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Mr. Boombastic

Tage wie heute

Mein Krankenhaus Leben hat sich zu einer Achterbahn entwickelt. Ich versuche irgendwie Struktur und einen gewissen Alltag in mein Leben zu bekommen. Aufstehen, Frühstücken, 20 km Radfahren auf dem Heimtrainer, Duschen, Mails rx/tx und so weiter… Gestern dann Knochenmarkspuntion, die einzige sichere Diagnose über meinen Gesundheitszustand. Am Nachmittag kommt die Nachricht. Dr. Helge steckt den Kopf durch die Tür, kommt gar nicht richtig rein, weil er sich nicht verkleiden will: „Null Prozent Blasten!“ Ich freue mich. Daumen hoch. Damit hatte keiner gerechnet, dass das neue Medikament so schnell anschlägt. „Das sind die besten Vorraussetzungen für eine erfolgreiche Transplantation.“

Heute dann wieder: Aufstehen, Frühstücken, 20 km Radfahren auf dem Heimtrainer, Duschen, Mails rx/tx und so weiter… „Kannst Du mir bitte mal den Chemoplan ausdrucken?“ Schwester Aiko bringt mir das Papier mit. Ich habe jetzt einen ZVK. Drei Schläuche am Hals, um mir die Medikamente direkt vors Herz zuzuführen zu können. „Kann ich die zweite Seite auch noch haben?“, da stehen die richtigen Namen der Medikamente drauf. Die Chemo soll aufgrund der guten Punktionswerte kürzer dauern und beginnt erst am 2.1.20 Dr. Helge will mich sogar Sylvester für ein paar Stunden nach Hause schicken. Ich weiß gar nicht ob ich das will. Der Chemoplan sieht aus wie in ein amerikanischer SiFi Krimi, wo medizinische Versuche an Soldaten gemacht werden, um aus Ihnen Kampfmaschinen zu machen. Das Schlimme daran ist, dass die Zytostatika selbst als extrem krebserregend gelten. Vor hundert Jahren war die menschliche Lebenserwartung die Hälfte der heutigen. Schon irre. Noch vor drei Jahren wäre ich schon längst tot. Scheiß Krankheit, Scheiß Leukämie, Scheiß Krebs.

Auf dem Photo das ist Joshua. Einziger männlicher Pfleger auf der Stefan Morsch Station. Blutjung und ein ganz, ganz netter, der den großen Skipper Micha auch mal kurz in den Arm nimmt, wenn der heulend auf der Bettkante sitzt. Kein einfacher Job, erklärt mir Schwester Aiko. Die Patienten sind wochenlang bei uns auf der Station. "Ein gewisser gesunder Abstand vom Schicksal des Patienten ist notwendig, sonst ist der Schmerz groß, wenn denn die Behandlung nicht den gewünschten End-Erfolg bringt. Es gibt genügend Pflege-Kollegeninnen, die wechseln, auf eine andere Station oder gar in einen anderen Beruf." Kann ich mir lebhaft vorstellen. Ich bewundere Nathalie, wie sie die zum Teil schwerkranken Patienten hinter sich lassen kann, in dem Moment, in dem sie Feierabend hat.

Ganz andere Gedanken plagen mich in diesen letzten Tagen meines nicht so erfolgreichen Jahres 2019: Was mache ich eigentlich, wenn ich das alles hinter mir habe? Gehe ich zurück auf die MARLIN, dorthin wo es warm ist und vermisse dann Nathalie, die sich so unglaublich warm und herzlich um mich kümmert und meine Kinder? Oder bleibe ich hier in Flensburg und gehe ein, wie eine nicht gegossene Blume, weil der deutsche Alltag mich fertig macht? Werde Hausmann, warte auf Nathalie und die Kinder, kümmere mich hier und dort. Nicht so mein Leben hier ohne Freunde, Gleichgesinnte und Mitsegler. Das Ganze in Anbetracht meiner gänzlich nicht vorhersehbaren Lebenserwartung, macht mich gedanklich fertig. „Jetzt sehen wir erst einmal zu dass wir Dich wieder auf die Beine stellen“, meint Nathalie pragmatisch. Meinen Wunsch mit meiner Familie segeln zu wollen verkneife ich mir.



Mitsegeln auf der MARLIN!

Atlantiküberquerung West - Ost 2020. Sichere Dir Deinen Platz.

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  • 21:28:00
  • 28.12.2019
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