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Haengematte

Haengematte

17:50 HimmelHerrGott. Am 29ten naechsten Monats werde ich 39. Und immer noch nich vernuenftig. Wat soll den ma aus mir werden? Aber ich glaub Papa hat inzwischen aufgegeben: Der weiss, dass ich so bin und liebt mich trotzdem. Die Spagetti stehen aufm Kerosinherd und ueberhaupt:

Morgends, schwoer isch mir: Bevor Du dat Notebook einschaltest (in Deutschland isses dann schon 13 Uhr mittags!) springste erst innet Wasser und guckst Dir de Insel an! Ich mein das Riff.

Das Riff isset schoen? Ja. Ich hab natuerlich die Harpune mit, weil ich in an einem Tag schon einen Hai gesehen haben. Nur um mich sicher zu fuehlen, auch wenn mir der Hai nix tut. Aber, mann weiss ja nie. Von den Rifffischen kann ich keinen schiessen. Ueberhaupt bin ich ein schlechter Harpunierer. Ich kann meinen Opfern nicht in die Augen schauen. Und das suedliche Riff um meine Insel "Esnatupile" sieht wunderschoen aus. Vollkommen ungewohnt gibt es hier Elchshorn-Korallen (Sorry, leider keine digitale UW-Kamera an Bord), jede Meng Rifffisch (zu klein fuer jede Kunabratpfanne) und ueberhaupt ist die Sicht von 1 Meter Tiefe, gegen den Spiegel der Wasseroberflaeche super genial. Wie auf Droge schwebe ich an den Korallen, an Kugelfisch und Rochen vorbei in der Stroemung wiegend. Ich brauche nichts tun, alles passiert von alleine, ein Schwarm Mini-Barrakudas taucht auf, vielleicht drei Centimeter lang, scheint wohl die Zeit zu sein. Ich konzentriere mich gerade mal wieder auf die faszinierende Struktur einer Gehirnkoralle, da kommt eine kleine Schildkroete schnurstracks auf mich zugeschwommen. Nur nicht bewegen, nicht zeigen, dass ich gar nicht dazugehoere, nur so tue. Och, sie bemerkt die Luege und weg ist sie. Zur Belohnung schwabt mein Schnorchel unter einer Welle und ich bekomme schrecklich viel Salzwasser zu schlucken. Proooost.

Langsam bewege ich mich auf den Palmenstrand zu und halb unter Wasser, halb ueber Wasser kommt eine halbnackte Schoenheit auf mich zugelaufen. Eine Nixe denke ich mir im ersten Moment. Doch es ist einfach nur die italienische Nadia. >>Ciao Migel<<, sammelt Sie Muell am Strand, den Enzo ihr Mann am anderen Ende der 40 Meter breiten Insel verbrennt: >>Ist ja wie unser Garten, diese Insel. Muessen wir sauber halten<<, meint er ein paar Minuten spaeter zu mir. Ich muss immer lachen ueber Enzo, der mit seinen 58 Jahren am meisten Spass daran hat, mit der Machete schwingend durch den Urwald zu laufen und alte Piratenpfade wieder freizuschlagen.

Schnell speichern, das war unvergesslich! Bis 20:52 in der Haengematte eingeschlafen. Einfach so. Statt Fisch in Tomatensosse, gabs wieder Nudeln mit Tomatensosse. Ein Fisch an der Angel rausziehen ist um Unmengen leichter als mit der Harpune auf einen zu schiessen.

Den ganzen Tag schon lag dieser Charter-Katamaran hier hinter mir. Voll mit franzoesischen Gaesten (einem kleinen kolumbianischen Skipper den ich nicht leiden mag) die lautstark, die vier franzoesischen Inseln á la Bonaparte um uns herum eroberten und wieder verloren. Jetzt sind Sie zum naechsten Inselatoll weitergezogen. Vive la France! Auch die GARDELIN ist weitergezogen um Gaeste aufzunehmen und die Bordkasse aufzustocken. Ich laufe splitternackt auf dem Deck zwischen Kuehlschrank und Haengematte hin und her. Eine bitterboese, schwarze Wolke kommt von Land und zieht boese grollend ueber Chichime vorbei, nicht ohne zu blitzen und mich zu beeindrucken, mit der Vorstellung einen Blitz ueber unseren langen Mast abzubekommen.

