• einmal phuket town und zurueck
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21:24 Welch ein Tag, viel Aufregung, viel Abenteuer, schoene Erlebnisse, aber auch Enttaeuschung. Es ist schwer, diesen Tag zu beschreiben, ohne zwangslaeufig vielleicht Menschen Unrecht zu tun, die nichts dafuer koennen, aber ich werde es einfach versuchen.

Nach einer sehr rolligen Nacht mit wenige Schlaf und der staendigen Angst, der Anker koennte nicht halten, nehmen wir per Funk Kontakt zu Pitcairn auf. Der Empfang ist schlecht, wir liegen hinter dem Berg, in Lee, waehrend das Dorf auf der anderen Seite liegt. Die Otong Java mit ihrem niedrigen Mast bekommt gar keine Verbindung. Wir fragen nach den Formalitaeten, 25 USD pro Person Landegebuehr, plus 30 Dollar fuer zwei Personen, falls das Inselboot uns abholen soll. 25 Dollar fuer vielleicht ein paar Stunden auf der Insel, scheint uns schon ziemlich hoch, doch wir waren schon darauf vorbereitet. Was uns schockiert ist, dass die Gebuehr in gleicher Hoehe auch fuer Kinder gilt. Das heisst die Familie mit drei kleinen Kindern der Otong Java muss 125 USD dafuer bezahlen, eine Fuss an Land setzen zu duerfen. Fuer eine Familie, die mit einem Budget von vielleicht 250 US im Monat reist, unbezahlbar. Katherine und zwei der Kids sitzen bei uns im Cockpit und koennen es kaum glauben, die Kinder gucken mit grossen Augen, der Kat beschliesst, weiter zu fahren, das Geld ist einfach nicht drin im Budget.

Waeren die Kids nicht gewesen, wir waeren vielleicht auch einfach weitergesegelt, weg von diesem unsicheren Ankerplatz und haetten Mangareva angelaufen. Doch irgendwie hatten wir das Gefuehl, wir muessten mal mit den Menschen dort ueber diese hohen Anlandegebuehren reden, ihnen erzaehlen, dass viele Segler die Insel eben aufgrund dessen nicht anlaufen, und dass man noch mal darueber nachdenken sollte.

Nun gut, Micha und Natale ins Dinghi und fast 2 Meilen Richtung Bounty Bay und Landungs Pier. Unterwegs passieren wir einen brandungsumtosten Fels nach dem naechsten. Ohne unseren 10 PS Aussenborder koennten wir sofort umdrehen. Kurz vor Adams Rock bekommen wir dann nicht nur den Sued, sondern auch den Nordostschwell und die Windwelle zu spueren, klitschnass mittlerweile. Irgendwie schaffen wir es, durch diesen Schwell in die Bucht einzulaufen. Ein Einheimischer hilft, das Dinghi an Land zu ziehen, laedt uns auf seinen four-wheel-outdoor-Karren und auf geht es zum Haus des Buergermeisters. Der ist noch beschaeftigt, muss den Generator reparieren, doch seine nette Frau versorgt uns mit Kaffee, setzt uns zum Trocknen auf die Terrasse und verschwindet wieder. Wir warten, wollen uns noch nicht auf der Insel umtun, da wir ja noch ueber die Landegebuehren im allgemeinen und Speziellen verhandeln und eventuell ohne Inselbesuch wieder abziehen wollen. Ueber Funk war es einfach nicht moeglich, ausserdem regelt man so etwas besser von Angesicht zu Angesicht.

Um die Sache kurz zu machen, der Buergermeister kommt in sichtlich schlechter Laune, weiss schon ueber unser Anliegen Bescheid und ueberrennt mich einfach. Da mein Englisch fluessiger ist als Michas, bin ich die Redende, obwohl man das nicht so nennen kann. Innerhalb weniger Minuten werde ich zur Luegnerin, Gesetzesbrecherin und was weiss ich nicht alles abgestempelt. Ohne Erlaubnis habe ich, bzw. wir die Insel betreten, habe die Insulaner hintergangen usw, usw. Ich komme einfach nicht zu Wort, falsche Worte und Luegen werden mir in den Mund gelegt, und jeder der mich kennt weiss, dass ich ein eher harmoniesuechtiger und diplomatischer Mensch bin. Der Buergermeister verschwindet unter der Dusche und ich geh erst mal ein Stroephchen heulen. Micha ist hilflos, kurz vorm Kochen, nur weiss er, dass er alles schlimmer macht, wenn er sich jetzt einmischt.

