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Abgelegt. Kurs Sal, Kapverdische Inseln liegt an.

Rossi und die Elemente

Mittags um 12 Uhr haben wir heute Las Palmas verlassen. Schnell noch mal den Luxus der Marina-Tankstelle mit Anlegesteg genutzt. Und los geht es. Über den Atlantik kommt ein Wirbelsturm zu den Azoren und bildet dort ein dickes Tief. Das wird der Auslöser eines umfangreichen SW-Windes auf den Kanaren. In 48 Stunden sollten wir möglichst viel Süd gemacht haben, um nicht wieder Wind auf die Nase zu bekommen. Jetzt liegt Gran Canaria schon im Kielwasser. Die Düsenwinde haben fast aufgehört.

Am Steuer: Rossi. Rossi macht eigentlich in Kunst. Seine bekannte Galerie PrettyPortal.de ist sein normaler Alltag. Jetzt, heute und morgen und die nächsten Tage ist die MARLIN sein temporärer Lebensmittelraum. Rossi ist Segel-Greenhorn. Einmal vor fünfzehn Jahren war Rossi schon mal dabei. Auf der IRON LADY. Diesmal meint er es ernst. Diesmal will er wissen ob die Hochseesegelei sein Ding ist. 900 Meilen ist der Weg von den Kanarischen Inseln zu den Kapverden. 900 Meilen, Geschaukel, Gewackel und kein Land in Sicht liegen vor ihm. Viele Knoten, hunderte von Fachausdrücken und Belehrungen durch den den Skipper liegen vor ihm. Dazu hat er noch seinen pubertierenden Sohn Noah mit dabei. Abenteuer pur.

Das Element Wind hat uns wieder. Solange man die Inseln der kanarischen Gruppe sehen kann, bekommt man die gebündelten Düseneffekte zwischen und an den Küsten zu spüren. Die Welle geht hoch. Der Wind böet. Die MARLIN tanzt auf den Schaumkronen. Aus vier Windstärken werden einfach mal fünf oder sechs. Ich nehme immer gerne mal ein oder zwei Mitsegler mit, die noch kein oder weniger Erfahrung mit der Segelei haben. Auch ohne mein Zutun passiert die praktische Lernerei gruppendynamisch mit den etwas Erfahreneren, den anderen Mitseglern. In manchen Situationen ist die Unbedarftheit für mich sogar einfacher zu händeln, als den schlauen Max mit 50.000 Seemeilen an der Seite zu haben. Auch diesmal bewährt sich die Mischung.

Beim vorgestrigen ersten Törn über Nacht von Fuerte Ventura nach Las Palmas haben sich alle Seebeine geholt. Das Thema Seekrankheit ist weitestgehend durch. Jetzt kommt die Phase zwei. Alltag auf See erlernen. Das Leben an Bord normal werden lassen. Dauert wieder eine Nacht und einen Tag. Morgen früh schon wird kein Land mehr in Sicht sein. Dann sind wir Offshore, auf uns allein gelassen, mit jeder Freude, mit jedem Problem, mit jedem Glücksgefühl aber auch mit dem unterschwelligen, permanenten Blues ankommen zu wollen.

Am ersten Tag lasse ich alle steuern. Permanent. Jede Stunde ist Wechsel des Steuermanns. Rossi hat Probleme. Plötzlich ist kein Berg, kein Kirchturm oder ein Kap zu sehen, auf das man zuhalten kann. Plötzlich sind wir auf Hochsee, die Wolken bewegen sich, der Horizont ist überall, in jeder Richtung gleich. Wasser, Wasser und wieder Wasser. So viel Wasser. Die MARLIN teilt den Horizont begnadet in zwei gleiche Teile, in Steuerbord und Backbord. Ich stelle mich zu Rossi und erkläre ihm, wie man trotzdem die Richtung ermitteln kann, wie der Kompass einem die richtige Richtung zeigt ohne Verzögerung, nicht wie das GPS, immer ein bisschen verzögert. „Du musst immer etwas gegenlenken, bevor die MARLIN etwas luvgierig wird. Schau mal. Ein Finger an eine Speiche des Steuerrades. Fühlst Du den Gegendruck? Einfach im richtigen Moment gegenlenken, wenn das 30 Tonnen Schiff kurz nachgibt. Dann die Position halten, bis die Welle unter dem Heck durchgerauscht ist. Nachgeben, zurücklenken. Dann wieder von vorn.“ Kann man steuern erklären? Schwierig. Bei Rossi ist es mir gelungen. 45 Minuten später hat er es raus, bekommt Lob von allen Mitseglern. Rossi lächelt. „Auch mal schön ohne Gallerie?“ „Ja.“

Dann kommt die Nacht. Überraschend in den Tropen. Da macht einfach einer den Schalter für den Tag aus und den Schalter für die Sterne an. Wieder erwischen uns unerwartet noch mal die Düsenwinde. „Klarmachen zum Reffen des Mains ins zweite Reff.“ Wir luven etwas an, fieren die Großschot und schon killt das Segel und geht kontrolliert ins zweite Reff. „Aufklaren und in den Wind gehen.“ Kurs Cabo Verde liegt an. Etwas langsamer. Aber bei der Welle? Wer will das schon? Wir nehmen die Genua weg und wackeln vor dem Wind in die Nacht. Gustav, der Autopilot übernimmt. Alle sind froh. Richtig Lust, die ganze Nacht Ruder per Hand zu gehen, hat keiner. Auch ich will es nicht übertreiben.


Mitsegeln auf der MARLIN. Bewerbe Dich hier! Vom 20.10-13.11 sind noch zwei Plätze frei um die Kapverden zu erobern. Dann wieder im Februar. www.marlin-expeditions.com



  • 23:00
  • 07.10.2015
  • 27°19.0000'N, 015°50.1700’W
  • 221°/ 7 kn
  • Atlantico Azul
  • Cabo Verde
  • 24°/ 1018 hpa
  • 48°/ 19 kn
  • 0 m

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