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Wachwechsel

Wachwechsel

23:45 Vater fragt ueber Mail, wie ich das denn so mache mit dem Rundblick. Garnicht! Is doch dunkel. Sieht man eh nix. Nein, Spass beiseite. Eigentlich alle 15 Minuten. Wenn die Fred Olsen Faehre mit 25 Knoten ankommt oder Jochen mit seiner Vertigo (is wahr, die laeuft nicht unter 20 Knoten!) dann dauert es 15 Minuten vom ersten Sichtkontakt bis zum Aufprall. Im Falle Jochen wuerde ich gewinnen :-) Im Falle Fred Olsen wuerde ich verlieren. Aber das Schlimmste sind eigentlich Container, Kuehlcontainer, die schwimmen naemlich, unsichtbar. Irgendwann heruntergefallen vom Containerdampfer.

Beim Schlafen traeume ich also nicht von Jochen, auch nicht von Natale, sondern von Containern und werde automatisch alle 15 Minuten wach. Manchmal auch nicht. Weil, man sieht die Container ja nun eh nicht. Wer weiss, wie die Einhandsegler das machen. Keiner weiss es so richtig, am wenigsten die Einhandsegler.

Meditaiven Kurzschlaf nennt man das. Kopf schlaeft, Ohren und Zeitgefuehl nicht. Faehrt Daisy den falschen Kurs oder faellt das Segel ein, werde ich eh sofort wach. Kompassschlafintegration! Stelle ich mir den Wecker, werde ich kurz bevor er klingelt von alleine wach. Irgendwie waechst man mit seinem Schiff zusammen.

Da gibt es noch den Warnsektor mit dem Radar. Sieht aber keine Container, weil die ja tauchen. Und Strom dafuer hat eh keiner und ich schon ma garnicht.

Auf der Lady alles gut. Micha wechselt die Wache mit Micha um 0 Uhr. Eine Birne ist matschig. Die Papaya fuer morgen frueh hat sie plattgewalzt ;-) Der Neumond geht jetzt auch gleich schlafen und dann gibt es ne andere Welle...

19:38 Woher kommt das nur. Stundenlang schaue ich die Wellen an. Alles ganz grosse Schauspieler. Jede will die Hauptrolle spielen. Mit einer unglaublichen Leichtigkeit heben sie die 12 Tonnen Stahl hoch, rollen unter Ihr durch und lassen die Lady sanft seitlich an Ihrer Flanke wieder herunter rutschen. Zwischendurch kommt immer mal wieder ein halbwuechsiger Star, der sich schickt ueber uns drueber zu rollen, doch im letzten Moment rollt auch er unter der Lady hindurch und verabschiedete sich mit dem Knarren des Mastes, mit dem Poltern der Toepfe in der Kombuese, die Lady wackelt mit dem Hintern und Daisy bringt alles wieder auf den rechten Weg.

Der Wind hat etwas nachgelassen. Wir sind langsamer geworden, aber das macht nichts. Oder haben wir einen Termin? Nein. Ankommen tun wir eh. Fuer die Nacht laufe ich eh lieber etwas untertakelt. Aber was heisst schon untertakelt. Ich habe nur die halbe Genua draussen. Schiebt da einer?

Navigationskontrolle. Mal wieder ein grosses Lob an unseren Sponsor TRANSAS. Gerade beim Einhandsegeln gibt diese Navigationssoftware einem Sicherheit und erleichtert die Navigation erheblich. Ich weiss, es gibt viele Segler die sich dagegen straeuben elektronisch zu. Doch Anfangs wollte auch keiner GPS und jetzt haben es alle...

Die Richtung stimmt, 2000 Meter Wasser unterm Kiel noch 78,6 Meilen, 14 Stunden bis zum Ziel, Ankunft 9:28 Uhr, Backbord querab Leuchtfeuer Toston, Flash 1s, 8s Wiederholung, 14 Meilen Tragweite... Alles auf einen Blick. An der Karte braeuchte ich fuer all diese Informationen mindestens 15 Minuten... In der neusten Version koennen ueber Imarsat die aktuellsten Wetterinformationen eingeblendet werden. Einzige Software, die in der Berufsschiffahrt zugelassen ist. So. Jetzt reichts aber mit dem Lob. Wenn der Rechner versagt kann ichs auch mit der Karte und dem nassen Finger und Natale noch viel besser.

17:56 Ich hab mich wieder in Daisy verliebt. Sie steuert heute wieder goettlich. Eigentlich wirklich bestes Segelwetter heute, bis auf die relativ kurze und hohe Welle. Zwischendurch hab ich wieder nen bisschen mehr Segel gegeben, aber direkt nen Anschiss von Daisy bekommen. Will sie nicht. Aber geht ja auch so. Unten in der Kombuese zu sein geht auch so langsam wieder.

Heute morgen war echt fiese Zweimeterwelle am Ankerplatz. Dem Schweden neben mir ist mit einem lauten Knall die Kette gebrochen, so hat es gekachelt in der Duese. Gut das er an Bord war. Aber wer geht bei so einem Wind auch in Ruhe im Dorf fruehstuecken? War gerade als ich losgesegelt bin. Schade, waere bestimmt nen huebscher Warpanker fuer die Lady gewesen.

Als erstes war da erst einmal die Mooring abzubauen. Durch die Welle war unter Wasser nur Sicht von einem Meter. Kaum war ich unten am Riff angetaucht um den Schaekel von der Kette zu loesen, traff ich Susi die Muraene. Nein, heute wollte ich keine Unterwasseraufnahmen fuers Internet machen, Susi. Da wurde sie boese uns schnappte nach mir. Versteh einer diese Frauen.

So, musste gerade mal raus wegen Schwindel :-) Passiere gerade die Suedspitze von Lanzarote Fuerte kommt so langsam in Sicht und der Sonnenuntergang naht. Ne, ne heute kein Sundowner. No Alk. Danke. Andere Schiffe habe ich bis jetzt noch nicht gesehen. Aber kalt ist es. Werde mir wohl mal Socken anziehen.

Heute morgen war dann noch das Dinghi mit dem Fall hochzuziehen und aufs Vordeck zu legen. Bei Zweimeterwelle. Auch nicht schlecht. Aber geht irgendwie alles inzwischen. Und! Ich habe den Windgenerator aus dem Rigg geholt. Auch Micha lernt. So, ich hab jetzt keine Lust mehr aufn Monitor zu schauen. Wackelt zu sehr. Ich geh mir lieber die Wellen anssehen.

15:31 Gut sechs Stunden habe ich gebraucht, bis ich erst einmal die Lady segelklar hatte. 12:42 UTC ausgelaufen. Es ist doch recht viel See und ich laufe nur mit halber Genua, immer schoen gerefft, damit ich nicht so schnell bin. Die Pendelsteueranlage macht alles prima und mir geht es auch gut. Ich habe alle Haende voll zu tun, keine Zeit an meine Rueckenschmerzen zu denken. Spaeter, wenn ich mich wieder etwas an die Welle gewoehnt habe dann mehr.

Fehleintrag, wohl doch uebermuedet.



  • 15:31
  • 29.03.2001
  • 29°09.35'N, 013°42.26'W
  • Atlantik
  • Las Palmas
  • 21°C
  • 5-6 NE
  • 3,5

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