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Manövrierunfähig

Micha the Dinghyripper

Wir liegen im Hafen von Ushuaia, eine Landleine zu einer fraglich guten Mouring und eine andere in der Schraube. Na, da kann ja eigentlich nix passieren. Doch wie kam es dazu?

Der Tag beginnt ganz harmlos nach einem netten Besuch von Katja und Fabian, die Nathalie, netter Weise, eine Ersatzsegeljacke aus Deutschland mitgebracht haben. Das Original schwächelte mit einem kaputten Reißverschluss. Ohne Segeljacke in den patagonischen Kanälen, das geht ja nun gar nicht und ohne die Hilfe von Alex von Parasail, POLARWIND‘s Juttas logistischer Hilfe und Katja und Fabian, die von Deutschland aus auf Flitterwochen durch Südamerika reisen, hätte Nathalie kalt ausgesehen. Aber manchmal klappt eben doch alles. Die neue Parasail Jacke ist da, Nathalie glücklich, Katja und Fabian satt vom guten Essen, das Nathalie als kleines Dankeschön gezaubert hat.

Und so gehe ich heute wieder los mit zwei 26L Kanistern zur Tankstelle, weil es hier keine Pier gibt, an der man einfach den Schlauch in den Tank steckt, sondern man alles per Hand von der lokalen Tankstelle schleppt. Kenn ich schon. An der Tankstelle gibt es immer nur zwei Kanister pro Besuch und wenigstens gibt es eine Sackkarre vom Club Nautico. Die dann ins Dinghy schleppen, zur LADY fahren und umfüllen. Aber ich will nicht meckern. Geht schon. Irgendwie geht es immer weiter.

Nachdem ich dann noch die Riesenplastiktüten von der Wäscherei abgeholt habe, fängt es an zu blasen wie Hechtsuppe. Die Teller fürs Mittagessen stehen auf dem Tisch als der Anker nicht mehr hält und die LADY rückwärts bei 35 Knoten durchs Hafenbecken driftet. Dann gibt sich das Pech die Hand. Der Versuch eine Mouring aufzunehmen endet mit dem Verlust des Enterhakens und einer laut fluchenden Nathalie. Wir drehen ein paar Ehrenrunden durchs Hafenbecken bis das Getriebe laut rattert und kracht und wir uns eine Mouring in die Schraube fahren. So kann man auch festmachen. Doch das ist noch nicht alles. Jetzt wird es argentinisch. Wir hängen also mit dem Heck im Wind, 30 Meter Kette im fünf Meter tiefen Wasser, da kommt Uka, der Hafenmeister mit Hector, dem Besitzer der Mouring, der mich lautstark und total sauer beschuldigt, ich hätte das Dinghy an der Mouring versenkt, deren Tampen in unserer Schraube sind. Mir fehlen die Worte. Dass das Dinghy da schon seit heute morgen nicht mehr dran war, glaubt er mir natürlich nicht. Und so ziehen die Beiden auf der Suche nach dem Dinghy wieder ab. Die Prefectura fragt über Funk nach, was ich denn für Manöver im Hafen mache, der Hafen ist geschlossen! Ob Sie mir helfen können, ist ihnen aber nicht in den Sinn gekommen. Und so hängen wir immer noch im Hafen mit der Mouring in der Schraube und essen erst einmal. Was soll man auch machen. Ein Litaue von der TRES MARIAS klopft an und fragt, was los ist. „Das ist nicht gut für Deine Schraube!“ Da sind wir uns einig und der nette Kerl hilft mir eine unserer Landleinen zu der 80 Meter entfernten Mouring zu legen, die in Windrichtung voraus liegt. Über die Lofrans Ankerwinsch gelegt drehe ich die Nase der LADY langsam in den Wind, der Mast neigt sich unter den 35 Knoten Windböen. Wird die 12mm Leine halten? Sie hält und ich kann sogar den Anker langsam mit viel Gefühl hochholen, nachdem wir dann mit Vorleine und Mouring in der Schraube fest vertäut sind. Ich fühle mich wie ein Anfänger und Nathalie und ich überlegen was nun zu tun sei. Wenigstens scheint die Sonne.

Und so mache ich mich langsam mit dem Gedanken vertraut in meinen Neopren zu steigen und Bekanntschaft mit dem acht Grad warmen Wasser des Beagle Channels zu machen. Ich will mich grade ausziehen und in den Neopren Anzug steigen, da klingelt es auf Kanal 16. Die Prefectura ist mit Blaulicht gekommen und steht auf dem Steg. Ich habe sofort zu kommen. Auf dem Steg steht der Officer mit Hector, dem Mouringbesitzer, der die Herren gerufen hat, weil ich ja nach seiner Meinung sein Dinghy versenkt habe. Es wird mir erst einmal verboten zu tauchen und ich muss mit zur Prefectura. Lange Rede kurzer Sinn. Da die Herren dann eingesehen haben, dass ein Segelboot nicht mal so eben ein Dinghy mit Aussenborder versenkt, darf ich wieder nach Hause laufen. Jetzt fährt mich keiner. Hector, der zufällig Berufstaucher ist, soll heute noch die Genehmigung zum tauchen bekommen um zu sehen ob sich sein Dinghy in der Tiefe versteckt hat. Und wir? Wir dürfen warten. Nicht passiert. Kein Hector. Hafen gesperrt. Wir dürfen das Boot nicht verlassen, uns selber aber auch nicht befreien, wegen Verdunklungsgefahr und Micha, the Dinghykiller!, schiebt grade die Hasskugel. Später mehr aus Happy Ushuaia!



  • 22:21:00
  • 20.01.2012
  • 54°48.6849S, 068°18.5533W
  • -°/-kn
  • Ushuaia / Feuerland / Argentina
  • Puerto Williams / Chile
  • 11°/1014hpa
  • 30kn/SW
  • -m

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