Freizeitstress

Nach einer ziemlich anstrengenden Woche in Duesseldorf, mit Arbeit Geburtstagfeiern, Krankwerden, Fliegen u.s.w. komme ich auf Madeira an und wuensche mir eigentlich nur eins: Schlafen, Ruhe, Essen und keine Verpflichtungen...Schliesslich schwaermt Micha immer wieder am Telefon, wie schoen das ist, das suesse Nichtstun, kein Wecker, kein Terminkalender, keine Verabredungen, kein Freizeitstress...

Doch alles kommt anders, mein lebender Wecker, Terminmanager, Animateur heisst ausgerechnet Michael und mein erster Tag beginnt um 8 mit Fruehstueck in der Plicht! Der Auftakt zu einem Tagesprogramm bei dem ich bitteschoen all das sehen soll, wofuer Micha 3 Wochen Zeit gehabt hat:
Zuerst zu Miguel, dem Bootsbauer, Kuesschen geben, Spanisch/Portugiesisch radebrechen, schoene Holzboote bewundern, in der Hafenbar Kaffetrinken, zurueck aufs Boot, auf dem Weg Artur, der dicke Cubaner, der Micha seine gelesenen Zeitungen fuer Bootsarbeiten ueberlaesst...erzaehlt uns das Hermann gerade angekommen ist, also weiter in den Schrebergarten, Bananen gucken, Geschichten ueber unverheiratete Soehne hoeren: drei Stueck, alle ueber 30! Alles nicht mehr so wie frueher.

Die Sonne scheint. Zurueck aufs Boot, schnell die Gedanken an Haengematte und schlafen fallenlassen, jetzt gibts die erste Tauchstunde. Sonne, Flut und damit klares Wasser muss man ausnutzen.
Doch erstmal Theorie: Nullzeit, Druckausgleich, wieviel Liter Luft habe ich bei 30 m Wassertiefe in meinen Lungen, was passiert wenn, wieso haeb ich auf einmal Sprudelwasser in meinem Blut u.s.w. Mir summt der Kopf und weiter gehts! Guidos Tauchanzug anziehen, Brille nassspucken, Schnorcheluebungen, ich fuehle mich zunaechst wie ein Fisch auf dem Trockenen. Bleigurt, Schorchel auspusten, abtauchen u.s.w., nach einer Stunde darf ich in 30 cm Wassertiefe aus der Flasche blubbern, nach knapp 2 Stunden schluck ich dann doch naochmal Wasser bin muede, k.o und gluecklich.

Essen, Fisch und Gemuese, das ich noch nie gesehen habe, kurz ausruhen und Vorbereitung fuer unser naechstes Date.

Abendprogramm mit Portugiesen, Eroeffnug einer brasilianischen Bar, die der Schwester der Billiard begabten Sol-i-mar gehoert, die Schwester heisst Mar-i-Sol, was haetten die Eltern wohl gemacht, wenn sie noch mehr Maedchen bekommen haetten?

Autofahren, Handygebimmel, jeder hat eins jeder zeigt seins, jeder laesst sich anrufen und tut so, als sei er fuerchterlich genervt.
Caipirinha, brasilianischer Fischeintopf, vinho verde, Englisch, Spanisch, dann in den naechsten Laden, Disco-Karaoke-Club in Machico und Nathalie macht schlapp, das reicht fuer den ersten Tag.
Das zum erstenmal in meinem Leben von ein paar verrueckten Portugiesen auf eine Karaoke-Buehne geschleift zu werden wollte ich mit dann nicht mehr geben und schleife meinen Michi nach Hause.

Als Belohnung fuer all die Anstrengung bekomme ich heute Kaffee und Fruehstueck ans Bett und darf liegenbleiben...