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Windpendelselbststeueranlage. Oder einfach Daisy.

Windpendelselbststeueranlage. Oder einfach Daisy.

20:00 Auf Leseranfrage heute mal wieder in Schlau. Das Wichtigste beim Langfahrtsegeln ist es, NICHT und unter keinen Umstaenden Ruder zu gehen. Bei 2 Mann Besatzung unsere Zeitreisemaschine waere das auch eine Zumutung. Zweitwichtigstes ist es keinen Strom zu verbrauchen fuer die Steuerung unseres Sterngleiters. Findige Menschen wie Peter Forthmann (www.windpilot.de) und andere haben sich dazu Loesungen einfallen lassen. Eine ist unsere Windpendelselbststeueranlage Daisy.

Basisgut
Kurz zur Funktion des grauen Teils in der Mitte (seiner Windfahne beraubt). Dieses Steuerungen strecken normalerweise eine Windfahne in die Hoehe und eine Wasserfahne senkrecht ins Kielwasser. Dreht sich das Wasserschwert jetzt ueber eine Mechanik nach rechts oder links will das Wasserruder natuerlich in diese Richtung wegflitzen. Ueber ein Gelenk wird diese Kraft nach oben geleitet und mit einfachen Seilzuegen, in die richtige Bewegungsrichtung umgelenkt, auf die Pinne uebertragen. Im Bild sieht man die Pinne fuer Daisy auf der Ruckseite unserer Pinne nach hinten weggehen. Eine Kette wird eingehaengt und schon muss man nur noch das Wasserschwert in seiner Laufrichtung nach steuerbord oder backbord kontrollieren um seine Fahrtrichtung zu kontrollieren. Trick an der Sache ist. Die Energie, das Boot zu lenken, kommt aus dem Wasser. Um die Stellung des Schwertes zu veraendern wird eine Windfahne aufgesetzt mit einem Gewicht am unteren Ende. Kommt der segelnde Zeitgleiter vom Windkurs ab, wird der Steuerwinkel des Schwertes diurch den Winddruck in die entgegengesetzte Richtung versetzt und das Ruder lenkt den Gleiter zurueck auf die richtige Sternenbahn. Hmm. So weit so gut. Kann man auch woanders noch in schlauer nachlesen.

Trickgut
Nun gibt es Sterntage und –naechte an denen kein Wind weht oder zu wenig oder der etwas betrunkene Steuerverlauf der Windfahne optimiert werden muss. Jetzt kommt der Clou. Windfahne abmontieren und von der Reling zum Windpiloten einfach den billigsten aller billigsten Autohelm 800 dazwischen. Sterngleiter mit extended Autofunktion. Gegenueber einem grossen Bruder der mit Hydraulikpumpe am Ruder ansetzt zwischen 3 und 10 Amp/h braucht, vergnuegt sich die elektrisierte Daisy etwa 0,2 bis 1 Amp/h. Ausserdem keine Krach. Den 800er gibt es inzwischen auch mit NMEA Schnittstelle fuer den Computer und GPS.

Auf jeden Fall ein wichtiger zweiter Autopilot fuer den Fall der Faelle, dass der grosse Bruder ausfaellt, dachten wir, jetzt fahren wir meist mit Daisy und der grosse, teure Robertson zahlt in seine Altersvorsorgeversicherung ein. Na so was.

So. Das war es aus Skippers Bastelstunde. Zugeschaut und mitgebaut.
Bitte um Info, wenn solche Schlaueinlagen auf den Senkel gehen oder wuenschenswert sind. Via Gaestebuch versteht sich.

19:57 So langsam kehrt die Langfahrtroutine auf der Lady ein. Nachtwachen, Funkrunde, Fruehstueck, Schlaf nachholen, spuelen, im Cockpit die Sonne geniessen und faulenzen, wieder Funken, Abendessen, Nachtwachen. Langweilig? Eigentlich nicht, das Meer bietet immer Abwechslung. Heute haben wir seltsame Wasserverfaerbungen gesehen. Sah erst aus, wie aufgewuehlter Sand, bei naeherem Hinsehen eher nach winzigen Algen oder aehnlichem, ganz komisch. Oder ein seekranker Wal? Morgen mal die anderen fragen, ob ihnen so was auch schon begegnet ist.

Jeden Abend bleibt es laenger hell, man merkt schon, dass wir stetig nach Westen reisen, Nachtwachenrhythmus wird jetzt verschoben um eine halbe Stunde.

Wettermuster pendelt sich ein, morgens 15-20 Knoten aus Ost, abflauend bis auf 10 am Abend und leicht Sueddrehend. War jetzt zwei Tage so, morgens werden wir durchgeschaukelt, was das Zeug haelt, abends gibt es dann zur Belohnung Ruhe. Bisschen wie Nordseesegeln hier, auch die Wasserfarbe, die Tiefe... Nur das Wetter ist besser...

04:03 Da sind sie ja wieder, unsere heissgeliebten naechtlichen Squalls mit drchschnittlich 15 Knoten mehr Wind und tropischen Regenguessen. Am schoensten ist es immer, wenn er durchgezogen ist. Das ganze Cockpit pitschnass, man selbst hat sich gerade wieder aufgewaermt von Reffen im Regen und schon muss man wieder raus, weil die Lady mit ihrer verkleinerten Segelflaeche natuerlich wie betrunken durch die Wellen wankt. Nee, Segeln ist schon toll!

00:50 Ja, schade ist das mit Australien und vielleicht moechte ich auch noch ein paar Worte dazu schreiben: Australien besucht man doch besser mit einem kleinen Geldsaeckchen. Die Entfernungen sind unendlich weit, der Transport kostet viel Geld, Uebernachtungen, Geld fuer die Marina, wo das Boot bleiben soll und wenn man nach Sydney kommt will man ja auch in die Oper. Is doch klar. Ach Melbourne soll auch schoen sein und die Suedkueste, verlassen und einsam. Wir haben entschieden Australien nicht mit dem Segelboot zu besuchen. Wir wuerden nur der Sklave der LADY bleiben, koennten nicht weg, wieder Probleme am Boot und zwischendurch? Geld verdienen. Nene, da stellen wir Australien doch lieber auf die Wunschliste, wenn wir irgendwann mal etwas frischer sind und fliegen da einfach mal fuer ein Jahr hin. Mit dem Boot besuchen wir in Indonesien eher Orte, die wir mit dem Boot erreichen koennen. Aber was erzaehle ich? Es ist das erste Mal, dass wir noch nicht einmal einen Lonley Planet haben. Wir sind fast vollkommen unvorbereitet, bis auf Behoerdenkram. Aber ansonsten wird das wohl eine Ueberraschung nach der anderen sein. Das ist auch gut so. Muessen wir mal ausprobieren, find ich zumindest.

Die Nachwache geht so langsam vorbei. Bin im Cockpit schon eingenickt, der Schlafmangel wird immer groesser. Mit Passatsegel treiben wir durch die Nacht, keine Stroemung mit uns im Moment, aber die kommt bestimmt noch. So. Ich schicke den hier jetzt noch raus und dann geht es wieder in die Heia.



  • 00:50
  • 14.10.2004
  • 10°42.28S 138°34.20E, 0
  • Arafura Sea
  • Kupang/Timor
  • 27°C
  • ESE 1-2
  • 0,5

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