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Andersrum

…was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Novemberrest?

Michael / “Andersrum” ist auf den allermeisten Schifflein, mit denen ich gefahren bin, das mit Abstand am häufigsten benutzte Wort gewesen. Egal ob es um die Richtung der Schot um die Winsch ging oder auf welche Seite das Ruder wohl gelegt werden sollte um anzuluven oder abzufallen, ob es die Richtung betraf in welcher gehalst wird oder woher der Wind kommt und wohin daher die bereits streng riechende Suppe von vorgestern gefahrlos entsorgt werden konnte, ohne Plicht und Mitsegler gleichmässig grün zu färben, ob es nun die Drehrichtung (…Radeffekt) des Propellers oder die wieder einzusteckende Part in die Bucht des Palstek war: alles geht immer wieder andersrum!

Und jetzt?

Jetzt machen wir West… also ganz andersrum als Richtung Afrika.

Zwar glauben wir im Gegensatz zu unseren Vorfahren ziemlich sicher zu wissen, dass die Welt eine Kugel ist, dass wir also nicht über ihren Rand fallen können und somit streng genommen auch „andersrum“ irgendwann nach Afrika kämen, aber dennoch ist und bleibt jedes Umkehren zunächst mal ein plötzliches Andersrum ohne rechten Plan.

Was also nun?

Zumindest für mich kann ich sagen und schreiben, dass die Möglichkeit einer Umkehr aus Vernunftgründen eines der Argumente war, mich als Mitsegler bei Micha auf der Iron Lady überhaupt ins Spiel zu bringen.

Dreitausendachthundertirgendwas nm Südatlantik.

Auf einem Böötchen von 38 Fuss.

Das geht?

Natürlich geht das, und nicht mal schlecht, aber eben nicht unter allen Umständen.

Wetter und Klima sind weitaus größer als der Mensch, und auf dem Meer ist dies bisweilen recht deutlich zu spüren.

Dort beginnt für mich die Seemannschaft wirklich interessant zu werden.

Dem Teufel ein Ohr abzusegeln braucht vermutlich zunächst meine demütige Einsicht, dass er mir meinen kleinen Alltagsgrössenwahn des ausgeprägten Individualisten umgehend und persönlich wird heimzahlen wollen.

Es ist nicht das erste Mal dass ich anders herum ankomme als geplant.

Genau genommen ist mein Leben lang ein wunderbarer Mäander an den nächsten gereiht worden, immer wieder habe ich erst Wochen oder Monate, manchmal sogar erst Jahre später verstanden, welches Glück dieses plötzliche „Andersrum“ jeweils mit sich gebracht hat.

Dadurch wuchsen mir irgendwann alle Eindrücke zum Abenteuer Leben zusammen, die vielen eitlen Wichtigkeiten meines Ego verblassten mehr und mehr, und die Idee eines persönlichen Weges, der vielleicht selber das eigentliche Ziel sein könnte, nahm immer deutlichere Formen an.

Noch ein Hühnchen zu rupfen mit diesem Salzwasser, eh?

Eher andersrum: Na gut, dann eben nicht.

Erstmal sehen wozu das dann wieder gut gewesen sein wird…



  • 23:59:00
  • 14.11.2010
  • 34°37.6400'S, 047°53.2800'W
  • 290°/5kn
  • South Atlantic
  • Mar de Plata, Argentinia
  • 19°/1023hpa 1/8
  • 11°
  • 15kn/ESE
  • 1,0m/S

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