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El condor pasa

Auf dem Weg nach Machu Picchu

Unser schickes Hotel hatte heute morgen Stromausfall, mit der Folge, dass die beiden Chicas, die fürs Frühstück zuständig sind, verschlafen haben. Um halb acht klopfen wir sie aus dem Bett, denn wir wollen zum Mirador de los Condores, an dem man am Morgen die riesigen Vögel beobachten kann. Trotz Stromausfall bekommen wir ein fürstliches Frühstück serviert, und da die Saftpresse nicht funktioniert, schenken uns die Mädels zum Abschied tütenweise frisches Obst.

Erster Halt, Mirador. Natürlich sind nicht nur wir hier, um das morgendliche Schauspiel zu beobachten, unzählige Busse parken schon am Wegesrand, bunte Touristen mit gezückten Kameras stehen an der Aussichtsplattform. Wir reihen uns ein, irgendwo dazwischen, auf einem Felsen, unter uns die Schlucht, in dessen Aufwinde, sich die Kondore jeden Morgen in die Höhe schrauben. Dicht über unsere Köpfe hinweg ziehen sie, dass man fast meint, sie bekämen eine Belohnung am Ende des Tages für ihre Künste. Doch um Punkt neun ändert sich anscheinend die Thermik, die Vögel verschwinden irgendwo in den Tiefen des Canyons. Die Busse hängen wir unterwegs ab und fahren die 60 km lange Schotterpiste zurück nach Chivay. Immer wieder kreuzen Schaf und Rinderherden unseren Weg, die Bauern reiten auf Eseln zu ihren Feldern, die Frauen tragen ihre Lasten in bunten Tüchern auf dem Rücken. Was so malerisch aussieht, ist harter Alltag, was uns gestern, als wir die einheimischen Bauern mitgenommen haben, wieder deutlich bewusst geworden ist. Jeden Morgen um vier Uhr aufs Feld, sieben Tage die Woche, kein Traktor, eine Maschinen, kein Auto. Nur ein paar Esel und Ochsen.

Um elf treffen wir in Chivay ein und finden trotz Sonntag eine Werkstatt, die kaputte Reifen flickt, die Kinder bekommen ihre sonntägliche Ration Sendung mit der Maus zum Thema "Wie flickt man eigentlich einen Autoreifen", die Reparatur kostet umgerechnet drei Euro und eine Stunde später sind wir wieder fahrtüchtig. Der Markt von Chivay versorgt uns mit köstlichem Mittagessen, gebratener Forelle, und weiter geht es Richtung Cuzco.

Nach Cuzco sind es gut neun Stunden Fahrt über die Bundestrasse, so dass uns nichts anderes übrig bleibt, als auf dem Weg eine Bleibe für die Nacht zu suchen. Keine halbe Stunde Autofahrt querfeldein von Juliaca, einer neu entstandenen, hässlichen Kleinstadt, soll das Städtchen Lampa liegen, das unser Reiseführer mit einem Satz und Hotelbeschreibung angibt. Hört sich gut an. Die Fahrt geht stundenlang über den Altiplano mit Lamaherden, Lagunen, Flamingos und dem ein oder anderen LKW. Wir merken, dass wir nun schon eine ganze Weile in größeren Höhen unterwegs sind, denn die Luft bleibt nicht mehr so schnell weg. Bei Sonnenuntergang durchkreuzen wir Juliaca und sind heilfroh, als wir endlich die Ausfallstrasse nach Lampa gefunden haben. Halbfertige Backsteinbauten aus denen die Muniereisen in die Höhe ragen, staubige Strassen an deren Rand sich der Müll türmt, chaotischer Verkehr aus LKWs, Minibussen, Lastenfahrrädern, Hunden und Fußgängern, ein Einblick in das wirklich arme Peru, kein Ort, an dem wir die Nacht verbringen wollen. Entlang des Flusses vor der Stadt, befindet sich die wilde Müllkippe und entsprechend viele Rudel streunender Hunde können wir trotz der einbrechenden Dämmerung entdecken. Nach zehn Minuten haben wir die letzten Zeichen der Stadt hinter uns gelassen, statt Backstein und Müll säumen nun saubere Lehmhütten mit Schilfdächern den Weg und der erste richtige Wegweiser nach Lampa beruhigt uns, dass wir unser Ziel noch erreichen werden.

Während wir in das kleine koloniale Städtchen einfahren, wundern wir uns, dass es nur mit einem Satz erwähnt wurde. San Pedro de Atacama muss so ausgesehen haben, bevor es touristisch erschlossen wurde. Wir tasten uns bis zur Plaza de Armas vor und fragen die zwei Dorfpolizisten nach dem Weg. Hotel? Gibt es hier nicht! Doch, doch, La Casona de Lampa, heisst es, insistiere ich. Ach so, ja, das ist da drüben auf dem kleinen Platz. Nach einer erfolglosen Runde über den komplett im Dunkeln liegenden Platz landen wir wieder bei den beiden Beamten. Die nehmen die Sache nun direkt in die Hand und führen uns bis vor die Tür des Hotels. Doch das Ergebnis bleibt dasselbe, der Laden ist zu, verriegelt und verrammelt. Was tun? Unser Freund und Helfer weiss Rat, zückt sein Handy und ruft den Bürgermeister persönlich an, um herauszufinden, wo er die deutsche Familie unterbringen kann. Ein weiteres Hotel gibt es, keine zwei Straßen von der Plaza entfernt, und weiter geht es im Schritttempo durch die engen Gassen, eskortiert von der peruanischen Polizei. Für zwanzig Euro bekommen wir die oberste Etage des Hotels mit Wohnzimmer, eigenem Bad und knarrenden Dielenböden. Großartig. Noch ein letzter Gang über die Plaza, ein paar Spießchen mit Alpakafleisch und dann ab unter die drei Schichten Heilsarmeedecken. Morgen ist Stadterkundung angesagt.



  • 21:49
  • 19.08.2012
  • 15°37.3825'S, 071°58.8834’W
  • By Car / North
  • Lampa
  • Machu Picchu
  • 13°
  • 0 kn
  • 0 m

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