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Hilfe, ich weiss nicht mehr welcher Tag heute ist

Hilfe, ich weiss nicht mehr welcher Tag heute ist

23:16 Ich hab vor Tropical Waves getraeumt. Zeit mal wieder zu versuchen unseren Barographen in Ordnung zu bringen. Ansonsten alles in Butter aufm Kutter. Wir werden jeden Tag fauler, reduzieren uns immer mehr. Uff, grundsaetzliche Beduerfnisse wie Schlafen, Essen, Trinken und Sex bestimmen den Tag. Ja richtig gelesen. Auf der Atlantikueberquerung haben wir vergessen wie das mit dem Zwischenmenschlichen so funktioniert und erst nach Landfall ist alles wieder normal geworden. Hier und jetzt scheinen das Erreichen hoher Breitengrade, wenn auch suedlich, die veraenderten klimatischen Verhaeltnisse, irgendwie sehr reizfoerdernd zu sein. Der Pazifik ist blau, der Himmel auch und das Leben ist schoen. Genug ueber das Liebesleben der Schmetterlinge erzaehlt. Geht ja eigentlich keinen was an.

Sind wir heute den 12ten Tag auf See? Ist heute Donnerstag? Mit der Zeitmaschine IRON LADY durch die Galaxien der Grade, Minuten und Sekunden, unterwegs auf der blauen Seite unseres Planeten. Ein wahrhaft schoener Traum, fast zu schoen um wahr zu sein und irgendwo am Horizont finden wir uns selbst. Die Wellen schlagen ums Boot in der Nacht, am Summen des Schleppgenerators erkenne ich wie viel Wind wir haben, das Wackel, die Geraeusche, die Art der Bewegung der LADY zeigt mir an ob wir richtig im Wind stehen, ohne aufzublicken ohne Instrumente, verwachsen mit dem Boot.

>>Was machst Du da?<<, frage ich Natale, die gerade das Licht an der Hundekoje anschaltet und Anzeichen von Aufstehen ausstrahlt. >>Ich muss Dich doch wecken. Du hast doch Wache.<<, meint sie augenreibend zu mir. >>Nein. Schatz. Ich habe schon seit einer halben Stunde Wache. Du bist mit schlafen dran. Leg Dich wieder hin.<< Verschlafen und verstoert schaut sie mich an, nickt, legt sich wieder hin und macht das Licht aus. Manchmal haben wir vor uns gegenseitig Angst, dass wir anfangen zu schlafwandeln und Nachts von Bord fallen. Mit ein Grund in der Plicht immer angeschnallt zu sein.

So. Ich nehme jetzt mal wieder den Funkverkehr auf. Vielleicht funktioniert das Radio heute und ich versuche mal mit Deutschland zu sprechen.

21:03 Durchschnittsgeschwindigkeit 5 Knoten, der Kuehlschrank wird bedrohlich leer. Eier, Gemuese, Kaese neigt sich dem End entgegen, wir muessen etwas tun.

Gleich nach dem Fruehstueck beratschlagen wir, diskutieren ueber Groesse, Weitsichtigkeit und Farbenblinheit der Fische im Pazifik und entscheiden uns schliesslich fuer einen Koeder, der farblich einem fliegenden Fisch aehnelt. Gut. Der Schleppgenerator wir fuer heute geborgen, eine zweite Leine fertiggemacht und los geht's. Genau, nach fest kommt lose, unser schoener Koeder, Geschenk zu meinem 30sten geburtstag wird innerhalb von 10 Minuten abgebissen. Kurze Niedergeschlagenheit, doch im Grunde sind wir zufrieden. Es gibt Fisch!

Als naechstes kommt unser groesster Rapala an die Angel. Ein paar Stunden vergehen, wir denken schon gar nicht mehr daran, bemerke ich bei der mittaeglichen Astrosonnennavstunde, dass die Angel zum zerreisen gespannt ist. Segel bergen, Aufregung, den holen wir uns. Unter lauten Begeisterungsrufen und Jubel kaempft der Skipper den Fisch immer naeher an die Lady. Thunfisch! Geil! Mindestens 15 Kilo, wenn nicht mehr. Wir landen das Ungeheuer an und koennen unser Glueck kaum fassen, erst 12 Tage nichts und jetzt feinster roter Thun. Sushi zum Abwinken.

Doch leider muessen wir ein paar Minuten spaeter feststellen, dass der ganze fisch voller weisser Wuermer ist. Zentimeterlange Viecher, sehr unappetitlich. Die Vorstellung, sich mit irgendwelchem Getier zu infizieren, mitten auf dem Ozean, ist nicht besonders prickelnd und so landen 15 kg Kilo Delikatessthunfisch auf dem Meeresgrund. Bestimmt konnte sich wenigstens noch ein Hai daran guetlich tun.

Ein bisschen bedrueckt sind wir, aber geben die Hoffnung nicht auf. Die Angel schnarrrt noch zweimal an diesem Nachmittag, doch leider reissen sich die Fische immer wieder los, bevor wir die Gecshwindigkeit drosseln koennen. Doch wir geben nicht auf, sie beissen endlich, Koeder und Geschwindigkeit sind richtig, morgen landen wir die Biester auch an!

BTW, 130 Seemeilen Etmal, weniger als 1300 Meilen bis Pitcairn.

06:49 Rumschreien erlaubt. Aber erst wenn Natale schon auf ist, sonst bekommt die einen Herzinfakt oder nen blauen Fleck, wenn sie aus dem Bett faellt.

Beate, Dein Gaestebucheintrag ist uns sehr hilfreich. Wir haben ganz andere Frequenzinformationen und hoeren uns schon die Ohren platt um mit Pitcairn in Kontakt zu treten. Bisher hatten wir leider noch keinen Kontakt, aber jetzt wird das bestimmt klappen. Ausserdem gibst Du Dir selber die Antwort, warum ein Amateurfunkrufzeichen so wichtig ist. Ich weiss nicht wie die Pitcairner das sehen, aber Amateurfunker duerfen normalerweise nicht mit Nichtamateurfunkern reden. Hirnrissig, aber wahr. Gibt auch Leute, die sich darueber hinwegsetzten. (Pacific Net, 14.135, 01 UTC) Nen Rufzeichen erleichtert dem Segler den ganzen Funkkram erheblich.

01:15 Der Passat ist irgendwie weg. Die Lady wankt in der Welle, dass wir drinnen wild von rechts gescleudert werden und der Inhalt der Schapps ebenso. Genau der Grund weil wir eigentlich nicht auf die Marquesas wollten, weil man dort auf dem Kurs platt vorm Laken segelt, eben mit diesen Rappelkistenerscheinungen. Wache dabei zu haben ist genau so bloed wie zu schlafen. Ich habe die wildesten Albtraeume hinter mich gebracht.

Mit Daisy unserer Selbssteueranlage ist natuerlich irgendwie bloed, aber nicht zu aendern. Auf irgendeiner der naechsten Insel werden wir irgendeine Loesung finden.

Da kommt wieder ein Windhauch, schiebt uns ein paar hundert Meter weiter.



  • 06:49
  • 03.04.2003
  • 13°35.68S, 109°43.29'W
  • Pazifik
  • Pitcairn
  • 25°C
  • SSE 3
  • 2-3

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