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Traum & Strände

Decksputzen

Die alte Story stimmt eben doch. „Alles klar zum Decksputzen!“ Paulo bekommt eine meiner alten Zahnbürsten in die Hand gedrückt und los geht es. Meine alte Lieblingscrew hatte nämlich zum gemeinschaftlichen Abschiedsputzen keine Zeit, wegen dringlicher anderer Termine, so muss das nun eben Paulo und ich machen.

Über Sailmail kommen die Koordinaten für Saco de Ubatuba. Langsam nähern wir uns den vier gelben Fahnen von den Ali von der MUKTUK geschrieben haben. Eine kegelförmige Boje, dem alten Steg am nächsten und dann glauben wir unseren Augen nicht. An einer Boje sprudelt das Wasser in die Höhe, wie in einem kleinen Springbrunnen. „Hey!“ An der Boje ist schnell festgemacht und schon kommt ein Local mit ner Lancha an und reicht uns zwei lange Schläuche an, die an der Boje dran sind. Einer zum Füllen der Tanks und einer zum Deckswaschen. „Geld?“ „Nö, das Wasser fließt ja sonst eh ins Meer. Ihr könnt unsere Duschen benutzen. Bar und Restaurant sind im Moment geschlossen.“ Etwas verdutzt steht Paulo da, so viel brasilianische Freundlichkeit ist ihm nun doch selten vorgekommen, gibt er ehrlich zu. „Rio-Ilha Grande. Zwei Welten, sechzig Meilen voneinander entfernt“, meine ich dazu.

Paulo ist erst einmal die Reinigung eines Joghurtbechers gewohnt. Er spritzt alles einmal ab mit Süßwasser. Als er dann sieht, wie ich im Cockpit die Bodenbretter hochhebe und alles peinlich sauber mache mit Scheuermilch und Co., da erkennt er den Ernst der Lage und geht noch mal nach von Vorne anfangen. Ohne Aufforderung. Und so wie es seine Art ist, nimmt er es dann sehr Ernst. Nach zwei Stunden sind wir fertig. Die LADY sieht aus wie neu. „DANKE! Paulo.“ Schon verschwindet die Sonne hinter dem Berg und die Mücken kommen in Schwärmen und fallen über ihr Abendessen her. Jetzt aber nix wie wech hier.

Passion Men

An der Ilha Longa fällt der Anker auf zehn Meter. Wir sind alleine. Kein Wochenende und Off-Season. Nachts wird es kalt und wir genießen die letzten Stunden im Cockpit. Paulo ist ein Geniesser und somit zeigt er mir etwas vollkommen neues, die Passionsfrucht. Gibt ja Sachen, die kennt man eben nicht. Und was der Bauer nicht kennt... Sieht glibberig schleimig mit Kernen drin. Er schneidet am Kopf eine dünne Scheibe ab, ein Löffel mit Zucker und einen kleinen Schuss Cacaça. „Voilà!” Und das Leben kann eben doch so angenehm sein. Passion Fruit ist genau der richtige Name für diese leckere Frucht mit dem erotischen Beigeschmack der für Stunden anhält. Paulo und ich haben viel Spaß. Ich erkläre ihm, dass immer ein halber Tag der LADY gehört, also von Putzen über Reparieren zu Pflegen und der andere halbe Tag den Abenteuern. Außer beim Segeln, da wir gesegelt was das Zeug hält. Da hat man eh kein Bock was anderes zu machen, wenn das nicht grade sein muß. Jedenfalls meist nicht. Ich nicht.

Das mit den heftigen Träumen und nächtlichen Abarbeiten von Problemen, Ängsten, Erfolgen und Wünschen, auf dem Boot habe ich schon immer gebhabt. Das muss an der Bewegung der LADY im Wasser liegen. Ich kann mich erinnern, dass eine gute Freundin von mir eine alte Mühle in der Eifel hatte. Dort habe ich gar nicht schlafen können. Wasseradern unter dem Haus. Ich habe geträumt und geknirscht, geschnarcht und geröchelt das sich die Balken gebogen haben. Nun, so schlimm war es letzte Nacht nicht. Bin nur wieder irgendwann wach geworden mit den wirrsten Gedanken im Kopf. Geht schon.



  • 07:09:00
  • 20.08.2010
  • 23°08.3140'S, 044°19.3050'W
  • 0°/0kn
  • Ilha Grande, Saco do Ceu, Brazil
  • Angras del Reis, Brazil
  • 19°/1021hpa
  • 19°
  • 0kn/VAR/Sun Blue Sky
  • 0m

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