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Michas Traum

Michas Traum

23:55 Da liegt er, mein Skipper und traeumt von weissen Palmenstraenden mit klarem Wasser und Kokospalmen, von denen die Nuesse rechts und links von ihm geoeffnet mit Strohhalm in den Sand plumpsen...
Ja, so sehen sie aus, die fertigen Seeleute im wohlverdienten Schlaf nach einer Wache mit Wind, Regen und dem Knarren der Winschen...

20:42 Irgendwie war die Lady beleidigt, dass ich sie MS Iron Lady genannt habe. Der Passat ist gekommen und ab geht die Post. Endlich! Ich stehe in der Plicht, lasse meinen Blick ueber das schaumige Kielwasser im Mondlicht gleiten und geniesse die Geschwindigkeit. So hatten wir das doch eigentlich von Anfang an gebucht. Oder?

Die Regenfronten bleiben, aber mit Segelwind ist das alles zu ertragen. Es geht voran. So gehoert sich das. Wenn die Passatsegel gleichmaessig gut stehen rollt es auch nicht zu sehr. Nur manchmal, wenn wieder einmal ein Brecher um die Ecke kommt und den Langkieler um die Ecke biegen will. Kein Segelschlagen, nur das Geraeusch von brodelndem Wasser, das durch die Lady in zwei Haelften geteilt wird. Da macht das Verdraengersegeln richtig Spass. Zu merken, wie das Gewicht dieses schweren Bootes durch die Welle zieht. Unaufhaltsam Richtung West. Natale hatte gar keine Lust in die Koje zu gehen. Die Lady zittert leicht vor Aufregung und surft mit den Wellen.

Ueber Kurzwelle haben wir gemeinsam Ruth, die mit Hannes in Trinidad liegt, ein Geburstagsstaendchen gesungen. Ja. Ich glaube sie war richtig geruehrt. Auch ansonsten ist es schoen einmal am Tag Stimmen von anderen Seglern zu hoeren, Wetter zu bekommen und Tips, wer, wann, wo in der Karibik. Ob es Ersatzteile sind, Karten, Tipps und Empfehlungen. In Trinidad gibt es den billigsten Rum. Nur Fahrtensegler wissen was das heisst. Unser Rum geht so langsam zur Neige. Das ist nicht gut. Deshalb hoffen wir jetzt noch auf stetigen Wind, damit wir die Bestaende bald wieder auffuellen koennen.

17:28 Aber immerhin gibt es wieder Wind aus der richtigen Richtung und wir segeln unter Passatsegeln, gar nicht mal so langsam. Dabei liegt die Lady auf Grund des ruhigen Wassers fast so friedlich im Wasser wie in einer Ankerbucht.
Wir holen abwechselnd

14:39 Wir motoren. MS Iron Lady. Und wir trage es mit Fassung. Kein Wind und wenn von Vorne. Das ist Hurrikan Olga schuld. Siehste Rossi (interner Spass), dass hat man von den Olgas. Olga steht oestlich von den Bahamas. Ist eigentlich gar nicht seine Zeit, aehmm Jahreszeit. Und Schwell bringt er bestimmt auch noch bald. Nun ja. Auch das werden wir ueberleben. Der Warnsektor des Radars ist eingeschaltet. Dummerweise reagiert er auch auf Regenfall.

Unweigerlich muss ich bei dem Grau in Grau um uns herum an Deutschland im November denken. Ja. Deutschland, im Moment leiden wir mit. Allerdings mit einem kleinen Unterschied. Hier ist es 28 Grad warm und 90 Prozent feucht. Also: Sauna mit Regen.

11:10 Liebes Logbuch. Mir, dem Skipper geht es wieder besser. Ich habe gerade meinen letzten Logbucheintrag gelesen. Ich glaube, manchmal ueberrennt einen der Frust doch sehr. Aber das hat sicherlich auch mit privaten Dingen zu tun, die via Mail auf die Lady eingeflogen kommen und nichts in diesem Logbuch zu suchen haben.

Es ist halt auch auf der Lady nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen. Doch laesst es sich alles wesentlich besser und einfacher verarbeiten, als im kalten Deutschland.

Ein Gruss aus Deutschland erreichte uns gerade mit einer dicken, dicke Regenwolke. Duschen. Jippi! Klamotten aus, Handtuecher bereit gelegt und Natale singt schon mal froehlich: >>I am singing in the rain ...<<

Keiner sieht uns. Vielleicht ganz gut so. Wir haben auch schon seit 12 Tagen kein anderes Boot mehr gesehen. Wir schreiben den 14ten Tag auf See. Etmal von 12 Uhr => 108 Seemeilen. Weiterhin flaue Winde aus Sueden. Eigentlich soll hier immer! der Ostpassat wehen, auch nach Wetterbericht. Aber! Es ist Suedwind und der bringt die ganzen Regenwolken vom Amazonas mit sich.

Bobby Schenk hat verlauten lassen, dass die Kapverden nichts fuer Segler sind. Wir sind entaeuscht Bobby. Nur weil ein oder ein paar deutsche Segler Pech in einem Land hatten, kann man das doch nicht globalisieren! Wir waren drei Monate auf den Kapverden, haben selten so viele einheimische Freunde gefunden, selten so wundervolle Menschen kennengelernt. Wie kommt das nur? Wir sind Auslaender dort und anderswo. Man stelle sich vor, ein kapverdianisches Boot laeuft mit seiner schwarzen Besatzung in Cuxhaven ein. Ob die deutschen Behoerden dieses Boot so freundlich empfangen wuerden, wie wir es in fast jedem kapverdianischen Hafen erlebt haben? Aber das ginge zu weit dieser Stelle zu diskutieren. Leben und leben lassen!

Wir haben Hunderte von Photos und mehrere Reiseberichte ueber die Kapverden vorbereitet. Wir raten jedem Segler, der Zeit und die Musse hat, die Kapverden, >>das vergessene Paradies<<, zu besuchen. Sobald unsere Eindruecke hier auf diesen Seiten veroeffentlicht werden, geht wie immer ein Segelnewsletter an alle, die dort ihre E-Mailadresse hinterlassen haben. Also nix wie eintragen.

02:28 Also aufregend ist das ja nicht gerade, was wir hier so vermerken in unserem Logbook. Jeden Tag das gleiche. Wachen bis zum abwinken mit Sonne, Mond und Sterne. Natale immer mit Regen ;-) Ich fuehl mich manchmal auch ganz schoen doof. Segel kleinergemacht. Nach Sueden geschaut. Seemannschaft in der Plicht korrigiert, Fett in Stopfdichtung gedrueckt bra, bra, bra...

Aber was soll man machen. Nimms so, wie es ist Micha.

Probleme haben wir keine. Das der Fisch nicht schon fast freiwillig aufs Vordeck gesprungen kommt, wundert mich eigentlich auch fast nicht mehr.

So. Draussen plaestert es mal wieder. Ich zwaeng mich ma in mein Gummi.

00:37 Mich erwischt es aber auch immer in den Wachen, kaum sagt Micha, dass er ins Bett geht, giesst es schon wieder wie aus Eimern. Ich komm gar nicht mehr raus aus meinem Oelzeug. Na immerhin Dauerregen, der mittlerweile zu Nieseln uebergegangen ist ohne Boeen und starke Winde. Kann also schoen unter Deck bleiben und muss nicht sportlich im Cockpit rumturnen...



  • 00:37
  • 27.11.2001
  • 12°21.59'N, 048°25.83'W
  • Atlantik
  • Tobago/Trinidad
  • 27°C
  • 3 S
  • 2

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