Die Insulanerin, die fuer die Stempel zustaendig ist, wird hinzugezogen, bemueht sich, ist wunderbar und verstaendnisvoll, doch auch auf ihre Vermittlungsversuche keine Reaktion. Es geht weiter, eine Neuseelaenderin, governors counciler, und ihre zwei Hilfspolizisten werden hinzugezogen. 1000 Dollar Strafe wegen unerlaubtem Grenzuebertritt stehem ploetzlich im Raum und ich frage mich, ob ich traeume, was passiert hier? Gleich landen wir im noch nie besuchten Inselgefaengnis. Und das passiert mit, die ich doch noch nicht mal eine Kreuzung bei Rot ueberquere. Mit viel Reden gelingt es die Situation zu entschaerfen, ich kann unseren Punkt endlich klarmachen, dass mit Sicherheit weniger Segelboote kommen werden, wenn die Gebuehren so hoch sind, was nicht im Interesse der Insulaner liegt, die nicht nur einen finanziellen Nutzen durch die Kaufkraft haben, sondern sich auch freuen, in all ihrer Abgeschiedenheit Besuch von aussen zu bekommen. Geknirschte Entschuldigungen werden gemurmelt, wir haetten vorher ueber Funk unsere Diskutierfreudigkeit ankuendigen sollen und, und, und. Schliesslich steht uns frei, ohne jegliche Gebuehr zu fahren, oder eben nach Zahlung der Landungsgebuehr zu bleiben. Ich will nicht im Streit und mit schlechtem Gefuehl von dieser Insel gehen, also machen auch wir einen Schritt nach vorne, lassen unser Geld da und bekommen einen Stempel.

Der Rest des Tages entschaedigt fuer alles, wir besuchen Tom Christian, mit dem wir schon ueber Funk Kontakt hatten, werden mit offenen Armen empfangen und erfahren in einem langem Gespraech viel ueber die Lebensumstaende der Insel. Wie Ulli Kulke im Gaestebuch schon schrieb, es sind harte Zeiten fuer die Insel. Die alten Cargoschiffe, die Pitcairn anliefen, sollen abgeschafft und verschrottet werden. Die neuen Schiffe der Reederei haben natuerlich viel hoehere Laufkosten, dementsprechend haben sich die Kosten fuer das Versorgungsschiff fast verdoppelt. Zudem wird es viel seltener kommen, als frueher. Ein anderer Punkt, der gerade auf dem Buergermeister, aber auch auf den anderen lastet, ist die Anwesenheit der Councelerin. Die Insel wird naemlich von Neuseeland aus verwaltet, auch die Gebuehr ist ein Beschluss von Neuseeland. Bisher haben die Pitcairner aber ihre Insel selbst in der Hand gehabt, seit neun Wochen gibt es nun diese Verwaltungsmenschen, auch Polizisten von den Locals genannt, auf der Insel. Drei Personen auf dieser 4 mal 2 Kilometer grossen Insel mit 50 Einwohnern, und jeder fragt sich wozu. Die Begruendung lautet natuerlich der direkte Draht zur Insel, doch gefuehlsmaessig sehen die Einheimschen das natuerlich anders.

Viele Punkte, die ein bisschen Klarheit in die Diskussion werfen.
Wir quatschen noch lange mit Tom, machen uns aber irgendwann auf den Weg, die Insel zu erkunden. Tropische Schoenheit, Ueppigkeit, bluehende Pflanzen und Vegetation, die wir noch nie zuvor gesehen haben. Alles riecht satt und gruen, die Erde dampft nach einem kraeftigen Schauer am Mittag. Auf dem hoechten Punkt der Insel sehen wir unsere Lady auf der Leeseite, so klein, so zerbrechlich, weit vor der Kueste geankert im sich hebenden Schwell.

