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Viertes Schnuppersegeln auf der Förde

Mehr ein Starkwindtraining

Wir wachen am heutigen Morgen schräg auf. Die MARLIN will am Anker segeln und schwoit an der Kette was das Zeug hält. Von 15° Schräglage auf steuerbord, nach 15° backbord, fast rolle ich aus der Koje. „Wir laufen nicht aus! Der Anker bleibt da wo er ist. Windstärke acht ist Sturm“, verkünde ich unseren Mitseglern, die währenddessen die Tassen festhalten die ansonsten ins Rutschen kommen. Schon gestern sind wir bei Windstärke 7 aus dem Flensburger Hafen raus und raumschots mit 9-10 Knoten, nur mit dem zweiten Reff im Groß, bis nach Vemmingbund bei Sonderburg gekommen. Ordentlich Fisch, ordentlich Weinchen hat ebenfalls ordentlich Stimmung aufkommen lassen. Ich lasse mit NavMonPC die Winddaten mitschreiben. Am Horizont kommt eine schwarze Wolke nach der anderen und zieht über uns her. Aus dem geschützten Ankerplatz gegen W ist ein ungeschützter offen NW geworden. In den Böen sind 40 Knoten Wind, der Durchschnitt liegt bei 35 Knoten. Nicht das richtige Wetter um mit einer Crew loszusegeln, die das Schiff bisher nur flüchtig kennt.

Lange Gesichter. Pelle und Lars legen sich noch eine Runde auf’s Ohr. Dorit werkelt in der Küche. Wim und Jan sitzen vertieft mit ihren Handys im Salon. Die Stimmung ist nicht grade gut. „Schweinekalt ist es auch noch.“ „So ein Mistwetter hatte ich nicht gebucht.“ Da entdecke ich den ersten blauen Fleck am Himmel. Auch am Horizont tut sich was. Der Starkwind bleibt. Auf NavmonPC können wir die Windentwicklung live mitverfolgen. Gegen Mittag pendelt sich der Wind auf 30 Knoten ein. „Dann mal los!“, entscheide ich und ziehe mir meine Segelsachen an. Long John, Stiefel, warme Unterwäsche und natürlich die gute Musto Jacke bis unter die Nasenspitze. Außentemperatur 5°. Innentemperatur 19°. Im Pilothaus sitzt es sich gemütlich. Durch die großen Scheiben kann man die aufgepeitschte See beobachten. „Dann mal raus. Jan, Du bleibst am Steuerrad. Den ROCNA hebe ich mit Pelle. Alle anderen können schon mal die Leinen klar machen.“ Alles läuft wie am Schnürchen. Der 70kg ROCNA Anker an 30 Meter Kette kommt leicht hoch. Sofort legt sich MARLIN auf die Seite und segelt los. „Viereinhalb Knoten bei Halbwind. Ohne Segel.“ Ich schaue zum Horizont. Ein neues schwarzes Ungetüm taucht am Himmel auf. „Da sind noch mal vierzig Knoten drin. Wir warten noch mit dem Großsegel bis die Gewitter-Wolke durch ist. Dann gehen wir ins dritte Reff. Das sind ja Verhältnisse wie in Patagonien. Kap Hoorn liegt auf 56°S. Wir segeln grade auf 53°N.“ Pelle, Pille auf dem Raumschiff MARLIN, lacht. „Kap Hoorn hatte ich aber nicht auf dem Plan!“ Das Manöver zum Segelsetzen fahre ich selbst. Kaputt brauchen wir jetzt nicht. Ein paar Minuten später steht das Segel im kleinsten Reff, was wir haben. Ich falle ab. Jan schlägt den Bullenstander an. MARLIN segelt Richtung Kalkgrund mit Rumpfgeschwindigkeit. „Was ist Rumpfgeschwindigkeit?“, fragt Lehrer Lars. „Aehm. Da gibt es eine Formel für. Habe ich vergessen. Wim? Kennst Du die?“ „Wurzel der Wasserlinie mal 2,43“, kommt aus der Pistole geschossen! Ich zeige Wim den Daumen nach oben. Wim ist Profisegler, an Bord weil er besonders mich und die MARLIN mal kennenlernen wollte. Da passte der kurze Schnuppertörn bestens in seine Freizeitplanung. Überhaupt: Es hat sich wieder mal eine besonders stimmige Crew auf der MARLIN zusammengefunden.

