Und ewig grüßt das Murmeltier

Moment mal, hatten wir das nicht gerade? Dunkles Furnier anschleifen, meterweise Abklebeband platzieren und dann für Tage mit weißer Farbe, Rolle und Pinsel verschwinden? Ja, hatten wir, nur das vor ein paar Monaten Badezimmer und Kleiderschrankecke der Lady dran waren und nun die erste Achterkabine der Marlin. Jedes Mal, wenn ich in diese dunklen Löcher gucke, bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Man fühlt sich wie lebendig begraben, selbst das Licht der Arbeitsleuchte wird komplett vom Kirschholzfurnier geschluckt und erhellt den Raum kein bisschen.

Große Auswahl an Farben gibt es hier in der Nähe nicht, immerhin kann ich zwischen matt und glänzend entscheiden. Wenn ich da an die hypermodernen Baumärkte aus Chile zurückdenke, meterlange Regale, Qual der Wahl. Immerhin ist die Farbe tropengeeignet, steht extra drauf. Stück für Stück wird die Kabine heller und heller, obwohl es erst der Vorstrich ist. Einen ganzen Liter Farbe verbrauche ich, damit habe ich nicht gerechnet, ist eben alles eine Dimension größer. Zum Streiche benutze ich eine richtige Rolle, keinen kleinen Malerpinsel wie früher.

Micha kämpft sich derweil durch die Elektronik. Einen Schaltplan gibt es natürlich nicht, und so finden wir ihn den ganzen Tag irgendwo in der Bilge, im Motorraum, unter der Sitzecke, immer mit dem Messgerät in der Hand und der Brille auf der Nase auf der Suche nach dem kaputten Kabelstück, das verhindert, dass die Windgeschwindigkeit angezeigt wird. Ein bisschen ketzerisch könnte man natürlich sagen, dass wir gut auf das Instrument verzichten könnten, hatten wir früher ja auch nicht, aber wenn es nun mal da ist. Gerade kommt der Skipper wieder aus seinem Kämmerchen mit der Headlamp auf dem Kopf. Das vorher geprüfte Kabel funktioniert seit dem Durchzug durch den Kanal nun nicht mehr. Was will man sagen? Es ist Zeit für den Feierabend.