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Das Dinghy

Das Dinghy

Nach unserem Quecksilberaussenborderarie (Mercury) haengt zum Tagesbeginn ein schlappes Dinghy traurig an der Bordwand. Mensch warum hab ich eigentlich kein Photo gemacht. Dussel. Also, mein Auto haengt kaputt an der Bordwand. Jeder normale Mensch steigt in den Bus und faehrt eben mit den Oeffentlichen zur Arbeit. Nicht ich. Um mich herum ja nur Wasser, dreckige Indonesienbruehe. Also an Bord damit und den Schlauch aus der Huelle ziehen, aufpumpen und mit Spueli Leck suchen. Ist aber keins, sondern einfach nur korrodiertes Aluminium am Ventil, wie immer. Also Schlauch wieder rein. Beim Anziehen der Ventilverschraubung macht es: Knack!

>>Hey da pfeift doch einer.<< >>Quatsch, das ist der Papagei von dem Franzosen.<< >>Ne, der Deutsche, der steht winkend auf dem Bugspriet!<< >>Quatsch, leg Dich wieder hin, Du bist dran, ich hab den Bauern vorgezogen<<... So, oder aehnlich unterhaelt sich die Crew des Bootes, keine 30 Meter von mir entfernt. Ich stehe entnervt auf dem Vordeck und schaue immer wieder ins Wasser. Ob ich schwimmen soll, in der Bruehe? Da bekomme ich bestimmt ein Megafurunkel auf der Stirn. Also winke ich wieder los.

Ich liebe Leben unter Segeln, war ne prima Idee! Das Ventil ist in mehere Teile zersprungen, Materialermuedung. Hab noch ein Ersatzventil, irgendwann aus einem Zodiac am Strand der Testigos Inseln in Venezuela ausgebaut aus einem Dinghywrack. Passt, aber eben nicht richtig. Nach drei Versuchen rutscht es wieder raus, als das Dinghy fast aufgepumpt ist. Ich sitze im eigenen Saft garend auf dem Vordeck, Mata Hari (Sonne) im Zenit ueber mir (heute dreifache Ration Calcium genommen), will gar nicht wissen wie viel Grad es ist. Eine von fuenf Tauchflaschen ist noch voll, alle anderen habe ich benutzt
Um Dinghy immer wieder aufzupumpen.

Ein Wunder geschieht, vom Boot vor mir kommt das Beiboot und die Jungs fahren mich ans Land. Ueber der Schulter habe ich den Schlauch und als ich vor meinem Moped stehe, merke ich, ich hab den Zuendschluessel vergessen. Prima Sache Wnuk! Also zu Fuss durchs Dorf, die ersten Mopedschrauber winken ab, als ich erklaere, dass ich in den Dinghyschlauch ein Mopedreifenventil eingeklebt haben will. Beim zweiten Shop bin ich erfolgreich. Chefe legt sofort alle Arbeit nieder, ein alter Mopedschlauch wird zerschnitten, auf meinen Hinweis hin, dass der Kleber doch besser funktioniert, wenn man das Material anschleift, holt er ein durchgebrochenes Stueck Metallsaege aus der Tasche und rauht das Gummi auf. Abenteuerlich wird ein Flicken auf die sechs schon uebereinanderliegenden Flicken gesetzt. Das haelt nie, denke ich mir. Mit Hammer und viel rumdruecken, Flicken noch mal abziehen und einer ganzen Tube Vulkanisierungsklebstoff entwickelt sich das Kunstwerk weiter. Nix haelt, entfettet wird auch nicht und ich sitze einfach nur schwitzend auf einem Baenkchen schaue dem Theaterstueck zu. Nach anderthalb Stunden faehrt ein Gehilfe los und holt Sekundenkleber. Jetzt wird es richtig professionell! Doch ein zweites Wunder passiert, der Flicken haelt und die 3 Meter Lange Gummibanane mit 50 cm Durchmesser behaelt ihre Luft. Ich zahle 1 Euro und werde sogar noch mit dem Moped zum Steg gefahren.

Wolke. Grau und gross ueber der Lady. Es faengt an zu regnen, aus Eimern. Ich schaue auf die Uhr. 2 Uhr Nachmittag. Nicht gerade viel geschafft heute, Dinghy immer noch schlapp auf dem Vorschiff. Ich fuehle mich etwas erschlagen. Gegen vier ist mein Auto wieder fahrbereit, doch irgendwie hab ich das Gefuehl, unser Dinghy will nicht mehr mitsegeln. Das Hypherlonmaterial, aus dem die Huelle gemacht ist, man kann schon fast durchschauen, wenn man es knickt bricht es wie Esspapier, das es frueher immer an den Kiosken in Deutschland gegeben hat. 9 Jahre UV Licht, Meerwasser und grobe Behandlung, das geht nicht mehr lange gut. Ein neues kostet soviel Geld wie ein indonesischer Vater verdient um seine achtkoepfige Familie ein Jahr lang zu ernaehren. Aufgrund unserer Finanzlage ist das Attribut >>Neu<< aber komplett aus unserem Vokabular gestrichen. Da faellt mir nur ein: Marineplywood 4mm und 10 Liter Epoxy, ein paar Glasfasermatten. Danny Greene, Offshore Design LTD., Paget, Bermuda, hat das legendaere >>Chameleon<< entworfen. Ein 10 Fuss langes Dinghy, zweiteilig, fuer den an Deck Transport kann man die beiden Teile ineinanderstecken. Das scheint mir die Loesung. Natale! Du sitzt doch gerade vor einem DLS Anschluss in DL, kannst Du bitte im Internet mal den Bauplan fuer >>Chameleon<< suchen, bestellen, kopieren oder sonst irgendwie besorgen? Oder hat vielleicht einer unserer interessierten Leser noch so einen Schnittmuster in der Schublade oder als Datei?

O.K. Jetzt beim Schreiben sehe ich mich schon in Thailand unter einer Strandhuette Speerholz vernaehen und mit Epoxi rumsauen. Einen Satz Riemen brauchen wir natuerlich auch noch, >>Chameleon<< wird natuerlich gerudert oder gesegelt...



  • 20:00
  • 13.12.2004
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  • Serengan/Bali/Indonesia
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