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Gennakersegeln

langsam, aber stetig

Unsere Autobahnauffahrt entpuppte sich leider eher als Einfahrt zur verkehrsberuhigten Zone, sind wir wohl irgendwo falsch abgebogen. Kaum lag Micha im Bett, ist auch der Wind schlafen gegangen. Ich weiß nicht mit welchen Tricks oder Gebeten er die 9 Knoten Wind erzeugt hat, ich konnte es auf jeden Fall nicht. Ein paar Stunden also wieder dümpeln, treiben, doch als das GPS auf einmal anzeigte, dass wir aufgrund einer südsetzenden Strömung rückwärts treiben, haben wir wieder den magischen Schlüssel gedreht und Emma ne Runde tuckern lassen.

Dann wieder Wind. Gennaker setzen, vorderen Pol optimieren, Groß wegnehmen, dreimal kräftig pusten und schon stehen 220 qm knisterndes Tuch am Himmel. Schön. Sehr schön. Aber nicht schnell. Dazu reicht der Wind nicht aus. Von 6 Knoten achterlichem Wind bleibt eben kaum was übrig, was will man machen. „Laut Grib Files haben wir jetzt schon 10 Knoten Wind!“ Der Standardspruch des Tages. Leider existiert der Wind nur auf den Grib Files, wir machen mal 2, mal 3, auch mal kurzfristig 4 Knoten Fahrt unter Gennaker. Mehr ist nicht drin. Aber das Barometer fällt langsam, irgendwann müssen wir aus diesem Hochdruckzentrum rauskommen und die richtige Auffahrt finden. Vielleicht mal die Straßenkarte andersrum halten? Oder Brille aufsetzen?

Wir nehmen es gelassen, denn eigentlich geht es uns ja gut. Es gibt frische Doradenfischstäbchen, es wackelt nicht, alle haben viel Zeit füreinander, die Sonne scheint, es sind noch nicht alle Bücher gelesen und nicht alle Spiele gespielt. Trotzdem, bitte alle weiter kräftig pusten, damit wir ankommen, bevor die Backskisten leer sind. Etmal: magere 82,4 Seemeilen.

Inzwischen ist es Nacht. Ich bin wieder anne Wache. Ganz ohne Gebete: 10-14 Knoten Wind und dieses Ding da oben. Jetzt geht es ab. 7+. Cool. Bisschen schummrig is mir aber auch. Na ja. Ein Genua-Sheet los und es flattertet im Wind. Kurs Azoren liegt an.

Gennaker zweigeteilt

Pechsträhnen die Dritte

Und der Jürgen, der hat noch geschrieben: „Micha, mach Deinen Genacker nicht kaputt!“ Gestern Nacht, ich hatte grade nach einem netten QSO mit DJ9UE, meinem neuen Freund Rüdiger, das Mikrophon wieder an seinen Platz gehängt, da macht es: „Päng!“ Kennen wir ja schon. Sofort stehen Nathalie und Julian im Niedergang. „Was’n passiert?“ „Der Genacker ist am Bug ab!“ „Ja, soneneverdammterscheiß...!“ Ich denk noch: Gibt Schlimmeres! Den haben wir gleich wieder drin. Und lasse die Genackershot los. 12 Knoten Wind liegen aus raumshots an. 220qm (Wie groß ist Deine Wohnung?) Tuch fliegen nach backbord und machen einen Höllenlärm. Jetzt kommt der Fehler: „Komm wir holen den im Socken (Bergeschlauch) runter“ Bis wir die Handschuhe anhaben, sagen wir mal 5 Minuten, und vergeblich versucht haben den Socken runterzuziehen, hat der Wind und das fliegenden Bugshothorn schon sein Werk getan und den Genacker in zwei Teile gefetzt.

“Hätte, Hätte Fahrradkette...“ findet wieder Anwendung. Aber jetzt liegen die besagten 220qm Tuch im Wasser und wir müssen aufpassen, dass die sich nicht um den Kiel und Propeller wickeln. Mit sechs Händen geht das relativ schnell. In der Dunkelheit können wir nicht genau sehen, wie groß der Schaden ist. Aber eine Reparatur mit Bordmitteln fällt aus. Der ist hinüber. Ein Lieg ist komplett durchgerissen. Ob ein Segelmacher den hinbekommt? Wir werden sehen.

Das vordere Schothorn hatte ich mit einem soliden Tampen mit einen eingespleißtem Klappschäkel und einem Block angebracht. Tampen ist noch da. Den Klappschäkel hat es komplett zerfetzt, auch am Schothorn des Segels ist der auch nicht mehr. Aber das war kein „guter“. Tja. Hinterher, weißt Du immer mehr. Das Großfall habe ich zusätzlich zu dem Klappschäkel aus Titan, mit einem soliden Bändsel gesichert. Warum hatte ich das hier nicht auch gemacht. Oder einfach einen Palstek Knoten?

Man lernt ja nicht aus. Ich hätte das Spifall lösen sollen und mit der Leine des Bergeschlauchs das Tuch vom Mast runter ziehen sollen. Dann wären wir jetzt noch zwei Knoten schneller. Nächste Mal weiß ich Bescheid.

“Das war ein kurzer und teurer Spaß!“, meint Nathalie. Wo sie Recht hat, hat sie Recht. Dann schauen wir mal, das nicht noch mehr kaputt geht.



  • 11:39
  • 20.06.2014
  • 32°36.9556'N, 71°18.8925’W
  • 60°/4,5kn
  • Nordatlantik
  • Azoren / Atlantik
  • 28,0°/1018.1hpa
  • 24.5°
  • 250°/9kn
  • 1,5m

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