Einhandsegler
Der Sonnenaufgang naht.
Für ein paar Stunden hat Nathalie mich abgelöst, aber dann hat entweder Maya oder Lena wieder angefangen zu spucken und nach Mama geschrien. Ob die heute Seebeine bekommen? Wäre ja wirklich wünschenswert! Marcia hat seit Hafenausgang Piriapolis keinen Laut mehr von sich gegeben und liegt bewegungslos in der Koje. Leider keine große Hilfe, sondern eher eine zusätzliche Belastung für mich. Nun, sie wollte eh nicht weiter als Mar de Plata, was mir eine Entscheidung abnimmt. Das Ding mit der Seekrankheit ist echt immer wieder das größte Problem beim Segeln. Grade die erste Nacht.
Und so wackeln die LADY und ich die Meilen Richtung Süd gemeinsam ab. Die LADY mit dem Mast und ich mit meinem Kopf. Wir sind nicht in den Tropen und so sind die Nächte im Cockpit zu kalt. Ich schaffe mir ein bisschen Platz in der Kinderkoje, hab das AIS laufen und falle dann eben doch immer mal wieder in kompletter Montur für eine Stunde in den Schlaf. Einen Wecker brauche ich nicht. Der siebte Sinn weckt mich von alleine nach einer Stunde oder wenn es notwendig ist. Die Fischer um uns herum haben leider kein AIS. 50 Meilen vor der Küste wäre besser, aber da läuft Gegenströmung und macht auch kein Sinn, wir stehen 113 Meilen vor Mar del Plata. Der Wind wird immer weniger. Nachdem es gestern wie wild aus Ost geblasen hat, haben wir jetzt Nord mit 3, da kann ich mal backbord, mal steuerbord die Genua fliegen lassen. In der Nacht ausbaumen. Alleine? Gar nicht dran zu denken.
Mit der Schüssel, der LADY, ist alles gut. Wackelt halt. Gestern noch randvoll getankt. Davor große Motorinspektion. Da muss ich in Mar del Plata was arbeiten an der Isolation. Im Rigg ist ein doppelter Toggle von den Babywanten, der hat einen Haarriss. Nix was den Mast runter kommen lässt, aber sollte gemacht werden. Man merkt, ich bin wieder komplett seefest. Klemm mich an der Tastatur fest und schreiben Frust und Lust runter. Alles wird gut. Ich hab vorhin mal auf die Karte geguckt, wie weit es noch bis zum Kap ist. Tsst.