Die Sonne geht bald unter und so machen wir uns auf den Heimweg, verlieren ein wenig die Richtung und fragen ein paar Einheimische, an deren Haus wir vorbeikommen. Wieder schlaegt uns unheimliche Gastfreundschaft entgegen. Wir werden nach der Otong Java gefragt. Der Insulaner entschuldigt sich kopfschuettelnd fuer die Verbohrtheit seines Buergermeisters, der die Landegebuhr auch fuer kleine Kinder erheben will. Er kann nicht verstehen, dass die Gebuehren vor 6 Wochen verdoppelt wurde. Der Familienkat ist nicht der erste, der ohne Anzulanden weitergefahren ist.

Die Zeit draengt, wir finden zu unserm Dinghi und kaempfen uns mal wieder 40 Minuten durch Schwell und Welle. Angekommen auf der Lady sind wir uns einig, diesen Weg fahren wir nicht noch mal. Wir haben Blut und Wasser geschwitzt, der Ankerplatz bleibt rollig und die Aussicht, in den naechsten vier Tagen direkt vor die Bounty Bay zu gehen ist laut Wetterbericht gleich Null. Dafuer weht der Wind stetig und gibt uns einen schoenen Halbwind fuer den naechsten Trip. Aufklaren und Ankerauf, Ziel sind die Gambier-Inseln, eine Lagune, ein ruhiger Ankerplatz ohne Schwell und Welle, gut geschuetzt.

Wir sind beide unglaublich muede, 4 Wochen auf See, Michas Rueckenschmerzem, der rollige Ankerplatz und jeden Tag Verlegen auf Henderson. Hier wieder Rollerei, staendig abenteuerliche Dinghifahrten und Landungen und dann der Aerger mit den Offiziellen, das schlaucht. Die Lady und wir brauchen dringend ne Pause und das wichtigste, endlich einmal ein ganze Nacht durchschlafen!

Ich weiss nicht, ob es mir gelungen ist, diese Ereignisse richtig und verstaendlich darzustellen, die mich ueberfordert haben und mit denen ich absolut nicht gerechnet habe. Mein Dankeschoen gilt vor allem den Menschen auf Pitcairn, bei denen ich mich ohne Einschraenkung und herzlich willkommen gefuehlt habe. Ich bin froh, dass wir Tom, Brenda, Wayne, Olive und ein paar andere kennengelernt haben, schade, dass die Wetterbedingungen ein entspannteres und sicheres Anlanden einfach nicht zulassen.
Wir wissen nun definitiv, warum sich die Meuterer diese Insel damals ausgesucht haben. Verhext, verzaubert, steile Felsklippen und tosende Brandung, es gehoert viel Abenteuerlust dazu, all das zu ueberwinden. Und das mit mir, dabei war ich noch nie mutig.

00:02 Mitten in der Nacht werde ich wach. Der Wein und die guten Nudeln der Capitana haben mich danieder gestreckt. Die Lady wackelt fuerchterlich im hohen bestimmt 6 Meter hohen Schwell aus Sued, der unterbrochen wird durch den kuerzeren NE Schwell mit 3 Meter. Hab ich noch nie erlebt. Kreuzschwell. Wenigstens die dazukommende Windsee aus N entfaellt hier im Lee der Insel. Mit diesen enormen Laengen zu ankern ist super unangenehm und wir haben ganz schnell verstanden warum unsere Freunde von der ZWANTJEE sich gestern morgen hier schnell verdrueckt haben. Da bekommt man schon irgendwie Angst sein Boot verlieren zu koennen in irgendeinem ploetzlichen Gewitter, an diesen enormen Felsen um einen herum.

Pitcairn liegt vor uns wie eine uneinnehmbare Festung, hoch in der Felsen liegen die Haeuser der Einheimischen, kein freundlicher Strand in Lee ist vorhanden, an allen Seiten der Insel brechen sich meterhoch die Wogen der See an gefaehlichen Klippen.

Das Wetter sieht aus, als wenn Pitcairn im Dreieck von verschiedenen Wetterzonen liegt. Dem suedlichen Pazifik mit seinen riesigen Seen und den unvorstellbaren Winden, dem offenen Meer in Richtung Kap Horn und den tropischen Zonen nach Norden in Richtung Aequator. Hier stoesst alles zusammen und waescht sich durcheinander. Genung philosophiert. Ich schicke lieber das daypic raus und mach ne Ankerkontrolle, damit ich wieder ruhig einschlafen kann.



  • 00:02
  • 25.04.2003
  • 25°04.75S, 130°07.01'W
  • Pitcairn
  • -
  • 26°C
  • NE 3-4
  • 4

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