen Kurs nach Moeglichkeit zu vermeiden. Wir haben es versucht, 1600 Seemeilen ist auch alles gutgegangen und nu schunkeln wir wieder.

13:31 Auch wir versuchen einen Rest der Wochenroutine auf See aufrechtzuerhalten. Grossputztag am Samstag, aufraeumen, Waesche waschen, Micha rasieren und, und, und... Nur aergerlich, das ausgerechnet samstags Schlager und Sporttag auf der Deutschen Welle ist. Das Interview mit Karel Gott interessiert uns hier draussen genauso wenig wie die Ergebnisse der zweiten Handballbundesliga. Egal, Musik aufdrehen und zu den Wackelbewegegungen der lady den Putzrhythmus finden.

Zwischendurch uebe ich weiterhin die Astronavigation. Micha moppert, zuerst lag der Sextant so lange in der Ecke rum, dass wir schon gar nicht wussten, wofuer wir ihn gekauft haben. Und jetzt muss der Skipper zwischen 10 und 12 allzeitbereit zur Zeitansage sein. Wie man es macht...
Aber so langsam klappt es immer besser. Die Schiffsortbestimmungen liegen zwischen 2 und 10 Seemeilen vom wahren Ort entfernt. Damit koennten wir schon ein paar Inseln finden!

Der Wind ist weiterhin schwach, aber wir segeln, die Tuecher flappen noch nicht. Etmal: 109 Seemeilen.

07:05 Noch 1.115 Meilen bis Pitcairn. Bei dieser Geschwindigkeit ETA in 11 Tagen. Nathalie hat gestern das erste QSO (Funkkontakt auf Amateurfunkerisch) mit Tom Christian, VP6TC, dem Post- und Funkmeister der Insel gefuehrt. Er meinte, das der Schwell sehr, sehr hoch sei. Quasi ankern unmoeglich. Nun gut, es sind noch ein paar Tage und wir werden weiter sehen. Es war uns vorher bewusst, dass wir mit etwas Pech, die Insel nicht anlaufen koennen. Dafuer ist Pitcairn bekannt. Mit dem eigenen Beiboot kann man eh nicht anlanden, sondern man wird von den Bountys abgeholt und wieder zurueckgebracht. Nun wir werden sehen. Der Wetterbericht sagt nichts gutes voraus: Wind nur noch unter 10 Knoten fuer den Rest der Reise, wild drehend und Schwell aus allen Richtungen. Wir kommen aus dem noch schwachen Passatgebiet raus.

00:19 Natale und ich koennen inzwischen vor Dauererschoepfung ueberall und jederzeit schlafen. Zur Wachabloesung gerade werde ich unsanft von Uhibuhs aus der Koje geworfen. Uhibuhs sind Seegespenster, die in gewissen Gebieten aufkommen, in denen noch nie vorher ein Boot war. Die Lady stampft wie wie wild, legt sich von rechts nach links, ich suche mein T-Shirt, meine Hose meinen Verstand und hangel mich in die Plicht. Mein Schatz schlaeft tief und fest und ich kann es ihr nicht veruebeln. >>Uhibuh, Uhibuh!<<, ruft es von See und ich klemme mich hinters Steuer, reffe die Genua, wir rasen mit 6 Knoten durchs Wasser und stehen mit 2 Knoten ueber Grund auf der Stelle ueber Grund. >>Uhibuh, Uhibuh.<< Der Bug taucht in die See und schaufelt Wasser, wie wild schaukelt die Lady von steuerbord nach backbord, ein Uhibuh zieht am Schleppgenerator und ein Uhibuh wackelt am Kiel. Doch das schlimmste sitzt laut zeternd oben im Mast und ruft noch mehr Uhibuhs die in der Naehe sind.

Mir reichts: >>Natale. Hilf mir.<< Natale kommt zeternd aus der Koje gewankt und fragt: >> Uhibuhs?<<. >>Ja, Du musst sie vertreiben.<< Natale weiss immer alles besser und das moegen die Uhibuhs ueberhaupt nicht. Kaum kommt ein unverbesserlicher Besserwisser wie Natale in ihre Naehe fangen die Uhibuhs an zu zittern und loesen sich in Luft auf. Plong!, Plutsch!, Plong! und schon faengt die Lady wieder an in die richtige Richtung zu lazfen, die Seen sind fast weg und die Gegenstroemung in den Tiefen des Pazific versunken. Gut eine solche Besserwisserin an Bord zu haben.



  • 07:05
  • 05.04.2003
  • 15°30.26S, 113°04.00'W
  • Pazifik
  • Pitcairn
  • 24°C
  • ESE 2
  • 2-3

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