noch mehr Fernweh

09:19 Es geht wieder los. Es juckt, kribbelt in den Gelenken, unaufhoerlich und immer doller. Der Tag beginnt mit dem sorgenvollen Blick vom Freibord runter ins Wasser, den Kiel entlangtastend, ob die Lady schon festgewachsen ist? Die Navigationssoftware ist das meist benutze Programm. Routen mit dem Cursor zu setzten, Entfernungen berechnen, Wetterberichte empfangen... Trockensegeln!?! Ich beschimpfe mich schon heimlich mit Worten wie, Lehnstuhlsegler, Haengengebliebener oder Salty Dog. Was man nicht alles fuer seine Natale tut. Kann sich ja eh wieder keiner vorstellen.

Da kommt eine Front ueber den Atlantik. Doch noch mal Afrika und zurueck? Ich fuehle mich wie eine Schildkroete, die man auf den Ruecken gedreht hat. Ja das ist Fernweh. Das kann richtig weh tun. Unsere Lady ist doch ein Segelboot und kein Marinadampfer mit eingerostetem Motor. Mann, reiss Dich zusammen. Es gibt noch so viel zu tun. Ich versuche mich selbst zu motivieren.

Auf der SY Complice zeigte die Fahrtenseglergemeinde mal wieder was sie wirklich kann. Feiern ohne Grenzen. Kleinkinder, Hunde, Katzen und natuerlich die dazugehoerien Seefrauen und Seemaenner, alle versammelten sich, so dass kein Glas trocken blieb und Tom, der Skipper der Complice, maechtig seine Stereoanlage ankurbelte um auch der ganzen Welt zu zeigen, wie gut es uns doch geht. Der Hinweis auf die Guardia Civil, die seit einigen Tagen ueber die Stege schleicht und Segelboote kontrolliert, brachten Ihn dann aber doch wieder zur Vernunft.

Meine zwei Paellas, nach Michis bewaehrter Seemannsart, fuehrten zu unzaehligen leisen, bis zu laut verbalisierten Lobeshymnen. Dazu, dass ich mir sicher sein kann, auf der ganzen Welt Seglergaumen damit begeistern zu koennen. Irgendwann, zu spaeter Stunde, wollten alle noch an den Playa, an dem es irgendeine geheime Fiesta geben sollte, wobei ich es dann aber doch vorzog meinen Hintern ueber die Reling der Lady zu bewegen und in die Seekoje zu fallen.