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Limbo in Jamaika

Gute Nachrichten

Das Wochenende verging für uns in einem absoluten Limbo, im Schwebezustand. Ohne weitere handfeste Nachrichten von Versicherung und Rigger schwankten Stimmung und Gespräche zwischen: Was müssen wir noch für die Atlantiküberquerung vorbereiten?“ und „ Wo ist eigentlich das nächste Hurrikanhole, falls wir ein halbes Jahr hierbleiben müssen?“ Untätig rumsitzen bringt am wenigsten und so entstehen die Leesegel, mehr Polster fürs Cockpit und die neuen Außenlautprecher für die musikalische Untermalung der bevorstehenden Reise werden von den Jungs eingebaut. Nee, Trübsal blasen kann uns keiner vorwerfen.

Der nächste Angriff erfolgt auf die drohende Ghettoatmosphäre hier im Yacht Club, weit ab vom wirklichen jamaikanischen Leben. Der Mann von Hertz macht uns ein gutes Angebot und steht Sonntag Nachmittag mit den Schlüsseln für einen Toyota vor dem Club. Sehr gut. Ein bisschen deplaziert komme ich mir dort vor, in Shorts und Shirt mit ausgelatschten FlipFlops an den Füßen. Denn es ist Sonntag. Nicht irgendein Sonntag, sondern Muttertag. Die halbe Stadt ist auf stöckelbeschuhten Beinen unterwegs. Hütchen, Glitzer, Cocktailkleider und eng geknüpfte Krawatten. Wer es sich leisten kann, geht aus, natürlich mit der ganzen Familie. Wir können es uns noch nicht leisten, was weniger mit Geld, als mit den Wetterverhältnissen zu tun hat. 20 Knoten Wind stehen in die Bucht, die MARLIN spielt Rodeoreiten, die Anziehungskraft der roten Fahrwassertonne steckt noch in den Knochen. Doch abends um 5 sind wir endlich auch dabei. Nicht ganz so schick, aber immerhin im Kleid, geht es mit einer Empfehlungsliste der Marinamitarbeiter die Küste entlang. Im Sky Beach Seafood Grill ist der Parkplatz schon überfüllt, die Kellner schleppen einen Tisch nach dem nächsten auf den Rasen, decken ein, die Köche wirbeln ihre Pfannen. Auch hier, fernab der Reichen, trägt man Festtagsmode. Kleinen coolen Jungs mit Lackschuhen und Rapperhosen guckt statt Calvin Klein Schriftzug die Windel aus dem Hosenbund, während der Papa die Goldkette zwischen den Fingern dreht und Mama ihr Dekolleté zur Schau trägt. Es gibt viel zu gucken und gut zu essen. Muttertagsschnulzen im Rastarhythmus. Seele baumeln lassen.

Dank Zeitverschiebung gab es heute dann schon vor dem Frühstück die ersehnten Nachrichten. Die Rigger warten mit einem Plan der Ersatzteilbeschaffung auf, angepeilter Lieferzeitpunkt: drei Wochen. Das klingt doch ganz gut. Das Beste ist vor allem, dass die Reparatur ohne Mastlegen oder Kranen hier vor Ort erfolgen kann. Die zweite Nachricht kommt von unserer Versicherung. Was für ein Glück, dass wir seit einem Monat wieder bei Wehring und Wolfes versichert sind. Ein Telefonat bringt sofort Hilfe, Informationen und das Wichtigste: Die Zusage zur Schadensübernahme. Dicke Steine plumpsen in das trübe Hafenwasser. Was folgt sind die üblichen Mails. Mehr Fotos schicken, Schaden schildern, Infos über Boot und Rigg, Kontaktpersonen bei Versicherung und Rigger kurzschließen. Es passiert etwas, unser Fall liegt nicht auf irgendeinem Ablagestapel, sondern alle erkennen die Notwendigkeit des schnellen Handels und machen mit. Ein gutes Gefühl. Das muss doch klappen. Hab gleich den Meilencountdown auf der Küchentafel geändert. 4622 Seemeilen Luftlinie, haben wir ja schon 100 Meilen seit letztem Sonntag gut gemacht.



  • 15:03
  • 12.05.2014
  • 18°27.7600'N, 77°56.4400’W
  • 0°/0kn
  • Jamaica / Montego Bay
  • Azoren / Atlantik
  • 29.7°
  • E/10kn
  • -m

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