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Ich glaub , ich dreh am Rad

Die Tagesthemen

Alle haben jetzt ihre Seebeine und der Wind blast weiter mit 20 Knoten aus Süd – Sagen die Wetterkarten. Unsere Anzeigeinstrumente zeigen nur 15 Knoten an mal 18. Da stimmt irgendwas nicht. Vielleicht mal kalibrieren? Wie es geht weiß ich ja, aber wo nach kalibriert mal denn. Windkanal? Raymarine halt. Augenbraunen hoch. Was man hat, das hat man eben. „Is wenigstens bezahlt.“

Der gemeine Skipper lässt wieder alle per Hand am Rad drehen. Das auch noch ohne Diskussion. Da würde mich ja mal interessieren was unsere Leser dazu meinen. Mit ausreichender Crew wie wir jetzt sind finde ich das ganz normal. Vier Stunden Nathalie und Silvia, vier Stunden Julian und Michael, dann vier Stunden Lukas und Michael. Na? Was gemerkt, ich komme doppelt vor. Wollte ich aber auch, damit ich was von meinen Söhnen hab. Hab ich aber nicht. Entweder ich schlafe oder meine Söhne schlafen. Trotzdem alles superschön. Wann werde ich das mal wieder haben, meine ganzen Kinder so beieinander. Ich speichere das auch fleißig im Kopf ab. Da wo es mir keiner wegnehmen kann.

Alles ist anders. Kein Fisch an der Angel. Es ist kalt, zumindest in der Nacht. Der Himmel ist nicht blau sondern grau. Wir erreichen die Breite des Kap Finisterre: Nathalie, dass ist wie nach einem langen schönen Urlaub am Mittelmeer, mit dem Auto zurück nach Düsseldorf kommen. Dann passierst Du den Frankfurter Flughafen und sagst: „Guck mal hier kreuzt die A3 die Welt. Jetzt sind es nur noch 300 km bis nach Hause. Dann ist alles wieder beim Alten und der Urlaub ist vorbei.“

Das Steuer zu drehen ist bei Dunkelheit, Regen und ohne Sterne, Mond oder Horizont nicht grade einfach. „Nicht so schräg!“, rufe ich Julian zu. „Nicht 60 Grad, sondern 40 Grad!“ Silvia und Lukas zeige ich erfolgreich, wie man mit geringsten Steueraufwand den Kurs halten kann. Die beiden können jetzt auch am Rad drehen. Wir funken jeden Tag zwei, manchmal sogar dreimal mit Intermar, um uns unser Wetter noch mal bestätigen zu lassen. Die MARLIN rennt, als wenn sie sagen wollte: „Dieser Skipper, also wirklich!“ Der Kurs Karibik-Flensburg, ist definitiv anders als der Kurs Flensburg-Karibik. Ich fühl mich ein bisschen wie beim heiteren Berufe raten mit Robert Lempke. Der ist doch bestimmt auch schon tot. Du kennst die Sendung noch? Dann pass auf...

Am schrägen Gemütszustand des Skippers, liegt das Ende der letzten Lucky Strike Packung, will die Capitana schreiben, wenn Sie diese Zeilen liest. Da komme ich ihr mal zuvor. Kann auch sein. Jeder Tag ohne Lucky oder meinem Freund Marlboro ist ein guter Tag. Doch die Zeit an Land, die Partys, das gute Essen und die Wiedersehensfreude mit meinen Söhnen, die mir dann einen vorqualmen? Da will ich dann auch ungesund leben und Spaß haben. Auf der MARLIN aber, da fährt der anerkannte Mann (...und Frau. Silvia hat mitgemacht!) nur mit einer Packung. Ist die leer, ist man begeisterter Nichtraucher. (Das mit der Begeisterung kommt morgen)

Julian fotografiert weniger. Wie auch, bei dem dauerhaft grauen Hintergrund und meiner derzeit schlechten Motivation. Dafür macht er heute Erbsensuppe mit Fleischwursteinlage. Sehr lecker. Hat er von Nathalie gelernt. Ein ziemliches Highlight, wenn Maya nicht grade zum Essen, Lars geweckt hätte, der natürlich sofort Gassi gehen will auf dem Vordeck, um eine neue Ecke für sein Geschäft auszuprobieren. Lars mach nämlich ungern an einer Stelle zweimal. Nach anfänglicher Freude, darüber das er in die Dusche gemacht hat, bin ich heute so weit gekommen, dies festzustellen und renne weiterhin, wie alle anderen auch mit einer Küchenrolle hinter dem angeleinten Hund bei 15 Grad Schräglage. Ich sach euch: „Hier is was los. Hier tobt das richtige Leben auf der MARLIN!“ Dazu kommt jeder Menge Krimskrams, Leichtes und Ernstes is auch dabei, deren Details ich hier mal verschweige.

Und deshalb drehe ich wieder am Rad, schalte den Autopiloten aus und wir zeigen dem dummen Ding, dass wir es besser können. Dabei kommen wir unserem Wegpunkt Brest immer näher. 727nm. Letztes Etmal 181 Meilen. 1.437nm bis Flensburg. Deutschland vor 14 Jahren mit der IRON LADY verlassen. Jetzt wiederkommen auf dem gleichen Seeweg, mit anderem Boot. Hat was. Grins.



  • 23:55
  • 25.07.2014
  • 43°41.1060'N, 20°12.5031’W
  • 32°/7-8kn
  • Nord-Atlantik
  • Bretagne / Atlantik
  • 22°/1019hpa
  • 17,5°
  • 113°/10kn
  • 1,5m

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