• flapp-flapp
  • What bird is this? It’s a Flyalot
  • Anker hoch und los
  • Time for new Adventures
  • My ship is my castle
  • Wunderschöne Einsamkeit
Videos
  • Fast Wech
  • Lovely Alemania
 

Entschleunigung

Zivilisation, Glückliche Kühe Steak und Inselwelten

Vierzig Meilen Norden können ganz schön schlauchen. Das Hoch mit blauem Himmel hält an, aber ein Ende ist in Sicht. Am Wochenende kommt auch hier kurz vom Golfo Corcovardo eine Schlechtwetterfront auf uns zu. Fast unglaublich, wenn man seit Tagen nur Leichtwindsegeln und Motoren gewohnt ist. Die Landschaft verändert sich. Die schroffen Felsenwelten der südpatagonischen Kanäle sind nun bewaldet und sanft. Eine Lachsfarm nach der anderen reiht sich wie Perlen einer Kette aneinander. Uns treibt es nach Norden. Wir sind schnell, denn die Flut am Morgen schiebt uns sanft mit sich. Sobald wir die Segel setzen schläft der Wind wieder ein. Rollen wir die Segel weg, setzt wieder eine leichte Briese aus Südost. So geht es den ganzen Tag. Segel rein, Segel raus. Insel für Insel schaffen wir, Nathalie mit den Kindern in den Lehrbüchern. Kurz vorm Tagesziel, dem Puerto Aguirre gehen uns mal wieder die Karten aus. Unzählige kleine Insel ohne Tiefenangaben dazwischen lassen mich im Cockpit zweifeln. „Nathalie ich weiß nicht wie ich am besten fahren sollen.“ Sie kann mir auch nicht helfen. Es sind keine Untiefen angegeben. Fünf Meilen vorm Ziel geht es durch einen kleinen Pass. Zehn Meter, fünf Meter, vier Meter, Kelb, zwei Meter, der Grund ist sichtbar, die Strömung schiebt uns auf die Untiefe! „Vollgas zurück!“ „Fuck!” Ein Fischer steht wild gestikulierend am Ufer. „Otro lado, otro lado! (Andere Seite, andere Seite!)” Ausgerechnet jetzt muss das passieren. Es ist Flut. Wenn wir hier von der Strömung auf die Untiefe gedrückt werden, kommen wir so schnell nicht mehr weg. Die Karte sagt acht Meter, die Wahrheit ist zwei Meter und weniger. Maya und Lena schreien hysterisch. Wir schaffen es mal wieder, die Kurve zu kratzen und auf der anderen Seite geht es durch den Pass. Bei Hochwasser. Bei Niedrigwasser wäre das nicht gegangen. Mit mehr Glück als Verstand und vor allen Dingen mit dem siebten Sinn aus zigtausend Meilen drückt die Strömung die LADY auf der anderen Seite des Passes durch zwei Meter tiefes Wasser und einem Kelbwald auf die andere Seite ins Tiefwasser. „Fünf Meter, sechs Meter…!“ Alle entspannen sich wieder.

In der kleinen Carleta Estero Copa finden wir unseren Platz für die Nacht. Der Anker packt, aber rein aus Gewohnheit binden wir das Heck der LADY mit einer Landleine fest. Es lässt sich dann einfach besser schlafen. Wir genießen den sechzig Minuten Fußweg ins „Zentrum“ der 1.200 Selen Metropole Puerto Aguirre. Es gibt hier einen Fleischer! Der entpuppt sich als kleiner Tante Emma Laden in dessen Eingang ein paar Schenkel von glücklichen Kühen abhängen. Kühlhaus braucht hier keiner richtig wirklich. Einfach den Raum mit dem Fleisch nicht heizen und das Kühlhaus ist perfekt. Wir haben in Puerto Natales zu wenig Devisen gebunkert, in Puerto Eden zuviel Geld für Diesel ausgegeben. Nun stehen wir mit 60.000 Pesos dar und müssen einkaufen. Das sind hundert Euro. Hundert Euro, was sind schon hundert Euro? Euros haben wir noch in der Bordkasse, aber keiner will wechseln, noch nicht einmal auf der Post, einen Geldautomat gibt es vielleicht in Quellon, 150 Meilen weiter im Norden auf der Insel Chiloe. Hmm. Nun, unser Diesel sollte reichen, wenn wir uns nicht ganz dumm anstellen und noch ein bisschen Segel setzten können, aber genau wissen wir das erst Morgen, wenn wir die Dieselvorräte gecheckt haben.

Für ein paar ordentliche Steaks, ein bisschen Bier, ein bisschen Wein reicht es. Der Abend ist perfekt, der Ankerplatz ruhig und auf dem Rückweg nehmen uns schon die Einheimischen im Auto mit. Es hat sich schon rumgesprochen, dass wir angekommen sind. „Die kleine der beiden Töchter hat aber einen besonderen Durchsetzungswillen!“, bemerkt der Inhaber des kleinen Supermarkts. Ich kratzte mich am Hinterkopf. Wie hat er das nur so schnell rausbekommen, dass klein Lena mal ganz groß rauskommen will?



  • 20:47:00
  • 25.04.2012
  • 45°09.2586'S, 073°31.0216'W
  • Anker / Landleine
  • Estero Copa / Isla las Huichas / Chile
  • Isla Chiloe / Chile
  • 10°/ 1020 hpa
  • 0kn, SE
  • 0m

LOGBUCH ARCHIV

April 2012
M T W T F S S
« Mar   May »
 1
2345678
9101112131415
16171819202122
23242526272829
30  

Mit dieser Website wollen wir Dir, liebe Leserin, lieber Leser, die Welt und unsere Reise ein Stück näher bringen. Deine Spende hilft uns, das weiterhin zu tun.