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Segeltag

Behördengänge

Zum Fahrtensegeln gehören Behördengänge, wie das Salz in der Suppe. Nach all den Jahren habe ich vor allen Dingen eines gelernt, zu warten. Die Immigration ist schon besetzt und ein Beamter mit Baseball Cap und Dreitagesbart stempelt uns aus. Wir sind für 24 Stunden legal in Brasilien, dann nicht mehr. Wie wir es schaffen sollen in 24 Stunden an der Grenze zu Uruguay zu sein interessiert ihn nicht. In der Capitaneria, also dem Militär, das hier die Küstenwachenfunktion übernimmt, wird das schon ernster genommen. „So geht das nicht! Das Boot ist einklariert in Paraty, jetzt wollt ihr ausklarieren in Angra. Nein, nein! Ihr musst erst 30 Meilen nach Paraty ausklarieren, dann könnt ihr in Angra wieder einklarieren und wieder international ausklarieren.“ „In Paraty gibt es keine Immigration und Customs“, wenden wir ein. Schulterzucken. Wer meint, dass ich jetzt nach Paraty segel um dort auszuklarien und dann zurückkomme nach Angras, der hat sich mächtig geschnitten. Beim Zoll dauert es zwei Stunden, bis das nette langhaarige Etwas die Regnummer aus Rio bekommt. Gähn. Wir waren um sieben am Start des Tages, als wir alles zu Skippers Zufriedenheit erledigt haben, ist es fast Zwölf.

Kaum aus der Bucht raus fängt es an zu blasen. Auf die Nase. Na denn. Zwanzig Knoten Wind, 1,5 Knoten Gegenströmung, perfekt um Am Wind segeln zu üben. Wir segeln die Fock. Selten am Wind zum Kreuzen genutzt, lernt Agustin jetzt erst mal wenden. Ich zeige es ihm einmal und zusammen kreuzen wir vier Stunden auf, Richtung Angra. VMG: 1,5 Knoten. Na, das kann dauern. Zwischendurch zeige ich Agustin, wie man sich im Boot bei extremer Schräglage bewegt. Ein Haken des Bücherregals geht auf und mein Gast darf alles wieder einräumen. Ich fiere noch ein bisschen Groß, damit die Süllkante ordentlich Wasser zieht. Was Agustin nicht weiß, ich teste ihn grade auf Seekrankheit. Ein Tag an Bord wird jedem der es nicht gewöhnt ist bei diesem Kurs kotzübel. Agustin zeigt keine Anzeichen von Seekrankheit und wieselt durchs Boot und über Deck. Prima! Das Problem können wir auf der Liste streichen. Auch das Rigg der LADY belaste ich noch mal ordentlich zum Test. Nach zwei weiteren Schlägen reffe ich das Groß wieder ein und wir segeln einen Knoten schneller, weil aufrechter.

Wir wollen nach Abraao. Der Wetterbericht ist gemischt. Kein klarer Nordwind in Sicht für die nächsten drei Tage. Nun gut, wir haben eh noch was illegales vor. Mit jedem Tag mehr steigt die Wahrscheinlichkeit von konstanterem Nordwind. Also nur ne Frage der Zeit. Fast. Am 23ten Oktober müssen wir in Buenos Aires sein. So ist das mit Gästen an Bord.

Mit einem lauten „Bummmmmm“ fordert die LADY unsere Aufmerksamkeit! „Kaputt!“ Ich kenne das Geräusch. Ein Blick auf Vordeck reicht um das Problem zu identifizieren. Die Reffleine der Fock ist gebrochen. Das Bummmmmm war das Geräusch der ausrauschenden Fock. „Warum geht so was kaputt?“, fragt Agustin. „Hat doch 25 Jahre und zweimal um die Welt gehalten“, grinse ich. Die Ersatzleine habe ich schon verbraucht als ich in Capetown die Genuareffleine zu ersetzten. Skipperfehler! Kein Ersatz an Bord. Aber wenn ich für alles nen Ersatz an Bord habe, brauche ich auch nen doppelt so großes Boot. Angra? Aber nicht mit der LADY. Vielleicht mit der Fähre. Ersatz brauchen wir auf jeden Fall. Kann uns zwei Tage kosten. Hmmm :-(

Christians Gästebucheintrag ist der Hit. Du beschreibst genau das, was ich bei der Neukonzeption der Seiten erreichen wollte. Und auch ich erliege bei jeder Kontrolle meiner Berichte, wenn ich Internet habe, mal oben links zu klicken und mal kurz auf der Karte zu schauen, wo das denn eigentlich war. Mir stehen dann oft die Tränen in den Augen. Aber das passiert Dir wahrscheinlich nicht. Könnte man doch eigentlich in jedem Erdkundeunterricht implementieren. Das Dich das für ein paar Minuten entschleunigt ist mir nur Recht. Das mit dem Promi, hab ich mal überlesen. So fühlen wir uns nicht. Ich hoffe ja nicht, dass so etwas durch die Internetseite rüberkommt. Enjoy It! It’s free! It is for you!

Nach der gebrochenene Leine, ich wollte es ja wissen und besser es passiert hier als auf dem Atlantik, laufen wir Saco de Ceu an, die alte Piratenbucht. Wir gehen eine Stunde spazieren, bevor es dunkel wird, Passionfruit mit Cachacha, Spagetti mit Filetstreifen, Bier, Caipi, Bett. Genau diese Reihenfolge und ich habe herrlich geschlafen und von meinen Töchtern geträumt. Jetzt motoren wir nach Abraao und machen Urlaub. Grinz!



  • 07:15:00
  • 21.09.2010
  • 23°06.4500'S, 044°12.1289'W
  • 0°/0kn
  • Saco de Ceu, Brazil
  • Argentinien
  • 20°/1020hpa/Sun
  • 19°
  • 1kn/VAR
  • 0m

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