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Putzen, Putzen und Reparieren

Bootsleben

“Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so viel geputzt wie hier und heute.“, so kommentiert Lukas diesen Samstag. Das Leben unserer neuen Crew bestand in den letzten Tagen, nebst Eingewöhnung und dem Erkunden von Horta und Pico, vor allen Dingen aus dem Begriff: „Schei..pumpe!“ Unter der Awasserpumpe des Mittschiffklos war es feucht und ekelhaft. „Ich habe ein Reparaturset! Also alles kein Problem.“ Um die MK5 Pumpe auszubauen braucht man allerdings Finger aus Gummi. Julian und Lukas kann ich für die Arbeit begeistern. Als erfahrener Skipper nutze ich die kritiklose Anfangsmotivation von Lukas und die inzwischen gute Bootserfahrung von Julian: „Ihr dürft das Problem alleine beheben. Julian weiß ja wo alle Werkzeuge sind. Hier ist der Ersatzset an Membrane, Ventilen und Dichtungsringen!“ „Kein Problem. Papa! Machen wir.“ Das war vor ein paar Tagen und dann haben die beiden Bootsjungen die Pumpe, einmal, zweimal und dreimal ausgebaut. Das Öffnen der Pumpe fängt dann erst mal mit der Entfernung des Urinsteins an. „Hmm, das ist ja nen doller Job!“ Ich kenne das schon, habe das schon unzählige Male gemacht und eigentlich ist es für mich nix neues, dass nach Stunden Sisyphusarbeit die Pumpe wieder leckt. Am nächsten Tag versuche ich mit Julian den Fehler in der Entlüftung über den Vetus Geruchsfilter zu entdecken. Doch Fehlanzeige. Hier ist alle in Ordnung. Da hilft nur eins. Ich muss die komplette Ersatzpumpe rausrücken. Denn nur das hilft. Alte Pumpe raus und brandneue Pumpe wieder rein. Nur, die Pumpe ist falsch. Der Schwengel geht nach oben und nicht durch die Wand. Falsch bestellt oder falsch geliefert. Ist jetzt auch egal. Im Marineshop von Horta gibt es auf jeden Fall so eine Pumpe nicht. Also aus alter und neuer Pumpe ein passendes Modell basteln. Wieder Pumpe ein- und ausbauen. Ich warte auf Streik und Meuterei. Doch nichts passiert. Die Bootsjungen sind in der Erwartung auf einen reparaturlosen Resturlaub weiterhin motiviert und fassen an, verschwinden im Schrank unter dem Waschbecken, beweisen, dass sie sich a nicht zu fein sind und b mit Schraubenschlüsseln umgehen können. Das beeindruckt mich. Gute Bootsjungen. Am Ende des Tages 3 der Schei..toilette funktioniert die Pumpe und das zusammengeknüllte Zewawischundwegtuch unter ihr bleibt endlich trocken. Die Stimmung steigt. Das war vorgestern.

Wer das Bootleben kennt, der weiß, dass es so weiter geht. Die neue Schelle am 10cm Abgasschlauch des nassen Auspuffs, muss am Turboausgang neu angebracht werden. Die war schon auf den Bahamas kaputt gegangen, der kubanische Ersatzschlauch Schlauch, eigentlich von einem Gülletransporter, war quasi durchgebrannt. Eben doch nicht für einen nassen Auspuff gedacht. Das Bootsjungenteam legt wieder los und ich widme mich wichtigeren Arbeiten am PC. Eine halbe Stunde später sitze ich doch mit Julian im Motorraum. Der alte Schlauch geht nicht ab. „Geht nicht, gibt’s nicht!“ Lukas glaubt’s nicht. „Mit Glauben, kommen wir hier auch nicht weiter!“ Zwei Stunden später, ich habe noch erfolglos den neuen Temperatursensor an der dicken Emma eingebaut, wo ich ja eh schon wieder schwarze Hände habe, übergebe ich an Lukas. „Machst Du den Motorraum jetzt sauber? Nachdem Lukas fertig ist, meint Nathalie: „Na, machst Du Dich grade wieder bei der Crew beliebt?“ Sie hatte wohl gehört wie ich zu Lukas meinte: „Sauber ist anders.“ Worauf Lukas für zwei weitere Stunden im Motorraum verschwand. Hört sich nach Ärger an, ist aber nicht so. Die Stimmung ist gut. Wir alle nehmen die Vorbereitungen mit Humor und Julian lacht, weil er das Reparaturleben schon kennt und weiß: Es führt kein Weg daran vorbei. Auf See reparieren ist noch um ein vielfaches schlimmer.

Auch Silvie lässt sich von der allgemeinen Arbeitshysterie anstecken, verbringt den Vormittag mit Nathalie beim Verproviantieren in der Stadt und den Nachmittag mit der Polierpaste an der Reling. Der letzte Schlag war nicht ohne und 316 Edelstahl rostet eben nur nicht, wenn er poliert ist. Das wiederum ist schon ein bisschen her. Polieren und Schleifen ist sehr ähnlich und das kann Silvia. Sie nimmt es mit Humor. Das Ergebnis blendet uns alle. Morgen wollen wir Segeln gehen und am späten Nachmittag das Endspiel der deutschen Elf sehen. Da sind wir ja mal gespannt. Skipper und Capitana bekommen Ausgang um romantisch am Meer zu sitzen und Fisch zu essen. Das ist fast wie Urlaub. Worüber werden wir uns unterhalten? Über Boote und Kinder. Und über Flensburg.



  • 18:18
  • 12.07.2014
  • 38°31.7415'N, 28°37.4817’W
  • 0°/0kn
  • Horta / Azoren / Atlantik
  • Azoren / Atlantik
  • 24°/1029hpa
  • 20,2°
  • 360°/8kn
  • 0m

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