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angeschubst

angeschubst

20:02 Nach stundenlangem Motor an, Motor aus, treiben und dieseln kam um 16 Uhr endlich die ersehnte Brise aus Ost. Zuerst nur sehr schwach, aber doch eindeutig stetig. Den Blister hoch, Augen machen und staunen. Ein bisschen Stroemung schiebt mit, der Wind wird auch mehr und von Minute zu Minute werden wir schneller. Der Blister spendet dem gesamten Vorschiff Schatten und so sitzt die Familie am Mast, schaut aufs Meer und geniesst das Fahrtensegeln.

18 Uhr. Die Lady faehrt am Wind unter Blister und Gross fast 7 Knoten, legt sich in die Seite, als waere sie ein Rennboot, alles ist gut, wir bestaunen unser grosses buntes Tuch, das auf einmal wie von Zauberhand in sich zusammenfaellt und im Wasser landet. In Sekundenschnelle werden aus 7 Knoten glatte Schnur und die Skipper schauen bedroeppelt ins Wasser.

Unter viel Fluchen birgt Micha das Segel patschnass an Deck. Was ist passiert? Heute Mittag wollten wir es besonders gut machen. Das Spinnakerfall an Steuerbord ist schon recht alt, und der Tackling, der den Schaekel haelt, sah irgendwie nicht mehr vertrauenserweckend aus. Also habe ich einen neuen Tackling gemacht, mit 4 Jahre altem Tampen, Fischer- nicht Seglerqualitaet, aus Panama. Steif und verbacken das Material, das wieder richtig gut hinzukriegen ist schwer. Tja, und wenn dann das Kind wieder aus dem Mittagsschlaf aufwacht, gibt man sich zu schnell mit dem zufrieden, was gut aussieht. Einen Palstek haetten wir machen sollen, nicht elegant, aber zweckmaessig. Oder das Fall in Ruhe lassen, denn was 4 Jahre gehalten hat, haette sicher auch noch 8 Tage mehr ueberstanden.
Jetzt haben wir einen nassen Blister und das Fall ist natuerlich komplett durchgerauscht. Austausch auf See? Nee, das klappt nicht, zuviel Gewackel. Also nur noch Genua.

Bloed, saubloed.

Jetzt segeln wir unter Vollzeug in die richtige Richtung, 4,5 Knoten sind ja auch nicht schlecht. Wollen wir mal hoffen, dass die Brise anhaelt.

10:20 Morgens um 6 denken wir schon, wir koennen aufatmen: Wir segeln mit 2 Knoten in die richtige Richtung mit einer leichten Brise aus NW, entgegen der Vermutungen sind wir zudem in der Nacht auch nicht 20 Meilen, sondern nur 4 nach NW getrieben worden. Sieht doch ganz gut aus, oder? Skipper hat auch gut geschlafen, doch da, beim morgendlichen Funken, faellt der Wind auf einmal vom Himmel ins Wasser und taucht ab. Weg isser, wie ein Delfin, pfft. Das wars dann wohl mit dem Sonntag.
Je hoeher die Sonne steigt, desto mehr legt sich eine bleierne Hitze auf die Lady, nur ein Bad im Wasser kann da noch helfen. Das Wasser ist mittlerweile uebrigens richtig frisch fuer unsere Verhaeltnisse. Warmduscher, wir. Maya geht schon gar nicht mehr mit an die Badeleiter.
Ein Blick in den Wassertank verheisst auch nichts gutes, trotz Wassersparmassnahmen sinkt der Spiegel eindeutig zu schnell. Natuerlich haben wir 40 Liter Reserve an Deck und wenn es wirklich knapp wird, koennen wir jederzeit die Kueste anlaufen und Wasser bunkern, aber wir wollen natuerlich nicht. Wir wollen nach Richardsbay.
Aber so macht das irgendwie keinen Spass, wenn man beim Kochen jeden Tropfen Wasser abmessen muss, das Salzwasser nicht mal mehr mit nem Glas Suesswasser runterspuelen kann und der Teegenuss auf eine Kanne pro Tag beschraenkt wird. Nee, das geht vielleicht noch, wenn man weiss, man is in 3 Tagen im Hafen, aber mit 840 Meilen vor dem Bug.
Naja, immerhin ist es eine Anekdote, die man prima spannend in einem Buch verarbeiten kann, wer will schon Berichte ueber glattgelaufene Blauwassertoerns lesen? Ein bisschen Dramatik muss sein. Hoffen wir also, dass es noch laenger dauert, und wir demnaechst sogar die Zaehne mit Salzwasser putzen muessen! ;-)

