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18:53 Kaum habe ich gerade den Anker geschmissen kommt die Einwanderungsbehoerde (Zoll) mit Ihrem Schnellboot um die Ecke, entert die Lady, ich glaub mich tritt nen Pferd. Wollen die mir meinen Havana Club Rum streitig machen oder haben die Nix zu tun?

Die zeigen mir Ihren Ausweis. Ich zeige Ihnen meinen Presseausweis. Ob ich Englisch spreche. Na geht so, antworte ich auf Hochspanisch. Gegenseitiges Grinsen. Ob die Herren ein Bier wollen? Ja, duerfen aber nicht. Ich warte auf die Frage mit den Drogen. Kommt aber nicht. Was ist nen das fuer Boot? Die Lady kommt aus Hamburg. Ach die Zoellner tauchen auch. Und segeln. Na klar. Jetzt ist mir auch alles klar. Venga amigo!

Der Fahrer vom Boot ruft rueber, er habe heute noch was anderes vor. Is mir recht. Ich will schlafen. Sie haben Ihr Kohlepapier vergessen und muessen das Fomular viermal ausfuellen. Spanien halt. Ja, das ist meine Selbststeueranlage. Das ist die Antenne fuer die Satellitenverbindung. Und und und... Jetzt hab ich ganz viel Loecher im Bauch. Armer Micha. Aber Photos durfte ich machen. Is doch nett. Und das mit dem Presseausweis scheint zu klappen :-)

17:11 Ich koennte mich ja gewaehlter ausdruecken. Aber das war heute so wirklich richtig gemein. Nach meinem gescheiterten Versuch das Nordkap zu umrunden ist das Barometer mal so eben um 8hpa innerhalb von 4 Stunden gesunken und ich mitten in der Duese der Ostseite von Gran Canaria.

Ich haette ja gerne was geschrieben und Wind gemessen, aber nix ging mehr. Handsteuern und hoffen, dass das irgendwann ein Ende hat. Also fang ich mal an vorsichtig zu schaetzen. Wind 8 bis 9, Welle von hinten 4-6 Meter. Segel. Eigentlich keine mehr. Kuechentuch am Gross. Badehandtuch an der Fock. Mann, was hab ich meine Natale vermisst. Noch nicht einmal eine Zigarette war moeglich. Zwischenzeitlich hab ich zwischen zwei Wellen einfach mal das Steuer losgelassen und den Niedergang zugemacht. Gut so. Kurz spaeter, fast quergeschlagen, Welle in die Plicht. Klatsch. Nicht nur einmal.

Alles nass. Bis auf die Unterhose. Teilweise war ich so dermassen frustriert, das ist unglaublich. Ich wollte nicht glauben, dass das nach Maspalomas alles sein Ende haben wird. Ich hab die Sprayhood schon zerfetzt gesehen und meine Schultern schmerzen wie wild vom Steuern. Meine Haende rutschten auf dem Steuer herum wie Seife. An die Segelhandschuhe zu kommen war nicht drin. Navigation war auch nicht. Wie sollte ich den nach unten kommen? Gut das ich die Strecke schon mal gesegelt bin. Echolot an und ab und an mal ne Peilung.

Dann um die Ecke von Maspalomas und Ruhe kehrt ein. Wind weg. Sonne raus. Motor rein. Kenn ich ja schon. Na Gott sei Dank. Ich war kurz vorm Abdrehen. Die Wellen klatschen gegen die entgegengesetzte Stroemung. Noch ne Stunde Kabbelwasser und jetzt gibts nen Bier und Huehnersuppe. Das Barometer steigt. Mir reichts fuer heute. Ich such mir nen Ankerplatz in Morgan, frueh schlafen und morgen gehts weiter nach Teneriffa.

10:41 Niedergeschlagen sitze ich in der Navigation. Aufgegeben, Nase durch den Wind und ablaufen. Ich habe mich 4 Stunden bis an die Nordspitze von Gran Canaria gepruegelt. Brecher liefen ueber die Lady, Michi ist klaetschnass. Ne, nicht alleine, wenn es nicht sein muss. Ich hab die Lady schon auf den Felsen gesehen, mir vorgestellt, wenn ich um die Spitze gehe, mir ein Segel oder eine Schot bricht und ich auf die Kueste treibe, nichts mehr machen kann. Ich hatte einfach zuviel Angst. Zumal alleine. Also: Schwanz einziehen und ablaufen...

05:51 Morgenstund hat Gold im Mund. Das gilt besonders beim Segeln. Der Weg nach Santa Cruz de Teneriffe ist zwar nicht weit, aber beschwerlich. Erst mal um die Nordspitze von Gran Canaria kreuzen und dann mit halben Wind bei 5bft und 4 Meter Schwell. 54 Meilen. Das wird schwierig, bei Tageslicht in der Marina Atlantico einzulaufen.

Alleine um abzulegen brauche ich erst einmal anderthalb Stunden. Alles wegraeumen, spuelen, Fruehstueck, spuelen, Vordeck klarmachen, Versorgungsschlaeuche und Kabel kappen, diesen Bericht schreiben, Route planen, Motorcheck, Festmacher klarmachen und und und...

Beim letzten Schlag von Graciosa hierher habe ich ganz schoen was auf mein Seglerseele bekommen. Kurze hohe Wellen, zuwenig geschlafen, im Sturm abgelegt und 7 bft von hinten. Gut, ist ja immer ne Darstellungssache, aber eigentlich musste ich mir selber eine Ruege erteilen. Das haette so nicht sein muessen. Oder doch? Ich haette einfach besseres Wetter abwarten sollen. Aber Termine bringen einen ja dann doch immer wieder dazu Fehler zu machen.

Man lernt nicht aus. Long John (Segellatzhose) ist heute auch dabei und geschlafen habe ich auch genug. Es wird wohl halben Wind geben. Dann schaukelt die Lady nicht so. Trotzdem habe ich gestern die Schapps alle etwas kontrolliert um das Geschepper auf See langsam mal unter Kontrolle zu bekommen. Das wird dann wieder lustig mit Gaesten. -Nein, das Messer kommt rechts herum in die Schublade. Das Marmeladenglas steht hinter dem Honig...-

So, denn ma Leinen los. :-)



  • 05:51
  • 03.04.2001
  • 28°07.71'N, 015°25.56'W
  • Las Palmas
  • Santa Cruz de Teneriffe
  • 19°C
  • 2 NE
  • -

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