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Tropen

Tropen

07:18 Als Autor neigt man ja immer die Dinge positiv darzustellen. Negatives will ja auch keiner lesen. Aber in der Natur eines Log- und Tagebuchs liegt ja nun mal auch die Wahrheit der taeglichen Geschehnisse.

Meine Liebe zu den Tropen schwindet weiter. Zumindest zu Ankerplaetzen in der Naehe des tropischen Regenwaldes.

Wir haben gestern von unserem wackeligen Ankerplatz in diese traumhafte Bucht an der Insel Linton verlegt. Unter Segel bei gutem Wetter und strahlendem Sonneschein ein Genuss und die Stroemung im Ruecken. Da kommt sogar unser schweres Fahrtensegelschiff richtig auf Touren. Kaum angekommen, ein Ankerfeld von ca. 20 Booten, der Anker faellt und alles ist gut. Gegen abend beginnt der Ueberfall der wirklichen Piraten. Chitras, diese kleinen Hundebiester, diese Mistviecher, diese Plagegeister, schon mehrmals beschrieben scheinen sie hier speziell auf Segler abgerichtet zu sein, besser noch auf kleine Michas. Ein kleines Nickerchen beenden sie mir, indem ich gutgelaunt!?! um mich schlagend, auf dem Vordeck sitze. Stimmung und Laune auf dem tropischen Tiefpunkt. Natale schaut mich nur mitleidig an. Sie hat gut Lachen. Die Viecher beissen nur den Skipper.

Ich verfalle geschlagen in Apathie und ducke mich schon mal vor dem naechsten Plagegeist der bssssssssss durch den Niedergang auf mich einstuerzt. Hunger! Opfer! Micha! Ich sehne mich nach der Kaelte des 40ten Breitengrades, nach Zivilisation, betonierten Freiflaechen und all den Annehmlichkeiten des 21ten Jahrhundert.

Durch die staendige Luftfeuchtigkeit hat sich ein schon lange bekannter Nagelpilz fest in meine Fussnaegel der dicken Zehen eingefressen und die moderne Medizinfrau und Geliebte zuckt nur noch hingebungslos mit den Schultern. Der Pilz hat gewonnen und der Nagel wird sich wohl nie wieder richtig zurueckbilden.

Die Feuchtigkeit liegt in den Polstern, die Bettwaesche riecht nach zwei Tagen wie Katzenpisse, die Tastaturen unserer Notebooks geben ihren Geist auf und der taegliche Kampf gegen Schimmel und Stockflecken nimmt kein Ende. Die Freiheit hat einen grossen Preis und zu guter Letzt habe ich mir Montezumas Rache geholt, irgendwann unvorsichtig gegessen, das falsche Wasser getrunken, eine Dose Saft ohne Strohhalm getrunken, die Muecken habe es schwer mit mir. Fuenf mal in dieser Nacht fluechte ich vor ihnen aufs Klo denken sie, dabei ist mir einfach die Kloschuessel lieber als das Bett.

Ich bin froh wenn wir unsere redaktionellen Arbeiten und Aufgaben hier an der Endstation der Autobusse zur Zivilisation nach Panama beendet haben und endlich wieder in das Paradies der San Blas Inseln zurueckkehren koennen.

Alles drueckt schwer auf mein Gemuet und der Traum Weltumsegelung wird in manchen Momenten zum Albtraum. Aber alles wird irgendwann besser und die Besserwisser werden sagen, dass ich es ja nicht anders wollte. Stimmt. Und Dickkopf Micha wird seine Meinung sicherlich auch nicht aendern.



  • 07:18
  • 03.09.2002
  • 09°36.72'N, 079°35.15'W
  • Linton Bay/Panama
  • -
  • 26°C
  • VAR 0
  • -

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