So, schluss jetzt mit dem Gejammer, hilft ja auch nichts. Bevor die Stimmung gegen null wandert haben wir vor 10 Minuten Johann aktiviert und machen einfach mal ein paar Meilen Sued. (Die wir heute nacht dann wieder hochtreiben koennen, oder?) Poldy kuendigt ab heute Nacht NE an, erst 5, dann 10, dann 15, bis zu 25 Knoten. Prima. 5 Tage lang soll der Zauber wirken, da muessten wir doch einiges an Strecke schaffen. Hoffen wir, dass das Wetter Poldys Mail auch gelesen hat und weiss, was es zu tun hat! ;-)

Hmm, mal ueberlegen, was gibt es sonst noch positives? Zwei leckere Mehrkornbrote duften im Backofen, wir haben noch einen halben Yellowfin fuer Thaicurry im Kuehlschrank, eine Ladung Yogurt bruetet sich unter der Bettdecke reif, die Sonne scheint (ok, Regen waere anbetracht des Wassermangels vielleicht besser),wir haben seit Nosy Be schon 500 Meilen geschafft und Norbert von der PAMELA ist immer noch davon ueberzeugt, dass wir am Samstag den 4.11. puenktlich zur Happy Hour im Yacht Club anlegen werden. Na dann.

01:36 Genua is runter. Kein Wind mehr, keine Welle, Totenstille. Der Motor ist auch aus. Poldy hat geschrieben, dass es morgen 0-10 Knoten aus Ost gibt. Als Nix. Vielleicht umlaufend. Ab Mo wieder irgendwas aus NE. Na, dann bin ich ja mal gespannt. Ich mach hier auf jeden Fall jetzt Feieraben, nehm mir nen doppelten Rum mit ins Cockpit. Wir treiben zurueck nach Nord mit 2,5 Knoten!

00:39 Wir sind den ganzen Tag gegen des SW Wind angesegelt, gekreuzt. Alle drei Stunden einen Schlag. Elend, aber wir haben ja ein Segelboot!

Zurückgelegte Strecke nach Süd. 30 Meilen. Jetzt, mitten in der Nacht. Stille, der Wind hört auf, Gegenströmung setzt ein. Der Autopilot meldet Error, weil er damit nicht klarkommt, dass die LADY wieder mal nach Norden versetzt wird.

Kurse auf Kompass und GPS sind nur noch anzunehmende Variablen. Die Strömung schiebt uns wild von eine Richtung in die andere. Von der zu erwarteten Nordströmung mit 1-2 Knoten bekommen wir wenig mit.

Die Wetterberichte, alle, ändern sich jeden Tag. Für Morgen 10-15 Knoten aus östlichen Richtungen. Hmm. Heute doch wieder 5 Knoten aus SW. Eigentlich sollten wir 20 Knoten aus Nord haben über fünf Tage, aber nix. Jeden Tag SW, jeden Tag die neue Prognose, in zwei Tagen Nord. Nächster Tag. Ne heute noch nicht, aber in zwei Tagen.

PAMELA hat angehalten. Irgend ne kleine Insel in der Flachwasserzone. Nach 8 Stunden ist ihnen die Sicherung durchgebrannt und sie sind wieder los. Weil wir nach Süden gekreuzt sind. Logisch, würde mich auch ärgern. Jetzt haben die auch kein Wind mehr und werden wieder nach Norden vertrieben. Es ist zum Heulen.

Was machen. Normalerweise: Segel runter, Schlafen gehen. Aber das geht nicht, die Strömung schiebt uns statt nach Süden, nach Norden. Im Moment läuft der Diesel für ne Stunde oder zwei. Für die Nerven, zur Beruhigung um vielleicht doch ne Idee zu haben. Aber wir haben nur noch Diesel für 21 Stunden. Danach fängt die Notration an.

Ich mal wieder raus. 50 Meilen bis zu den kleinen Riffen wo man ankern kann. Aber wie dahinkommen ohne Wind? Und dann? Kein Wasser mehr, kein Diesel, die Backskisten sind leer und im Kühlschrank noch Fisch für morgen. Gemüse haben wir schon seit einer Woche keins mehr.



  • 00:39
  • 29.10.2006
  • 16°57.69S, 040°23.43E
  • Straße von Mozambique
  • Richards Bay/South Africa
  • 29°C
  • 1 SW
  • 1,5

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