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Faro – Der Leuchtturm

Ende eines Schlag’s

Natürlich. Wir sind nicht so früh losgekommen, wie eigentlich geplant. „Schau mal da steht jemand am Strand und winkt seinem Surfbrett. Das muss Nick sein. Mit Nick und seiner supernetten hochschwangeren Frau Sandy, habe ich mir vor fünf Jahren lange auf der Boot Düsseldorf unterhalten. Über Träume, über was sonst. Nick ist ein Träumer, er träumt vom Meer und strahlt mit sonnigem Lächeln. „Sandy hat mich mit unserem zweiten Sohn verlassen. Ich bin jetzt alleinerziehend mit meinem fünfjährigen Sohn Noah. Wir wohnen hier in unserem LKW. Ab morgen geht Noah hier zum Kindergarten.“ Nick hat sich nen Ast ab gefreut, dass wir hier in Sagres vorbeisegeln und sich schon vor Wochen per Comment gemeldet um mich abzupassen. Jetzt sitzen er und sein Sohn Noah im Cockpit der MARLIN und erzählen Geschichten und träumen wieder, wieder vom Meer.

Jan und ich legen die 60 Meilen nach Faro dann heute recht schnell hinter uns. Halber Wind und raumschots. „Auf 24 Stunden wäre das ein Etmal von 194 Meilen gewesen. Nicht schlecht.“ Aber ich habe einen Fehler gemacht. Der Eingang in die Lagune von Faro ist eng. Klar, dass hier Strömung steht, wenn drei Meter Tidenhub, das Wasser strömen lässt. „Nanana Skipper“, tadel ich mich selber. Darum hat sich immer Nathalie gekümmert, die ist aber nicht da und Jan fehlt die Erfahrung und das Wissen. Wir haben Glück: Genau eine Stunde vor Hochwasser kommen wir an dem engen Nadelöhr an und segeln mit Motorsicherheit um die Ecke. Eine leichte Strömung zieht uns bei Böen bis 30 Knoten in die Lagune. Ich sag einfach mal nix dazu. Hätte der Zufall uns nicht zur richtigen Zeit hier sein lassen, hätten wir vorbeisegeln müssen. Ich vermute mal, dass hier mehr als vier Knoten Strömung stehen können und das gegen den Nachmittagswind. Braucht man nicht wirklich.

Gestern Abend machen wir noch einen Kneipenbummel durch Sagres. Hier ist alles auf Surfer ausgerichtet. Die Restaurants sind voll mit Pärchen. Man vermutet die berühmte Brauerei Sagres, doch die steht in der Nähe von Lissabon und wenn wunderst: Gehört Heinecken Bier. Jan hat eine Kneipe via Tripadvisor rausgesucht. „Schick hier.“ Überall sitzen Pärchen und halten brav Händchen, schauen sich tief in die Augen, planen ihre Zukunft, essen Salat und trinken Bier, ein DJ taucht auf, aber die Saison ist schon wieder vorbei. „Hier ist doch schon Winter!“, klärte uns schon Nick am Nachmittag auf. Die Suche nach weiterem Leben verläuft relativ erfolgslos, bis ich eine alte Kneipe mit trüben Fenstern, einer alten Bar, einem noch älteren Wirt am Wegesrand auftaucht. Ich ziehe Jan da rein. Micha’s Instinktadvisor versetzt uns 30 Jahre zurück. Ein paar Fischer mit unfrischen T-Shirt schauen uns unfreundlich an, ein paar andere spielen Billard und lachen, ein Fernseher zeigt ein Pedro Almodo?var Film, zwei junge, hübsche Mädchen aus dem Dorf spielen Karten an einem der alten Stahlrohrtische. Das ganze beleuchtet eine billige Neonröhre über der Bar. Das Bier kostet jetzt nur noch ein Euro. Hier treffen sich keine Touristen und nach ein paar Minuten gehören wir zum Bild des Abends dazu.

Bei Tageslicht schaffen wir es heute grade noch bis zum Ankerplatz. Voll wie auf den Antillen, bleibt uns fast kaum Platz zum Ankern. Ich will natürlich mitten rein. ROCNA reinkicken und das Eisen hält sofort. Coole Erfindung. Ich mache was zum Essen warm und schon ist die Sonne weg. Na ja. Morgen ist auch noch ein Tag. Jan ist heute ein bisschen muffelig. Am Anfang war das Leben als Bootsjunge spannend und abenteuerlich, jetzt schleicht sich der Alltag ein. Zu wenig Landgang. Immer der Alte. Immer Segeln. Da gibt es eben auch schon mal Tage, wo einem die Decke auf den Kopf fällt. Kenn ich. Aber ich glaube ich bin extrem verwachsen mit dem Bootsleben. Ich bin einfach kein Maßstab.


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  • 23:10
  • 03.09.2015
  • 36°59.9281'N, 007°50.5620’W
  • -°/ - kn
  • Ilha Culatra / Faro / Portugal / Algarve
  • Ilha Madeira
  • 19°/1015.5 hpa
  • NW/9kn
  • 0,5m

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