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Skinhead Wnuk

Welcome to the Cancer Club.

Ist man erst einmal aufgenommen im Chemo Paradies, dann fangen die Medikamente an zu wirken, wenn man sie aufhört zu nehmen. Bei mir ist es eine ANTRA pro Tag bis nächsten Montag. Danach darf mein Körper wieder eigenes, gesundes Blut produzieren. Ich trau der Sache nicht. Prof. Dr. med. Nazezda Basara sieht das positiv und lächelt mir ins Gesicht. Während ich auf dem Fahrradtrainer eine Stunde abtrete, kommt sie persönlich und gibt mir die Erlaubnis zu bloggen. Ich dachte mir, es macht Sinn zu fragen. „Natürlich nur „Gutes“ Herr Wnuk.“ Ich könnte sie so in den Arm nehmen. Die attraktive Professorin ist ja grade ein paar Tage älter als ich. Aber das lass ich besser. Ich verhalte mich eh schon auffällig, weil ich alle dutze und viele vom Personal kommen damit überhaupt nicht klar. Hinter Heavens Door wird sich bestimmt auch nicht gesiezt, denke ich mir. Sterben tun wir alle irgendwann. Eine meiner Lieblingsschwestern; ich hatte noch nie so viele nette und adrette Schwestern, ist Clara. Clara kommt aus dem Rheinland, weiß das aber nicht. Auf jeden Fall, habe ich Büschel von Haaren bei der morgendlichen Wäsche in den Händen. Die Chemo tötet alle sich schnell teilenden Zellen. Also auch Kopfhaare, Körperhaare, Fußzehenhaare, Haare auf den Zähnen, in den Ohren, Augenbraunen, Wimpern und Augenbraunen. Die Chance mich mal so richtig stylen zu lassen. Männer sollten auch mal schöne Augenbraunen haben. Warten bis alles wieder von alleine wiederkommt kann doch jeder. Die Türkenjungs haben auch alle getrimmte Augenbraunen. In den cubanischen Hinterhöfen von Havanna stehen die Heteros und zupfen sich gegenseitig peinlich jedes Augenbraun und Barthaar. Das dass nur Frauen machen, ist absolut Raumschiff Enterprise Generation. Nicht, dass ich auf meine alten Tage noch ein Coming Out habe. Ob das jemals wieder was wird? Seit der Chemo ist da tote Hose. In meinem nächsten Leben möchte ich dann bitte als Greta Garbo geboren werden. Von Vorteil ist auch, dass ich an alles an Drogen dran komme, was ich nur haben will. „Aha. Deshalb die abgedrehten Texte denkst Du Dir jetzt.“ Morphium gegen Schmerzen, Dipis und Co. Alles BTM. Aber weit gefehlt. Ist alles synthetisch, ohne auch die kleinste rauschende Wirkung, außer, dass die Schmerzen weggehen. Auch keine Pillen von einer meiner Schwestern. Nur von den Weiß- und Grünkitteln. Das sind die Ärzte. Viel mehr habe ich noch heute noch nicht mitbekommen. Ich bin heute den ersten Tag fieberfrei. Und jetzt mache ich das Licht aus. Am Fenster hängt schon eine LunaWLANnet und ich arbeite an der V3 Version. Stabiles, schnelles LTE Internet für die Beatmungsstation ist ein Nebenprodukt. Kostenlos. Früher hat man Blumen geschenkt. Heute Passwörter. Im Nachttisch steht keine Flasche Bier, sondern ein Labornetzteil, damit ich die jeweilige Schiffsituation simulieren kann. Leere Batterien, volle Batterien, Landstrom, Sonne Wind und Energiemangel an Bord. Über den LunaPCmini bin ich mit der MARLIN auf den Azoren verbunden und kann dort neue Software unter realen Bedingungen testen. Lorenz, mein Bootsjunge vor Ort startet einmal die Woche den Generator. Also. Alles im Griff. Ich brüte grade an zwei neuen Produkten, die meinen segelnde Kunden mir aus den Händen reißen werden. Wenn ich jetzt nur nicht sterbe. „Meine echt alte Freundin Sabine, die ähnlich wie ich, bei 36 Jahren stehengeblieben ist , meint dazu nur: Micha, Du stirbst nicht. Wir leben in einem Jahrtausend, wo Herzen transplantiert werden.“ „Stimmt Bine!“, vergisst man manchmal, wenn man vor lauter Selbstmitleid bei 39,9° Fieber, gegen die Chemo ankämpft und mit Old Shatterhand Schüttelfrost im Bett liegt.

Der Klingelbeutel

Guido meint ich bekomme irgendwann Langeweile, das ständige hohe Fieber geht zurück und ich würde auf kurz oder lang wieder schreiben. Damit liegt Guido gar nicht so falsch. Allerdings gibt es für mich an der ganzen Krankheit noch ein ganz anderes Problem. Ich verdiene nämlich kein Geld mehr, ich bekomme keine Krankengeld, kein Krankenhaustagegeld etc. Die MARLIN produziert ordentlich Kosten, fährt aber kein Umsatz rein. Ich steuer grade ordentlich ins Minus und da kann ich auch erst einmal nichts dran ändern. Auch ist mir vollkommen unklar, wen mein Gesundheitszustand und mein MARLIN Blog interessiert. Mit Segeln hat das ja nun nichts zu tun. Meine Lösung ist der Klingelbeutel. Wenn du / ihr wollt, dass ich über mein Tagesallerlei in gewohnter Art und Weise blogge, drückt ihr bitte den Spendenbutton. Auf der rechten Seite der Website. Hat sich 100-150 Euro angesammelt, gibt es einen neuen Blogeintrag. Der kostet mich ungefähr vier Stunden Zeit. Ist dem nicht so, kann ich meine Zeit zwischen den Fieberschüben einsetzten, um neue Produkte bei Lunatronic auszuprobieren und für den Verkauf vorzubereiten. Stand Klingelbeutel: >1.000



  • 23:59:00
  • 03.08.2016
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