- Abgemeldet
- Schon wieder Fisch
- Die Post ist da
- Auf dem Weg nach Süden
- Mehrfarbig
- Wohlbefinden
- Arved springt ins 3,5 Grad kalte Wasser
- Moto Town
Begleitung
Weiter Kurs Nord
Schon gestern Abend tauchte einer meiner Lieblingsvögel auf See auf, ein Tropenvogel. Unverkennbar an seiner langen schmalen Schwanzfeder und dem roten Schnabel. Nervös tänzelt er Runde um Runde um die MARLIN. Heute Morgen kam er wieder und hat Verstärkung mitgebracht. Zu sechst umkreisen sie nun unser Schiff und der Verdacht drängt sich auf dass sie es auf die Schwanzflosse der Dorade abgesehen haben, die am Geräteträger baumelt und in den nächsten 4-8 Wochen durch Salz, Luft und Sonne soweit konserviert sein soll, dass sie geruchsneutral das Kopfende von Julians Bett zieren kann. Jagdtrophäen gehören schließlich nicht in die Schublade. Die Tropenvögel palavern aufgeregt und hektisch über Stunden miteinander, ein paar Mal versucht einer den Mast als Landeplatz zu nutzen, wird aber von diversen Antennen und Geräten abgehalten. Wieder großes Palaver. Anscheinend diskutiert man die Lage.
Wir interessieren uns mehr für die Wetterlage. Schon wieder sieht es furchtbar dunkel am Horizont aus. Doch wir haben Glück, sämtliche Regengüsse ziehen backbord und steuerbord an uns vorbei. Zurück bleibt, wir können es kaum glauben: Wind. Ein perfekter subtropischer Segeltag, blauer Himmel, blaues Meer mit weißen Schaumkrönchen, 6 bis 7 Knoten Fahrt. Der einzige Haken, wir segeln schon wieder hoch am Wind. Aber wer will sich beschweren, wenn die Wetterkarte Flaute angesagt hat. Die Dorade ruft im Kühlschrank und will auf den Tisch. Heute erst mal klassisch, in Mehl gewendet und Butter gebraten. Michael und Dani, wir essen eine Portion für Euch mit, machen wir gerne!
Jetzt wo es Essen gibt sind die Tropenvögel übrigens wieder verschwunden. Vielleicht liegt es auch am Breitengrad, denn die Tropen haben wir mittlerweile verlassen. 29 Grad Nord ist erreicht, die Nächte werden merklich kühler.
Julian hat den ersten Fisch in seinem Leben gefangen
Und gar nicht mal so klein
Neben viel Wasser, einem ständigen Horizont und Wind aus allen Richtungen gibt es auch gelegentlich einen guten Fang. „Catch oft he day!“, machte heute Julian. Ich stand grade unter der Dusche, da hieß es plötzlich: „FISCH!“ Normalerweise rechnet man mit einem kleinen Thunfisch oder in Kuba immer mit einem Barakuda, aber mit einer ausgewachsenen männlichen Dorade oder Goldmakrele, damit rechnet keiner. Vor allen Dingen nicht Julian, der ordentlich zu tun hatte das 13,8kg Prachtvieh, mit 1,42cm Länge an Bord zu bekommen. Herzlichen Glückwunsch Julian, dass Dir Dein Angelglück und mein voller Teller treu bleibt.
Wir reiten durch die Nacht. Der Wind ist weg und die Sterne klar. Abnehmender Mond, aber immer noch hell wie am Tag. Um 00:00 Uhr ist der Wind schlafen gegangen und ich drehe den Schlüssel um. Ich mein nicht fünf Knoten Schwachwind. Das haben wir die ganze Zeit und ab vier Knoten Wind wird gesegelt. Schlafen gegangen, meint kein Wind. Dann nehmen wir eben den Diesel den wir ja dafür mitgenommen haben. Im schlimmsten Fall müssen wir die Bermudas nicht passieren, sondern anlaufen um zu tanken. Aber von der Diskussion sind wir noch weit entfernt. Die dicke Emma dieselt im Moment brav vor sich hin und schiebt uns mit vollem Groß durch die Flaute. Am Morgen wird es wieder ein Lüftchen geben und ab 38°N hoffentlich Wind aus irgendeiner Richtung außer von vorn.
”Der ist ja größer als ich!”, schreit Maya und tänzelt auf einem Bein freudig im Cockpit umher. Eindeutig zu viel gesegelt in ihrem Leben und zu viel Fisch bekommen, denke ich mir nur. Das Gaff zum Einholen größerer Fische hat sich kurzerhand in zwei Teile zerlegt. So machen wir dem Tier einen kurzen Kampf und ich gebe ihm noch im Wasser mit der Harpune den Gnadenstoß. Sonst hätten wir den MaiMai, polynesischer Name für die Goldmakrele, auch gar nicht an Bord bekommen. Da fängt Lena plötzlich an zu heulen: „Ihr dürft dieses schöne Tier nicht töten.“ Nach pädagogischem Hin und Her mit der Mama: „Natürlich möchte ich den Fisch essen, aber ich will nicht, dass ihr den schönen Fisch tötet.“ O.K. Wir haben grade ein typisches Problem. Aber Lena beruhigt sich wieder. Der Hunger siegt. Die Alternative zu Reis und Bohnen siegt. Wir haben nämlich den Eisschrank NICHT voll mit Fleisch, sondern abgetaut.
Was Du jetzt denkst, schreibst Du ins Gästebuch. Da freuen wir uns über eine Antwort auf See, denn wir sind tausende von Meilen weit weg und ohne Sozial Media. Ist das schön!