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Sonntag

Sonntag

19:48 Ganz friedlich hat er begonnen, der Tag. Es ist Sonntag, Fruehstueck mit Zwiebelmaispfannkuchen, danach eine ausgiebige Dusche mit Haarewaschen, zweiter Kaffee liegend in der Plicht und Fotosession. Wir schmeissen uns in Partnerlookschale, grinsen in die Kamera und wollen allen Lesern beweisen, dass wir auch nach genau drei Wochen auf See, Durchschnittsetmal 104 Seemeilen, immer noch gut aussehen können. Die Ringe unter den Augen vom Schlafmangel sieht man bei dem Format ja Gott sei Dank nicht!!!
Am Nachmittag sichten wir am Horizont einen Frachter. Mit Ed aus Holland, der Zwiebel von Neuseeland ueber Panama nach Europa transportiert, quatsche ich ein Ruendchen, bis er am Horizont verschwindet.

Es wird abend, immer noch ist alles gut, Dinner in der Plicht, bis Micha ploetzlich leicht uebr Rueckenschmerzen klagt. Aus leicht wird schwer, un innerhalb von Minuten hat die Hexe wieder zugeschlagen und Micha schleppt sich ins Innere der Lady. Ich zauber Kissen herbei, lagere meinen Schatz in der schonenden Stufenlagerung und weiss, ab jetzt ist Einhandsegeln angesagt. Das dauert 2-3 Tage, bis Micha dank Diclofenac und liebervoller Behandlung wieder einigermassen einsatzbereit ist. Prima. Den Wecker hab ich aus der hintersten Ecke hervorgekramt, alle 30 Minuten wird der nun klingeln und mich zum Rundumblick verdonnern.
Na ja, gibt so viele Einhandsegler, die im Moment unterwegs sind, da werde ich das auch noch schaffen. Wir haben weiterhin Schwachwind, also keinen Grund zur Panik. Um mir zu beweisen, dass Wacheschieben wichtig ist, begegnen wir gleich dem naechsten Frachter. Auch der hat wieder Lust, mit ner netten jungen Dame auf Kanal 16 zu plaudern. Indische Crew auf einem Schiff von den Bahamas transportiert irgendein Zinkprodukt von Kolumbien nach Australien! Ganz schoen viel Verkehr hier!!!
Was fuer ein Sonntag!

07:26 Wir werden immer langsamer, der Wind wird immer weniger, die Wetterberichte liegen immer mehr daneben. Verwuschen kommen wir langsam unserem Zeil, einer grauen Wand am Horizont, naeher. Die Tastatur unseres Laptops ist schon unser Freund, so viele Gedanken fliessen von Natale, aber auch von mir so in den Speicher und irgendwann ueber Funk in unsere Internetseite. Aber da kommen auch viele Nachrichten, von den Daheimgebliebenen, von Mitseglern, von Problemmachern und Problemloesern, von Freunden und der Familie. Wie ich diese Nachtwachen hasse und gleichzeitig geniesse um mir und meinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Unsere selbst gewaehlte Zweimann/frau/zelle auf der Gefaengnisinsel Ladyland laesst uns trotz all der Jahre enger Beziehung noch ein bisschen naeher aneinander kommen. Irgendwo zwischen verrueckt und total bekloppt und wieder verrueckt entwickelt jeder von uns beiden seinen Rhythmus zwischen totaler Begeisterung diese Ueberfahrt zu geniessen und dem vollkommen normalen Gegenteil, sich zu fragen ob man bald ankommt. Gerade sind wir in der Phase, das die Ueberfahrt so schoen ist, dass es keinen Unterschied macht, ob nun Morgen Pitcairn in Sicht kommt oder eine Woche spaeter. Langfahrt, das reinigt, wie Fasten wuerde Nadia sagen, reinigt es zumindest bei mir mein Hirn und bringt mich trotzdem dem ganz normalen Wahnsinn ein Stueckchen naeher. Das Meer ist so schoen.

03:28 Wir sind auf 20 Grad Sued angekommen, ob es jetzt kuehler wird? Scheint noch nicht der Fall zu sein, auch die Naechte sind angenehm warm. Und kein Tau mehr waehrend der Nacht, das hat nur den Nachteil, dass man kaum mehr aufwacht, wenn man waehrend der Wache mal kurz einnickt. Naeher am Aequator war es so feucht, dass man schnell mit klammen Gliedern wieder aufgewacht ist.
Morgen ist Sonntag, dann sind wir genau 3 Wochen auf See, unglaublich, wie die Zeit fliegt, oder stehebleibt, so genau kann man das Gefuehl hier draussen nicht beschreiben. Man kann sich kaum vorstellen, dass an Land das Leben ganz normal weitergeht, dass wirklich ein Monat vergangen ist, wenn man ankommt. Ostern gibt es vielleicht schon wieder Eier von Huehnern aus Pitcairn.

00:21 Ich bin gespannt ob ich an Land ueberhaupt noch laufen kann oder sofort umfalle wegen der fehlenden Wackelei. Gaehn. Bin ich muede. 2 Regenfronten hab ich in meiner Wache schon hinter mich gebracht. Segel rein, Segel raus. Alles regenklar machen. Entwarnung. Segel ganz raus. Ich bin froh nicht aufm Deck rumhuepsen zu muessen und Natale schlafen lassen zu koennen. Ansonsten gibt es nicht viel zu berichten. Auf 30 Grad steht nen Tief, von daher ist es gut wenn wir noch ein paar Tage brauchen, bis das hin und weg ist. Wir laufen bewusst langsam, es ist uns echt egal geworden ob wir nun 5 oder 7 Tage brauchen... Ankommen tun wir eh. Hoffentlich.



  • 00:21
  • 13.04.2003
  • 20°09.26S, 120°59.57'W
  • Pazifik
  • Pitcairn
  • 25°C
  • SE 2
  • 1

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