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Sonntagsinput

Sonntagsinput

20:20 Der Vormittag beginnt mit einem Besuch von Pnina, von der israelischen Summerwind, den Nachmittag verbringen wir auf der sehr amerikanischen Geburtstagsparty von Jeanny mit zuckersuessem Schokoladenkuchen und mindestens 12 Amis aus allen Ecken der Staaten. Den Abend schliesslich verleben wir am Steg der Israelis, mit Polen, Peruanern, Oesterreichern und einer ganzen Horde Hunde. Nicht zu vergessen den Papagei, der bei dem Sprachwirrwarr nicht mehr weiss, ob er nun Hebraeisch, Deutsch oder Englisch nachplappern soll. Er verlegt sich auf ein mehrfaches Hola, hola, hola, seine Landessprache eben.

Bei so vielen verschiedenen Menschen, die fast alle auf Booten leben, schiessen einem viele Gedanken durch den Kopf. Manche sind seit Jahren auf dem Wasser zu Hause, andere Greenhorns wie wir, wenn uns auch Landratten schon mit grossen Augen anschauen.

Es ist interessant zu sehen, wie die Leute leben, wie sie ihr Geld verdienen, wie sie reisen, ob sie mit offenen Augen an den Kuesten segeln, Sprachen lernen und neugierig sind. Oder ob sie unter sich bleiben, nur Segler kennenlernen und vom Land gerademal die Supermaerkte und eventuell die Landschaft zu sehen bekommen.

Oft kommt bei Freunden aus Deutschland die Frage auf, ob uns nicht manchmal langweilig ist, ob wir die Grossstadt, den geistigen Input im Job, nicht vermissen. Und ich muss sagen, je laenger ich auf dem Boot lebe, desto weniger tue ich das.
Man braucht wahrscheinlich ein Jahr, mal mehr, mal weniger, bis man sich an das spezielle Leben unter Segeln gewoehnt hat. Kein fester Tagesablauf, kein Wecker, keine Termine, alles liegt an einem selbst. Man vermisst die Freunde, die Regelmaessigkeiten, die Familie und sucht Ersatz, den man nicht sofort findet. Manchmal empfindet man Einschraenkungen, man hat das Gefuehl, etwas aufgegeben zu haben.

Doch jetzt, nach etwas mehr als einem Jahr auf der Lady, merke ich, dass die Lebensart mir in Fleisch und Blut uebergegangen ist. Ich denke nicht mehr ueber die Behoerdengaenge, das Wasser, die Verproviantierung und was auch immer nach. Es wird getan, was getan werden muss, und den Rest der Zeit habe ich, meine Traeume und Plaene zu verwirklichen. Zeit Menschen und Kulturen kennenzulernen, sich mit all der Fremdartigkeit auseinanderzusetzen. Immer mehr Ideen tauchen auf, der Grundriss eines Artikels, den ich schreiben will, ein interessantes Thema, das recherchiert werden kann, oder der Wunsch, in einem der kleinen Krankenhaeuser auf den San Blas Inseln fuer 2 Wochen zu hospitieren, zu lernen. Ueber Tropenkrankheiten, zu sehen, mit welchen Mitteln diese Menschen auskommen muessen im Gegensatz zu den vollausgestatteten Krankenhaeusern in Deutschland.

Man muss nichts vermissen auf einem Boot, fernab der Zivilisationen, wer mit offenen Augen, Ohren und Herzen reist, wird jeden Tag, und sei es auch nur ein bisschen, belohnt.



  • 20:20
  • 29.09.2002
  • 09°36.72'N, 079°35.15'W
  • Linton Bay/Panama
  • -
  • 27°C
  • VAR -
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