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und noch einer

und noch einer

20:03 Heute morgen sahen wir uns noch im Dunkeln vor dem Pass stehen, mittlerweile waeren wir froh, wenn wir es ueberhaupt im Laufe des morgigen Tages schaffen wuerden. Es bleibt squallig, die Dinger ziehen von links und rechts ueber uns hinweg, dass man nicht mehr weiss, in welche Richtung man ueberhaupt fahren soll, der Wind dreht zurueck auf Suedwest, dazu gibt es ne Welle aus Nordwest und Schwell aus Suedost. Oder war es umgekehrt? Ich sage nur Waschmaschine, 30 Grad, stark verschmutzt.

Wir laufen ein bisschen nach Suedosten ab, fahren eine Halse und versuchen nach Nordwest ein bisschen West gutzumachen, aber halt: Dort lauert schon wieder die naechste dunkele Wolke. Den kennen wir doch schon, dass ist der Olaf, der kam doch gerade aus Sueden. Oder ist das schon wieder Heidrun, die hat mindestens 35 Knoten im Bauch.

Waschmaschine. Der Skipper hat die Nerven blankliegen. Zwischen uns und Chagos ist die Speakers Bank immer noch nicht ganz versunken und wir wollen da einfach nicht drueber fahren. Die eine Untiefe, die nicht kartografiert wurde, wollen wir nicht zum Wohle nachkommender Yachties finden.
Dreht der Wind morgen wieder, koennen wir wohl gut die Solomons anlaufen, wenn nicht, steht uns fuer jeder Meile Ost, die wir jetzt machen, eine elende Kreuzerei bevor. Oder warten bis uebermorgen, dann soll es Flaute geben. Haha.

Nun ja. Wir haben erst mal beigedreht und der Skipper darf ne Runde schlafen. In zwei Stunden sehen wir weiter. Neue Energie, vielleicht weniger Welle und ne kleine Winddrehung, das wuerde schon ausreichen.

Time out auf der Lady.

15:43 Die niedlichen kleinen Squalls werden nun doch groesser und stressiger. Regen steckt bisher kaum drin, dafuer ordentlich Wind. Kaum hat der eine mal eben 10 Minuten bis geschaetzte 35 Knoten gepustet, kommt der naechste am Horizont angerauscht. Micha muss Segel rein – Segel raus spielen, denn zwischen den grauen Wolkentuermen gibt es wenig bis kein Wind. Lautes Fluchen aus dem Cockpit nach dem xsten winschen. Und ich kann nicht helfen. Maya mag am liebsten da sein, wo wir sind und mithelfen, und da das beim Reffen nicht gerade angesagt ist, bin ich mit ihr in die Familienecke verbannt.
Faul sein ist ja manchmal ganz schoen, aber oft ist es auch ganz schoen nervig, dass wir jetzt wirklich nur noch einzeln arbeiten koennen auf See. Wirklich wie einhandsegeln, wir teilen uns trotz allem die Aufgaben, spuelen, kochen, segeln, navigieren, Logbuchschreiben, aber eben immer einzeln, der andere stapelt Baukloetze oder zeigt zum xten Mal auf das Bild vom Hund und sagt wuff oder miau waehrend Maya kraeht vor Vergnuegen.
So schoen ankern mit Baby ist, und so schoen ruhiges Spinnakersegeln mit Baby ist, hoch am Wind nach Chagos mit Squalls ist echt anstregend. Da flucht man ja gerne schon ohne Kind, wenn das Geschirr beim Spuelen von links nach rechts fliegt, das Wasser aus dem Becken schon wieder abgelaufen ist und man sich in der Kombuese beim Fruehstueckmachen schon wieder einen blauen Fleck geholt hat.

Noch 50 Meilen, oder so. Zwischen uns und den Solomons liegt noch die Speakers Bank, ein versunkenes oder nie aufgetauchtes Atoll, das aus tausende Metern Tiefe bis auf 7 Meter aufsteigt. Oder weniger. Laut Karte eher mehr, aber wer weiss das schon mit Sicherheit. Auch wenn es nach hervorragendem Fischgrund aussieht, nachts ueber Untiefen fahren, war noch nie unser Ding. Also Schoten dichtholen, noch ein Grad hoeher an den Wind und in Luv vorbei.
Und morgen frueh sind wir da, weisser Sandstrand und Palmen. Paradies im Indik. Na, klingt das nicht toll?

11:35 Das ist der richtige Wind fuer die Lady. Am Wind, Segel raus und nach Lee geoeffnet. Nix da, nur Laenge laeuft, auch Segeltrim und Gewicht laeuft. Die Stroemung is wech oder macht bei Rumpfgeschwindigkeit nix. Schoen gerade, blasen wir dem indischen Ocean einen. Noch 68 Meilen, mitten in der Nacht kommen wir an. Aber egal, so schoenes Segeln unter tropischer Sonne haben wir nicht jeden Tag. Jetzt wird nicht langsam gesegelt. Die Squalls werden immer kleiner und treiben uns noch mehr voran, kein Regen, kein Stress. Jetzt noch nen ordentlichen Fisch und all der Shit dieses Trips ist vergessen, Neptun ist verziehen.

03:53 Wieder hat mich so ein Squall vom seligen Schlaf im Cockpit abgehalten, ich alles praepariert fuer Wassersammel und Co.KG, da zieht das Ding mir genau vor der Nase vorbei. Wind ist auch noch wech. So kommen wir nie an, wenn dieses Minitiefdruckgebilde um die Ecke ist, wird nicht mehr gerefft.