Eigentlich sollte Skipper Jan das Segelzepter heute in der Hand halten, aber auf Grund der Windverhältnisse schalte ich mich ein. Es geht flott mit Rumpfgeschwindigkeit Richtung Leuchtturm Kalkgrund in den kleinen Belt. Schnuppersegeln. Downwind ist das ja alles gut und einfach, spaßig. Zwischenzeitlich haben wir durchgängig blauen Himmel und Sonne. „So hatte ich das bestellt.“ Die berühmt berüchtigte, steile, kabbelige Ostseewelle kommt ungebremst aus Norden, als wir in den Belt kommen. Die Insel Aero liegt zum Greifen nah vor uns und die Zeiger der Uhr im Salon der MARLIN dreht sich unweigerlich weiter. „Jan, ich koche mal ne Spagetti mit Sauce, bevor wir eine Wende fahren. Wir haben 20 Meilen bis nach Hoerup Havn, die wir gegen 30 Knoten aufkreuzen müssen.“ „Jou! Mach mal. Ich pass auf dass keiner über Bord geht.“ Am Steuer steht Dorit, die mutige Krankenschwester aus dem Spreewald. Als langjährige Leserin unseres Blogs, kennt sie mich vielleicht besser als ich mich selbst. „Irgendwie konnte ich es nicht sein lassen. Die Maus am Computer ist beim Buchen Button für diesen Schnuppertörn festgeklebt und ich habe gedrückt“, stellt sich sie die junge Krankenschwester mit Berliner Akzent vor. „Ich war noch nie auf einem Segelboot.“ „Na dann hast Du ja die richtige Wahl gemacht. Hast Du den Starkwind extra bestellt, damit es uns nicht langweilig wird?“ Dorit lacht mich mit strahlend blauen Augen an. Ja. Alle haben Fun ohne Ende, stehen abwechselnd am Ruder und in Rauschefahrt genießen sie die MARLIN. Ich verschwinde in der Kombüse. Spagetti a la Nathalie gibt es zum verspäteten Mittagessen.

“Klar zu Wende?“ Der Bug der MARLIN dreht sich Richtung Schlei Mündung, dann wieder Richtung Kalkgrund. Es wird ruppig und schräg. Sehr schräg. Jetzt kommen zu dem Wind, mit immer noch 25 Knoten, der Fahrtwind. Wieder steht die Nadel auf fast dreißig Knoten. Das Schiff zeigt was es kann. Der Rumpf schneidet den Belt in zwei Teile. Mit dreißig Tonnen liegen wir relativ ruhig im Wasser. Strömung gibt es hier kaum, die Schläge werden immer kürzer, die Sonne neigt sich immer weiter Richtung Westen und kaum verschwunden wird es eisig kalt draußen. Keine Diskussion. Nur noch für die Wenden gehen wir raus, den Rest der Zeit sitzen wir alle im warmen Pilothaus und schauen MARLIN beim Segeln zu, genießen die mollige Wärme, sind froh jetzt nicht am Steuer stehen zu müssen. Plötzlich ein Geräusch, ein Krachen, als wenn wir in einen Container gefahren sind. Ich kann es nicht lokalisieren. Chaos an Bord. „Was ist los?“ Skipper Jan wieselt über das Deck und findet schnell die Ursache: Die Ankerwinsch ist plötzlich angesprungen und hat versucht den Anker hochzuziehen, der aber bereis festgebunden in seiner Halterung liegt. Die Rutschkupplung ist mit einem irren Krach durchgedreht. „Mach schnell die Ankerwinschsicherung aus!“, Jan findet auch direkt die Ursache. Vom Fußschalter ist das Gummi kaputt gegangen, Seewasser eingedrungen und hat den Schaltimpuls ausgelöst. Gut gemacht Jan. Sehr gut.

Der Tag endet, wie er enden muss nach so viel Abenteuer. In Hoerup Havn fällt der ROCNA auf 10 Meter Wassertiefe, die Buddel Rum kommt aufn Tisch und der Skipper zaubert am Herd. „Heute habe ich Seeteufel beim Segeln gefangen.“ Keiner glaubt mir mehr, als ich den Fisch im Eimer zeige. Komisch. Es ist spät geworden. Und ich bin der erste, der schon mal das Nachtkonzert in der Steuerbordkabine anschnarcht. Tolle Crew. Toller Tag. Tolles Segeln. Unvergesslich.


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  • 22:00:00
  • 18.03.2017
  • 54°52.5000'N, 9°57.1000’E
  • -°/ -kn
  • Hoerup Havn / Dänemark
  • Förde Paradies
  • 4°C
  • 10kn/SE

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