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Ein Tag voller Unglück. Geschichten aus der Gegenwart eines Weltumseglers.

Skagerrak die Zweite

Der Versuch, nach Westen zu kommen scheitert kläglich. Zurückgelegte Distanz 11 Meilen. Es beginnt mit dem ersten Unglück. Ein dicker Überläufer auf der Großfallwinsch. Nein, wir mussten nicht beschneiden, es war nur aufregend. Jürgen lernt dazu und ich auch, weil ich auch das im Auge behalten muss. Nur gut, dass die Elektrowinschen noch immer nicht installiert sind. So konnten wir das Großfall noch ein Stück höher ziehen mit der Hand und das Wirrwarr wieder lösen. Kaum haben wir Kristiansand verlassen, Böen bis 30 Knoten, aus West, auf die Nase! Aus dem zweiten Reff wird das dritte Reff. Kaum aus den Schären raus wird es wieder schräger und schräger. Noch habe ich gut Lachen. Das ändert sich. Als nächstes Goal des Tages geht der Motor immer wieder aus, wenn wir ihn brauchen. Denk, Stirnrunzel. Motor aus. Vielleicht mal Sprit checken Skipper? O.K. Ohne Diesel, keine Fahrt: Der Tagestank ist leer. Goal. Das Problem lässt sich einfach bewältigen.

Die Phase geht aber noch weiter. Kurze Zeit später bricht ein neu angeschweißter Pütting für die Running Backstays, die Thorsten aus Flensburg drangeschweißt hat. Ehrlich Torsten: Darüber bin ich jetzt grade echt sauer. Scheiß Arbeit. So was darf nicht passieren. Jetzt ist das Running Backstay wieder mit einem Softschäckel aus Dyneema an der Klampe befestigt und die hässlichen Schweißnachtresten lachen mich an. Gut dass ich das noch nicht lackiert habe. Thorsten kann froh sein, dass ich grade nicht in Flensnburg bin.

Auf See geht es weiter. „Günther. Du steuerst Süd. Wo willst Du hin?“ Günther schreckt aus Träumen aus. „Stimmt!“ Er luft an. „Keine Ruderwirkung mehr.“ Jetzt will er mich auf den Arm nehmen, denke ich mir. „Lass mich mal!“ Das Gefühl kenne ich. Pin aus der Stangenverbindung zum Ruderstock ist rausgedreht. Ich lande wieder mal im Motorraum und hantiere mit den verschiedenen Schlüssel, die Jungs hantieren mit der Notpinne. MARLIN luft an, dreht über den Bug und dreht bei. Braves Mädchen. Da fällt mein Blick in die Motorbilge. Dort schwappen mindestens 120 Liter Wasser. Was macht das denn da? Die Geschmacksprobe ergibt nicht eindeutig Sals- oder Süßwasser. O.K. das kommt später dran. Wir liegen Kurs West an da piept es unangenehm laut aus dem inneren der MARLIN. Das Geräusch ist mir vollkommen neu. Die SeeBG wollte unbedingt dass unser SSB Funkgerät auch eine DSC Empfangsantenne bekommt. Diese hat es jetzt und es kommt eine Distress Meldung rein, die den lauten Warnton erzeugt. Die MMSI des Senders finde ich natürlich nicht in der Liste unserer AIS Ziele. Also außerhalb unseres Aktionsradius um zu helfen. Auf meinen Anruf meldet sich keiner. Also? Was nun. Rufen wir doch mal die Coast Guard. Die melden sich auch sofort auf Kanal 16. Nach ein paar Sekunden bekomme ich die Info, dass es sich um einen Fehlalarm handelt. So weit so gut. „Habt ihr Wetter für mich?“, frage ich zum Abschluss. „Klar. Close to gale this afternoon aus West, Nordwest.“ „Jungs. Klar zur Wende. 35 Knoten brauchen wir heute nicht. Dann geht wieder was kaputt. Wir kehren um.“ Der Kurs führt uns in den nächsten Fjord. Das Eisen fällt. Die MARLIN steht. Nach dem obligatorischen Anlegergläschen, gibt es erst mal was für den Magen. Auf See scheiterte der Versuch des Kochens, am Beidrehen der MARLIN. „Morgen machen wir den selben Versuch wieder. Irgendwann müssen wir ja mal um das Kap rumkommen. Jan und ich pumpen 120 Liter Wasser aus der Bilge, die dort durch die Heizungsreparatur wohl angesammelt sind. Auch neue Augengelenke für die Schubstange der Ruderanlage habe ich dabei. „Jan, die müssen wir jetzt auch noch einbauen!“ Es ist bereits 21 Uhr. Jan grunzt. Er kennt mich zwischenzeitlich. „Immer unter Strom“, denkt er sich vielleicht. Kaum habe ich das zweite Gelenkauge in der Hand, sehe ich am Heck der MARLIN eines der typischen Goverment-Boote mit den netten Herren vom Zoll hinter der MARLIN. „Ob das so gut ist mit dem AIS? Aber irgendwann kommen sie ja eh.“

“Haben Sie Alkohol an Bord ist die Frage, die die Herren im Sinn haben. „Ja, antworte ich pflichtbewusst und ehrlich“, wie mir Nathalie das beigebracht hat. „Dann zeigen sie mal.“ Ich öffne unsere Bordbar im Salontisch. „Das ist alles? Kein Bier? Deutsche trinken doch viel Bier.“ Freundlich ist anders. Die beiden Herren in ihren schwarzen Anzügen sind Profis. Jeder Schapp wird geöffnet. Es ist offensichtlich, dass meinen Worten nicht viel Glauben geschenkt wird. Das ganze Procedere dauert gut eine Stunde. Im Internet finden wir später die Bemessungsgrenzen. Pro Flasche Wein sieben Euro Nachverzollung und eine dicke Strafe für Falschangaben. Ich bleibe tiefenentspannt. Nach dem die Herren nur noch fünf Flaschen finden sind sie netter und erzählen patriotisch von ihrem Land, von ihren Kindern, Spitzbergen und wie man mit 60.000 Euro Jahreseinkommen in Norwegen überlebt. Die MARLIN ist groß und tief. Jan und ich haben tagelang Proviant verstaut. „Das hätte deutlich, sehr deutlich in die Hose gehen können. Deutlich!“ „Jau Skipper. Aber Du hast ja die Ruhe weg.“ „Ich glaube, die hatten Feierabend und wollten nach Hause. Wir sind uns alle einig. An Kackeverdammtealten haben wir heute genug erlebt. Morgen muss die Pechsträhne ein Ende haben. „Ist heute Freitag, der dreizehnte?“


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  • 22:50
  • 16.04.2015
  • 58°03.3948'N, 7°42.3605’E
  • 0°/0kn
  • Trysnes / Norway
  • Lofoten / Norway
  • 7°/1011 hpa
  • N/5kn
  • 0,0 m

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