Romantisch ist es hier draussen. Sooo klar der Himmel zwischen den Wolken. Noch ist der Fast-Vollmond da und nimmt den Sternen ihre Leuchtkraft. Doch es ist fast, als wenn der Himmel nicht schwarz, sondern dunkelblau ist.

Was es gibt auf Chagos: Wasser in einem alten, rostigen Tank unter einem Dach. Eine Quelle mit Wasser zum Windelwaschen. (Mehrweg!) Jegliche, fast unberuehrte Natur. Was es nicht gibt auf Chagos: Alles was es woanders gibt. Also, einen Hafen, eine Bar, eine Bank, einen Supermarkt, Telefon, Internet, TV... Also, es gibt nichts. Das letzte Mal waren wir auf so einem Island im Pazifik. Suwarrow. Das war eine wunderschoene, unvergessliche Zeit. Viel zu kurz, viel zu lange her und doch immer noch so nah.

Noch genau 100 Meilen noch zu gehen.

02:16 Trauriges Ergebnis von gestern: Drei Bisse, drei Goldmakrelen, also Dorade. Eine pfannengerecht fuer zwei Personen, vom Haken gesprungen. Die Zweite, ueber einen Meter, ebenfalls vom Haken gesprungen. Die Dritte, ueber einen Meter, Vorfach gerissen. Alle Doraden an der Boardwand gehabt. So nen Pech, schon glatt ne Pechstraehne. Oder?

Zwei Leser schauen mit ihren Koepfen aus ihrem Nest. Hmm. Sind ja doch noch welche da. Hans Helmut der Weltumseglerversteher und Wolfgang der quasi anonym ist. Ja, da freue ich mich. Tja, mit dem Trick 17 aus der Hosentasche sind wir nicht so gut ;-) Das ueberlassen wir doch gerne den Profis. Wir haben auf jeden Fall alles falsch gemacht als wir losgefahren sind, auch wenn wir dachten dass wir alles richtig machen. Was heisst falsch gemacht, heute wuerden wir alles anders machen. Das Boot nicht in Deutschland kaufen, die richtige Kleidung anschaffen, woanders losfahren, woanders hinfahren und ueberhaupt alles... Aber um es fuer sich selbst wirklich besser zu wissen muss man es selbst erst einmal falsch gemacht haben. Da helfen keine Buecher und wir werden auch nicht ein solches schreiben. Mit dem Nachmachen ist ganz einfach. Wir gehoeren auch zur daskoennenwirauch.de, denn uns hat 1996 Erikas Logbuch, von der PANGAEA im Internet motiviert die IRONLADY.de aufzusetzten. Das wir uns so scher tun mit dem rumkommen konnte ja damals keiner wissen ;-)

So, meine naechste Wache hat angefangen. Das Deck wird langsam nass. Ich reffe erst mal das Main. Wir drehen das ein, jemand anders wuerde sagen, zweites Reff eingebunden. Um am 13ten um 8 Uhr am Pass zu stehen muessten wir 3,9 Knoten laufen. Die Lady rennt ohne die daemliche Stroemmung aber easy 5-6. Schaun wir mal, koennen ja beidrehen oder so.

00:17 Nach der Begegnung mit einem Tanker heute Nachmittag und den Geschwistern Squall in Michas erster Wache, darf ich heute nun doch nicht durchschlafen, sondern muss wieder fuer ein paar Stunden in den Ausguck. Nur gut, das der Im Cockpit der Lady ist und nicht oben auf dem Masttop wie frueher.
Micha schlaeft tief und fest, schnarcht mit Maya um die Wette und traeumt wirre Gedanken.

Noch ein bisschen Klatsch aus Chagos gefaellig? Also vor ein paar Jahren gab es mal ein Schiff, das aufs Riff gelaufen ist. Kurz bevor der Kahn absoff, konnten die Yachties ihn retten. Doch Loch im Schiff und kaputten Motor reparieren ist auf Chagos ohne Hardwarestore gar nicht so einfach, so dass sich das Paar auf der Insel niederliess und ueber mehrere Jahre hinweg mit der Hilfe anderer Segler das Boot wieder flott machte. Ich meine, es gab sogar eine Katze, die mit an Land lebte.
Frueher brachte auch die britische Navy zu ihrem monatlichen Kontrollgang auf der Insel Wein und Bier, Steaks und Salat aus den Tiefkuehltruhen der Koenigin mit und feierte ausgelassen mit den Seglern Beachparties im Mondenschein. Bis ein Segler davon auf seiner Website berichtete, um andere an seinen Freuden teilhaben zu lassen. Das fanden die Briten dann nicht mehr komisch, denn in den 100 Dollar Gebuehr, ist laut Vertrag keine Verkoestigung enthalten. ;-) Seitdem gibt es keine Parties mehr. Schade auch, denn Steak mit Salat hoert sich schon gut an. Wir wuerden auch nen extra Kanister Reiswein ansetzen. Der blubbert naemlich wieder unter der Sitzbank im Cockpit.

So, ab in den Ausguck.



  • 03:53
  • 12.04.2006
  • 03°41.79S, 072°41.98E
  • Suedindischer Ocean
  • Chagos
  • 29°C
  • 1-3 W-1009hPa
  • 1-2

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