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Regen, Regen, Regen
Die Kanäle haben uns wieder
Wie zu erwarten, ist der Rückweg von Puerto Natales in die Kanäle beschwerlicher, als der Hinweg und insbesondere die ersten 36 Stunden von vielen Ankermanövern begleitet. Zweimal haben wir gestern Nachmittag den Anlauf gestartet den zweiten Teil des Golfo Almirante Montt in Angriff zu nehmen, bevor wir endlich ein kurzes Abflauen des Windes dazu nutzen konnten, auf die andere Seite in den Windschatten zu kommen. Drei Stunden später stehen wir nachts bei Vollmond vor der berüchtigten Enge und lassen uns mit der Strömung durch sie hindurch saugen. Bis zu 9 Knoten Geschwindigkeit zeigt das GPS an, hinter der Enge brodelt und kocht das Wasser vor lauter Strudeln und dass vielleicht 40 Minuten vor Niedrigwasser. Über uns der Vollmond, der von den schneebedeckten Gipfeln der Berge reflektiert wird, wer hier nicht anfängt an Geisterschiffe und Sagengestalten zu glauben.
Der Wind, der schon den ganzen Tag von vorne kommt, dreht auch nach der Kursänderung um 90 Grad zuverlässig mit und bläst uns hinter den kleinen Inselchen der Enge ins Gesicht und auf den Bug. Glücklicherweise haben wir ja noch unsere Positionsdaten des Ankerplatzes, den wir vor einer Woche aufgesucht haben und so entschließen wir uns, eine Ruhepause vor Anker einzulegen. 5 Stunde Schlaf, dann geht es weiter. Der Seno Union wartet auf uns, natürlich mit Wind von vorne und fieser Welle. Weiße Schaumkämme, wohin man nur blickt. Also wieder Pause nach vier Stunden Fahrt, diesmal Frühstück. Die Kinder krabbeln schlaftrunken bei Pfannkuchengeruch aus der Koje, während die Eltern in den Seilen hängen. Draußen regnet es wieder, das kennen wir ja schon, doch dass oberhalb der Baumgrenze der Regen als Schnee liegenbliebt, das war vor einer Woche noch nicht so. Wintereinbruch. Es gibt nur zwei Jahreszeiten, sagt der Patagonian Pilot, Sommer und Winter. Keine Stunde später wieder weiter, die letzten 6 Meilen des Senos gegenanhacken, Micha lässt sich Wind und Niederschlag um die Nase pusten, während wir auf der Achterbahn im Schiffsinneren in der Familienkoje Nomen, Artikel und doppelte Mitlaute üben, Schule muss sein.
Um zwei Uhr schläft der Wind endlich, wie vorhergesagt, ein, die Ruhe vor dem Sturm, sprich, vor der Front, die heute Nacht durchziehen soll. Um 18 Uhr soll der Wind mit Sturmstärke aus West blasen, um drei laufen wir eine sichere Bucht an und vertäuen uns wieder spinnengerecht mit mehreren Landleinen. Doch der Wind kommt nicht, wir liegen hier ins unserem Ententeich, mit Dauernieselregen und einem dramatisch gefallenen Barometerstand, seltsam.
Morgen geht es weiter. Das nächste spektakuläre Ziel auf dem Plan ist der Seno Eyre mit dem Gletscher Pius XI. oder war es der XII.? Schon in zwei Tagen sollten uns die ersten Eisbrocken des gewaltigen Gletschers entgegenkommen. Von mir aus kann es die nächsten vier Tage durchregnen, wenn wir nur am Gletscher einen Tag Sonne bekommen.