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Vertrauen Sie nicht diesem Mann. Der T. Kersting Effekt

Graue Maus bleibt zu Haus...

“Mir ist ja so langweilig!“ Sehnsüchtig schaue ich durch die runtergelassenen Jalousien meines Fensters. Ich habe keine Injektionspumpe mehr neben mir. Nur einen normalen Tropf mit Salzwasser der den ZVK offen hält. Das ist schon mal eine große Erleichterung. Der intravenöse Teil meiner zweiten Chemo ist gelaufen und ich habe ihn sehr gut und fast ohne Nebenwirkungen vertragen. Ich kann mich also eigentlich nicht beschweren. Die nächsten Tage sind gefüllt mit all-trans-Retinsäure, unter dem Namen Atra vertrieben. Das sind die Pillen über die ich schon mal geschrieben habe. Auch diese vertrage ich diesmal weit besser als bisher, nämlich fast ohne Nebenwirkungen. Jetzt bin ich auf dem Weg in die Aplasie-Phase, meine Leukos sind unter 1700, morgen wird wieder keiner ohne Schutzanzug in mein Zimmer kommen und das für wahrscheinlich die nächsten 14 Tage. Bisher habe ich keine kaputte Mundschleimhaut, keine Lungenentzündung etc., so wie bei der ersten Chemo. Nein. Mir ist auch nicht übel. Wenn ich nicht grade im Krankenhaus wäre, würde ich nicht behaupten, dass ich krank wäre. Ich bin fit wie ein Turnschuh. Erinnerst du dich an meinen Seglerfreund über den ich am 1.8.16 geschrieben habe, der eigentlich dafür verantwortlich ist, dass ich mich der Vorsorgeuntersuchung unterstellen wollte, bei der dann rauskam, dass ich Blutkrebs habe? Jürgen. Mein guter Freund Jürgen. Mein Mitsegler. Nun. Jürgen hat uns vor ein paar Tagen verlassen Richtung Himmelstür. Und sie haben ihn reingelassen. Eigentlich echt viel zu früh. Das hat gesessen. Das war feucht. Heute war große Verabschiedung und ich konnte nicht dabei sein. Das hat mich schon echt traurig gemacht. Also Nathalie alleine mit der Volvo Schleuder los und die Schleuder klopft auch direkt an der Himmelstür an. Muss ja eigentlich auch noch nicht sein. Mensch, Mensch. Also Jürgen. Wenn Du meine Sätze dann auch von da oben aus lesen kannst, wovon ich ausgehe. Tote sind erst dann tot, wenn man nicht mehr an sie denkt und von daher hast Du zumindest noch mein ganzes Leben vor Dir. Ist doch cool. Oder? Die Frage wie lange ich es noch mache, bis wir zusammen auf Wolke 7 sitzen und über die alten Zeiten sinnieren. Vier Tage keinen Logbucheintrag. „Ja was macht der Skipper denn da? Durchhänger oder was.“ So oder ähnlich muss Reinhard gedacht haben und hat eine Spende in den Klingelbeutel gesteckt. Klar bekomme ich dann ein email. Klar bekomme ich dann ein schlechtes Gewissen. Hast Du gut gemacht Reinhard. Danke. Ich habe kurze Zeit später alle anderen Fenster am MAC geschlossen und angefangen diesen Logbuchbericht zu schreiben. Eine kleine Entschuldigung habe ich auch. Es mangelt einfach an Fotos. Is ja schon bekannt. Hab ich ja schon mal geschrieben. Jetzt bin ich der Besitzer eine Statives mache Selfies von mir und lese endlich mal die Bedienungsanleitung meiner Camera. Soll ja helfen. Eigentlich würde ich ja lieber meine Schwestern und Brüder ablichten, aber die sind immer alle so so busy, dass ich mich eh schon kaum traue die Klingel zu drücken. Thomas hat eine neue Brille. Thomas: Ich auch. Bei Dir habe ich mich gewundert, warum Du so jung aussiehst, wegen der Brille. Also, habe ich mir von Bootjunge Lorenz, meine neue GucciGucci Brille aus dem Kartentisch der MARLIN schicken lassen. Extra aus Portugal. Klappt doch. Ich sehe gar nicht mehr krank aus, die fehlenden Haare modern. Upps. Vielleicht hätte ich den ZVK nach hinten schieben sollen und die Blende eine Raste zudrehen sollen. Aber egal. Zu Deinem nächsten Geburtstag ziehe ich die an. Dann haben wir beide den ganzen Abend den vollen Durchblick.



  • 21:12:00
  • 07.09.2016
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