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Manövertag
4. Tag auf See
Die MARLIN scheint ihren Rhythmus gefunden zu haben, brettert wie auf Schienen durch das atlantische Wasser. Dauerhaft zeigt die Logge knapp 8 Knoten an, der mitschiebende Strom macht noch gut einen Knoten mehr daraus. Das alles bei gerefftem Groß und voller Genua. Da macht es auch nichts, dass der Himmel bedeckt ist, ab und an ein paar Regentropfen vom Himmel fallen. Die Rauschefahrt macht einfach Spaß, auf der elektronischen Seekarte kann man förmlich zusehen, wie wir weiterkommen.
An Steuerbord taucht am frühen Vormittag das kleine Korallenatoll Mira por Vos (Pass auf Dich auf) auf. Ein paar Sandhaufen, ein paar Seevögel und Riffe. Normalerweise fahren wir an solchen Orten nie vorbei, doch jetzt liegt Georgetown, das Fahrtenseglermekka der Bahamas an, der Wind steht günstig, wir müssen Meilen machen, wenn wir vor dem Wochenende dort ankommen wollen. Bei dem Wetter kann man die Insel sowieso schlecht anlaufen, zu viele unkartographierte Korallenköpfe, die man besser mit der Sonne im Rücken durchfährt, vor allem ohne zuverlässige Maschine. Wir nehmen den Namen des Atolls lieber wörtlich und fahren einen großen Bogen. Fisch soll es hier geben, Angel raus, bleibt aber leider leer, der Haken.
Vergnügt sitzen wir im Deckshaus beim Mittagessen, als plötzlich hinter uns eine schwarze Gewitterwand auftaucht. Ein tropischer Squall, kurz aber heftig. Wir haben Vollzeug stehen. „Ich glaube, wir sollten mal reffen!“ Ich reiße den Jungs ihre Suppenschüssel aus der Hand und drücke ihnen stattdessen die Schwimmwesten und Regenjacken in die Hand. Mittlerweile klappen die Manöver FAST immer prima. Zu dritt haben wir auch ohne Elektrowinsch schnell das Groß ins zweite Reff gebunden und die Genau eingerollt. Noch während wir die Reffleinen dicht holen, pfeifen Böen mit knapp 30 Knoten über die MARLIN hinweg und die Gewitterwolken schütten ihren Inhalt aus. Noch ein Reff ins Groß, wieder an den Mast, durch die schlagenden Segel versteht man kaum sein eigenes Wort, die Kommunikation auf die weite Distanz müssen wir noch üben.
Eine halbe Stunde später ist der Spuk vorbei, Wind weg, Regen weg. Zeit sich dem Impeller zu widmen. Bei nun endgültig abgekühlten Motor baut Micha ein zweites Mal den Impeller aus, leider bestätigt sich der Verdacht, dass das gute Stück wirklich kaputt ist. Eine Resthoffnung war vorher geblieben. Es bleibt also beim Ziel Georgetown. In Nassau sitzt der Yanmar Händler, aber der Weg nach Nassau ist ein umwegiger, wir hoffen einfach mal, dass es auch dort einen Schiffausrüster gibt.