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Was fuer ein Tag. Es ist schon spaet, deshalb klappere ich das jetzt einfach mal formlos runter, damit ich dann auch irgendwann in die Koje komme, so wie de Capitana. Eventuelle RSF vorbehalten.

Natale und ich wachen nach 12 Stunden Dauerschlaf auf, wissen nicht wo wir sind. Was machen wir hier? 3 Meter Schwell ist wie segeln, aber wir liegen vor Anker, 50 Meter vor der Riffkante. Hmm. Unsere Nikon Coolpix hat sich nen Krankenschein genommen. Diverse Einstellmenues funktionieren nicht mehr. Feuchtigkeit? Tropen. Micha bekommt gerade einen Hals. Hals wird dicker: >>Lass uns erst mal tauchen gehen.<< Ja genau. Lass uns erst mal tauchen gehen. Das hilft bestimmt.

Nach der uebliche Roedellei und Einweisung wegen der Haie, falle ich zuerst nach Steuerbord, als die Lady gerade wieder eine Welle hinuntersurft. Plumbs. UW alles klar. Ich gebe Natale ein Zeichen und auch sie faellt ins rettende Nass. Punkt 1, Ankerkontrolle: 20 Meter unter uns Korallen. >>Bonaire ist ein Scheiss dagegen.<< ist mein erster Gedanke. 40-50 Meter Sicht. Blau. Kristallklares Wasser. Wir tauchen langsam parallel mit der Ankerkette runter. Ob sie bald kommen? Unten liegt der Anker schoen flach auf einer Sandflaeche. Natale hat wieder punktgenaugeankert. Ich schaue zu ihr rueber, will ihr das Zeichen fuer alles o.k. geben und da schiesst schon so eine kleine Bombe auf sie zu. Wie ist das Zeichen: >>Achtung, Hai von hinten?<< Da hab ich dann irgendwas nicht gelernt waehrend meiner Ausbildung. Aber mein Blick reicht oder Natale hat ebenso ein solches Vieh hinter mir gesehen, wir drehen wie besprochen die Ruecken zueinander und versuchen den lokalen Riffhaien zu erklaeren, dass wir nur einen ganz normalen Tauchgang machen wollen. Arme auseinander, mit der Harpune und Langustenstange auf die Nase, verstehen die kleinen Biester so langsam, dass wir nicht zum Mittagstisch gehoeren. Ein paar Runden drehen sie noch. Aus vier werden drei, dann zwei, dann einer und keiner... Adrenalin bei Natale und mir ungefaehr 30 Prozent der Hoeschstmenge. Druckluftverbrauch: Maximale Abgabe der ersten Stufe => Vereisungsgefahr ;-) Natale bleibt cool, wir beide sind froh, dass die huebschen Tiere weg sind und ich habe kein Photo gemacht. Spaeter einigen wir uns darauf, dass wir uns an solche Begegnungen nun gewoehnen muessen. Also. Die Dinger waren auch nur 1,5 Meter gross.

Den Rest der Luft duerfen wir zur Bewunderung eines 100 Prozent gesunden Suedseeriffs benutzen. Schade, dass wir keine starken Unterwasserlampen haben um die wirklichen Farben zu sehen, alles verblaut ab 10 Meter Tiefe, doch trotzdem. Immer wieder kreisen unsere Blicke in alle dreidimensionalen Richtungen ob Papa- oder Mamahai nicht mal vorbeikommen und uns armen Seglern zur Begruessung ne Hand abbeissen? Ist aber nicht so. Schon war auch die Luft zuende, unter dem Boot haben wir noch Unmengen von Entenmuscheln am Bauch der Lady begruesst und keuchend die Plicht erreicht. Bra Bra Bra Bra Bra Bra Bra Bra Bra Bra Bra Bra Bra Bra Bra Bra.... Natale will immer noch tauchen, ich auch. Wir sind stolz aufeinander, aber das war ja noch nicht der ganze Tag.

Ich bekomme die Aufgabe zu angeln, was ungefaehr 5 Minuten in Anspruch nimmt. Eine Mondforelle, einer der begehrtesten Fische der Japaner und Ansaessigen, nur 5kg beisst an und Aufgabe ist erledigt. Unglaublich. Ich fuehle mich schon als wenn ich das alles nur traumen wuerde. Kneif mich doch mal einer.

Next point. Dinghy zu Wasser lassen, bei dem Schwell auch ein bisschen Zirkusreif und unsere verrueckten Nachbarn besuchen. Dort bekommen wir einen Tee ein paar Tips wie wir mit dem Dinghy an Land kommen. Wir fuehlen uns wie Anfaenger, doch mitten durchs Riff mit dem kleinen 2PS bei 3 Meter hohen, sich brechenden Wellen will gelernt sein. Sieht alles ganz einfach aus, denk ich mir. Kurz vor den Wellen, 20 Meter davor fange ich an Kreise zu ziehen. >>Schau mal Schatz. Die Haie sind schon unter uns.<< Natale sieht uns schon ueberschlagen in der Suppe liegen. Hmm. Nicht schlecht der Specht. Es gibt hohe Wellenphasen und weniger hohe Wellenphasen, jetzt kommt gerade eine weniger hohe. Einer muss entscheiden. Jetzt. Doch da kommt auch schon die naechste hohe Wellenphase, Brecher hinter und ueber uns. Alles ist komplett unter Wasser, Dinghy voll Wasser, wir nass und irgendwie schaffen wir es gerade noch das Gummiteil zwischen zwei messerscharfen Korallenbloecken auf der naechste Welle hinter die Riffkante hindurchzusurfen. Dann kommt endlich Flach, der Propeller rattert auf den Korallen, egal, wir leben. Vorsichtshalber hab ich eh nur die Unterwasserkamera NIKONUS V mit. Mit zitternden Knien erreichen wir den versprochenen weissen Korallensand.