Wie klein doch die Welt ist und was Jutta alles so weiss ueber mich. Hmm. So ein Gaestebuch ist schon toll Mark. Ich wollte ja erst keins. War das wirklich so?

Die Englaenderin, mit wenig Geld auf grosser Fahrt, heisst uebrigends Annie Hill und deren Boote immer Bagger, oder so. Und ganz ehrlich, ohne zu arbeiten ist das Leben aufm Boot nicht zu schaffen. Ist nur die Frage, was man denn so macht. Die einen arbeiten in Kneipen und vertrinken das Geld dann direkt wieder, die anderen arbeiten an anderen Booten und das eigene verkommt und alles in allem sind die Leute ohne viel Geld immer sympathischer als die, die anscheinend zu viel davon haben. Wir schreiben im Internet und verdienen gar nichts, unsere Sponsoren geben Sachleistungen. Ab und an ein paar Artikel bringen uns dann aber schon ein bisschen weiter. Hier und da ne Internetseite, nen PACTORmodem verkaufen und installieren...Sparsam ernaehrt sich das Eichhoernchen! Besser so als anders. Wenn man wirklich ganz pleite ist geht man einfach lange segeln. Das ist das billigste und schoenste. Und gluecklich ist man eh viel doller als man sich das je in Deutschland vorstellen konnte. Den Absprung zu schaffen, das ist das schwierigste. Weil man doch ueber Jahrzehnte gelernt hat, dass man ohne die KleineZehVollkaskoversicherung mit Unterversicherungszusatzversicherung am besten noch mit dynamischer Zweckanpassung fuer gegenfallszusatzamputierte Nebenzehversicherung gar nicht am offiziellen Leben teilnehmen darf. Um sich von all dem Gehirnwaeschenkram zu trennen hab ich anderthalbjahre gebraucht. Und dass war richtig! anstrengend. Seit dem wird nix Unnuetztes mehr gekauft und meist stellt sich das vermeintlich Nuetzliche als Unnuetz heraus. Man glaubt ja gar nicht wie wenig man wirklich zum Leben braucht.

Ich komm schon wieder ins Rede schwingen wenn ich so weiterschreibe. Dann gibt es wieder einen Anschiss von der Capitana, warum ich nicht lieber das Boot putze. Geschafft, es ist inzwischen dunkel und wir muessen Strom sparen. Leg mich also wieder dahin, wo ich herkam: In die Haengematte, Sterne gucken und mich auf meinen Schatz freuen. Ist ja schon schoener zu zweit.

07:05 Seit einem Jahr spreche ich jeden Morgen mit Hannes von der VITEVITE ueber Kurzwelle. Siehe auch daypic vom 06.01.02. Nun ist Hannes schon seit vier Tagen ueberfaellig und es kommt auch kein Mail. So ist Hannes nicht. Der ist 100 Prozent zuverlaessig.

Da er in Polamar/Magarita/Venezuela liegt, mach ich mir echt Sorgen. Ich weiss, kann mir keiner bei helfen, aber wegschreiben hilft bestimmt auch. In Polamar passieren staendig Ueberfaelle auf Segler und es ist echt ein heisses Pflaster. Wenn irgendeiner unserer Leser zufaellig ein Boot mit E-Mail kennt, dass gerade in Polamar liegt, bitte ueber [email protected] melden.



  • 07:05
  • 31.10.2002
  • 09°30.67'N, 078°37.07'W
  • Coco Bandero/San Blas
  • 26,9°C
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