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Karibischer Albtraum

Was AIS kann und eben auch nicht kann

Ich stehe in der Küche. Es riecht gut aus der Pfanne, aus den Töpfen. Ich habe das erste Glas guten Roten in der Hand. Manchmal wird mir wieder mal kalt und dann setze ich mich einfach für einen Moment vor die Heizung. Nachwehen meiner Behandlung, die kapillare Durchblutung oder die Nervenenden, nicht mehr so wie früher. Ich friere mir buchstäblich noch den Hintern ab im weihnachtlichen Flensburg. Draussen schneit es. Plötzlich brummt es in meiner Hosentasche. Neues Mail. Nun. Wir sind ja heutzutage immer und jederzeit zu erreichen. Neues Mail am Abend. Wer will denn da was? Es ist eine Nachricht von Marinetraffic. MARLIN is leaving Rodney Bay. Upps!

Ich schaue mir das einen Moment an. „Nathalie, die segeln nach Süden mit 5 Knoten.“ „Is bestimmt ne Party mit nem anderen Boot. Lass sie doch. Sollen doch Spaß haben.“ „Ja. Das sehe ich auch so. Aber zumindest mal ne Ankündigung von dem Skipper meines Vertrauens wäre doch ganz praktisch.“ „Hallo Micha. Wir legen heute Abend ab. Verlegen noch mal bis zum 16ten mit Soundso. Alles gut an Bord“, wäre jetzt die e-mail, What’s App, SMS oder wie auch immer, die mich ruhig schlafen ließe nach noch zwei Gläsern Wein. Aber es gibt kein e-mail. Kein What’s App. Kein SMS. Keines der Telefone von sechs Leuten Crew ist erreichbar. „Nathalie.“ „Ja?“ „Das AIS Signal ist weg.“ „Wie lange schon?“ „52 Minuten.“

Das letzte Signal ist kurz vor der Marigot Bay. Hierzu sagte Noonsite.com: „Security! There were 4 incidents of theft and attempted theft reported to CSSN in 2016, both inside and outside the lagoon in Marigot Bay, and yachts continue to be burgled into 2017 (see reports adjacent). It is recommended you remove all unsecured items of value from the deck/cockpit before entering the bay, and keep a record of serial numbers/photos stored in a secure place for purposes of investigation and proof of ownership should a theft occur. Be sure to properly secure all hatches and doors when going ashore or asleep, hide all valuables, and secure your dingy and outboard at all times.“

Wer mich kennt, der wird wissen, dass der Abend gelaufen ist. Schon diverse Freunde haben mich darauf hingewiesen, dass St- Lucia bettelarm ist. Zumindest die Hauptbevölkerung und dort Schiffsüberfälle an der Tagesordnung sind. Rodney Bay gilt als sicher. Alle anderen Plätze sind definitiv mit Vorsicht zu geniessen. „Nichts für eine karibikunerfahrene Skipper und Crew“, auch Nathalie findet das jetzt nicht mehr lustig.

“Guests on board a chartered catamaran on an SMMA mooring in Soufriere, St. Lucia, were awakened at 0130 am when they were boarded by 4 men. Two of the men were armed with guns, and one with a knife, all had their faces concealed. Three of the men damaged a deck hatch to break into the locked yacht while the fourth cut the davit lines on the dinghy during this violent boarding. There were 6 members of the charter group, 2 families, each with a teenage daughter. The women and children quickly locked themselves inside a cabin. There were many threats and a short struggle. One victim was hit in the face with a gun, the other hit on the head. The boarders demanded cash, cell phones, and passports. The cash and cellphones were surrendered readily and the passports and access to the locked cabin refused. After 20 terrifying minutes of further threats of violence and death the 4 men left with the dinghy. Reports were made to the charter base and police. The police took NO forensic evidence and told the victims and the charter company that they did “not want any media involved as it might scare tourists”. The charter company has assisted the victims with communications and arranged for a local media outlet to film an interview, which has not been broadcast. The dinghy was abandoned ashore and later recovered. The police have since asked for some details about the stolen cell phones by email, but have not informed the victims of any arre sts in this matter. The victims describe this as a “violent, aggressive and prolonged attack that left their families traumatized” and point out that at no point during the charter briefing were they informed of any “no go” or problem areas. They were advised to use the cable and lock provided to secure the dinghy when ashore“… ist weiter auf Noonsite zu lesen.

Ich entscheide mich, nun langsam angetrunken, den Weg is Bett zu finden. „Wir können eh nichts machen. Wir haben keine Informationen und können auch keine bekommen. Wahrscheinlich wird sich das Morgen alles in Wohlgefallen auflösen. Die sitzen jetzt bestimmt unter Palmen bei 28 Grad, alle mit nem Mojito in der Hand und erzählen sich Witze, klopfen sich auf die Schenkel. Oder sollen wir jetzt Bremen Rescue anrufen?“ Aber jetzt lächelt die Capitana auch nicht mehr. „Skipper Jan könnte ja mal auf die Idee kommen und nen Lebenszeichen von sich geben.“ „Mensch. Du weißt doch wie das ist. Waren wir anders? Früher? 2001? In der Karibik? Von einer Party zur nächsten?“ „Ja. Du hast Recht. Aber da gab es auch kein AIS und SAT Tracking. Da war man einfach weg. Schluss. Da hat man alle paar Tage mal nen Post im Logbuch gemacht, wenn man wieder nüchtern war. Ausserdem hatten wir nie fünf Leute an Bord mit der Verantwortung im Rücken, dass die nicht verloren ge hen und nachher sogar noch weitererzählen, was für eine tolle Zeit sie gehabt haben. Im besten Falle noch mal wiederkommen.“ „Gute Nacht! Danke Jan. Der Tag ist gelaufen.“


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  • 18:39:00
  • 14.12.2017
  • 54°47.4405’N, 009°25.7678’E
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  • Flensburg
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