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Waterpolo

Waterpolo

Knysna hat sich verändert. Schlagartig, von der kleinen ruhigen Stadt an der afrikanischen >>Garden Route<<, zur Austragungsstätte der Wasserball Alte Herren Oberliga Meisterschaft. 450 Herren zwischen 40 und 70 Jahren, normalerweise nette und freundliche Handwerker, Bäcker, Lastwagenfahrer, Familienväter, Werbeagenturengeschäftsführer und so weiter, erinnern sich ihrer besten Zeiten, springen vom Hafenrand, sind wie ausgewechselt, prügeln auf sich ein, drücken sich unter Wasser, nehmen sich in den Schwitzkasten und teilen Unterwasser unsichtbar für den Schiedsrichter Hodenschläge mit dem Knie aus. Die Gegner sind aber genauso Kopfausgewechselt, um die mindestens 100 kg und mehr Schulter als Hirn, dass man nur wiederholen kann: >>Pack schlägt sich, Pack verträgt sich!<<, was sich vor allen Dingen am Abend nach den Ausscheidungsspielen zeigt. Am Yachtclub ist ein riesiges Festzelt aufgebaut, im >>Oystercatcher<<, dem angesagtesten Partypub, keine 50 Meter hinter der Lady, wird gegröhlt und gesungen. Die Gegener werden zu Freunden, zumindest für heute Nacht, die Security an der Waterfront, dem Gebiet um den Yachtclub und um die Lady ist jetzt doppelt besetzt. Knysna hat nur eine Wort für den Überfall: >>Die Hooligans sind da.<< Wir auf der LADY mitten drin, zwischen dem Festzelt und dem Oystercatcher bekommen ordentlich was auf die Ohren. Nur gut, dass die Stege der Marina mit einem guten Gate gegen ungewünschte Besucher geschütz sind und wir nicht weiter zwischen die Linien, der Alten Hasen kommen, die sich ohne ihre Frauen aufführen wie Hannes aus Herne, auf seinem Jahresurlaub im Ballermann auf Malorca. Aber das können wir ab. Freitag, Samstag und Sonntag, springen die Wasserballer morgens um 7 Uhr ins eiskalte Wasser des Hafenbeckens und wecken uns mit der Trillerpfeife ihres Schiedsrichters. Würden die es nicht tun, wären es unsere eigenen kleinen Kinder. Maya ist hin und weg, entwickelt sich zum absoluten Wasserballfan. Schreit, reisst die Hände in die Höhe, wenn alle anderen auch schreien und an der Hafenmauer toben, ist kaum noch vom Beckenrand wegzubekommen.

Wochenende im Paradies. Knysna ist nicht mit dem Paradies Chargos zu vergleichen, nicht mit Thailand und nicht mit den Kapverdischen Inseln, alles unsere Favoriten für alternative Lebensformen. Wir bekommen jeden Tag neue Freunde, aus Johannesburg, aus Durban, aus Spanien und Leverkusen. Zugereiste, Hängengebliebene, Eingewanderte, die jetzt in Knysna leben. Ganz ehrlich: Wir haben noch keinen kennengelernt, der hier geboren wurde. Die gibt es überhaupt nicht. Wir lernen über die Playgroup von Maya, über die Kaffeerunden von Natale, Stück für Stück, mehr Eltern aus Knysna kennen, die Jobs, große Autos, noch größere Anwesen, Geld und vor allen Dingen Zeit haben. Die Kinder werden im schnöden Alltag von Nannys großgezogen, Spülmaschinen hat auch keiner, weil die Angestellter doch viel billiger sind. Nein, keiner ist hochnäsig, das ist hier halt so. Oben auf den Bergen hinter Knysna, beginnen die >>Town Ships<<, die Wohngebiete der Schwarzen, zahlenmäßig den Weissen weit überlegen. Städte aus Wellblech, mit Lehmstrassen, vollgestopft mit Menschen aus einer anderen Welt. Mandela hat nicht viel verändert an der sozialen Struktur. Schwarz und Weiss sind weiter getrennt. In den Läden von Knysnas Waterfront mit exclusiver Segelmode, die den Weissen gehören, arbeiten Schwarze für 100 Euro im Monat. Und das ist eine super bezahlte Stelle. In den Restaurants bedienen die Schwarzen, die Weissen. Schwarze Gäste sind so selten wie die Wale vor der Küste Knysnas. Da werden wir manchmal schon nachdenklich, wenn wir im Yachtclub sitzen, wo kein Schwarzer Zugang gefunden hat, jedenfalls nicht sichtbar für uns. Irgendwie brodelt es. Auch hier. Nicht so offensichtlich wie in Durban und Johannesburg. Nicht so scheinbar vereinigt wie in Cape Town. Es brodelt vor sich hin. Irgendwann wird es überlaufen, natürlich, denn die Schwarzen vermehren sich weit schneller als die Weissen.

Doch in einem scheinen sich beide Parteien einig zu sein. Knysna ist sicher.. Hier wird geklaut, aber selten geschossen. Hmm. Ja. Wir sind nachdenklich.. Schlängeln uns unbewusst von einer Weissenveranstaltung zur nächsten, machen die Augen zu, gehen nachts nicht auf die Strasse. Alles wird normal.. Normales Leben. Doch ganz ehrlich hatten wir auf der bisherigen Reise um die Welt immer mehr Kontakt zu den ursprünglichen meist farbigen Einwohnern, als zu den Weissen die sich in den Speck gesetzt haben und aus ihrem Geld mehr Geld gemacht haben. Das macht uns nachdenklich. Das Township ist zum Anfassen nah, dort oben auf dem Berg, aber von den 450 Wasserballern ist kein einziger Schwarz.



  • 22:33
  • 18.03.2007
  • 34°02.49S, 025°02.65E
  • Knysna/Süd Afrika
  • 24°C
  • 2-3 SE/1015
  • 0

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