Dinghy hochziehen und staunen. Nach vier Wochen und einem Tag stehen wir tatsaechlich auf festem Boden. Kuessen uns. Umarmen uns. Rennen doch nicht nach rechts und links...

Erster Gedanke: Wie kommen wir jemals wieder zurueck zu unserer Lady. Ganz Henderson ist von Korallen erbaut. Die Steine sind messerscharf, Haie wohin man nur greift und wir Greenhorns nun an Land. Vorm Riff wackelt die Lady froehlich wackelnd und gruessend... Es faengt an zu regnen, wir haben alle Fenster und Luken auf. Greenhorns. Wir schauen rechts und links den Strand entlang. Becher, Brecher, Brecher...

Problem ignorierend, starten wir den geplanten Starndspaziergang. Sammeln Muschel, Unmengen von Muell liegt hier, Fischnetzbojen, eine zerbeulte meterologische Messboje. Zu tausenden Einsiedlerkrebse in 10 facher Vergroesserung zu dem karibischen Exemplaren. Spuren von Riesenschlidkroeten, die wie Panzer den Strand kochkrappeln, ihr Eier verstecken und wieder runterrutschen, Fregattvoegel, die mit den Toelpeln streiten, immer neue Formen von Muscheln und Korallen, immer neue Baeume und Straeucher, deren Formen, Blaetter, Fruechte wir noch nie in unserem Leben gesehen haben. Sturmvoegel, endemische Arten und ueberhaupt das Meer, die Wolken, der Himmel, die steile unueberwindliche Korallenriffkante, die zum dicht bewachsenen Plateau fuehrt... Ich weiss gar nicht, wie ich alles beschreiben soll, mir fehlen die Worte, doch wenn ich es erst morgen versuche, wird alles noch viel weniger autark. Es ist so unglaublich schoen hier.

Natale schaut mich nur noch mit den Augen einer bewusstseinserweiterten Frau an, jegliche Mittelchen hierzu sind zwar nicht anwesend, die Insel und die Erlebnisse fuehren eindeutig zu ihrem Zustand. Mit den Haien heute morgen, dass hat sie gemacht, als wenn sie die Tochter von Hans Haas waere, doch wie kommen wir zurueck zu unserem Boot. Das schaffen wir nie. GootoGott... Mein Schatz ist eindeutig ueberfordert. Wir gehen zurueck, haben kaum noch Augen fuer die Natur. >>Ich war noch nie so die Frau fuer Mutproben.<< >>Wir machen das schon...<<

Staendig suchen wir nach neuen Loechern im Riff mit weniger Schwell, doch nichts wird besser, alles nur schlimmer. Die Brandung reisst tossend Loecher ins nichts, manchmal staerker, manchmal schwaecher. >>Ich hab gezaehlt: Neun Sekunden von Brecher zu Brecher.<<

Wir schieben das Dinghy in die flache Lagune, ziehen es langsam ins triefere Wasser, jede kleine auslaufende Welle der Brecher ausgleichend. Jetzt stehen wir da, rechts und links vom Dinghy im huefttiefen Wasser, 50 Meter trennen uns zum rettenden tiefen Wasser, noch haben uns die Haie nicht in die Archillessehnen gebissen. Jetzt nur nicht den falschen Moment erwischen, der Yamaha 2PS laeuft schon mal im Standgas warm und los...

Die Suedsee hat Erbarmen mit uns. 2 Minuten keine Brecher, alles ist easy, mein Weib strahlt mich an. Wir leben! Ohne tiefe Korallenschnitte, gebrochenen Arme und abgesoffene Aussenborder...

Wir beschliessen den Abend auf der OTONG JAVA. Der Fisch auf dem Grill, Suesskartoffen, Bohnenkeime, eine Flasche Wein, noch ein Fisch, langsam neigt sich dieser Tag dem Ende zu. Es hat sich gelohnt. Jeder einzelne Schritt zu dieser Reise hat sich gelohnt, hoffentlich fahren noch viele Segler an diesem Stueck Erde vorbei, damit es hier so bleibt wie es jetzt ist. Morgen mehr aus dem Maggi Kochstudio. Sorry. Ich koennte nocht stundenlang weiterschreiben, doch es wird mich bestimmt noch Zeit und Nerven kosten, diesen Text, vielleicht ein Bild nach Deutschland zu ubertragen.

Meiner Freundin Andre alles Liebe zum Geburtstag.



  • 22:01
  • 21.04.2003
  • 24°20.68S, 128°18.23'W
  • Henderson Island
  • Pitcairn
  • 25°C
  • NE 2
  • 3 Schwell

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