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Goretex und Gauchos

Kulturschock

Nach dem Frühstück machen wir uns zivilisationsfein. Jeans, T-Shirts und Turnschuhe statt Segelhosen, Thermounterwäsche und Gummistiefel, wir erkennen uns selbst kaum wieder. Da unser Außenborder weiterhin streikt, nutzen wir die lokale Fähre, die den Inhabern der Lachfarmen gehört, um über den Kanal zu setzen. Vor uns fährt ein Gaucho mit schwarzem Barrett und Schnurrbart, sowie frisch geschossenen Kaninchen auf der Ladefläche seines Pickups ein, hinter uns ein Transporter mit zwei Pferden auf dem Weg zum Tierarzt. Die Fährmännern freuen sich über neue Gäste an Bord, bezahlen müssen wir nichts. Die Sonne scheint, schon wieder, und wir sind mitten in Patagonien, schneebedeckte Berggipfel, grüne Wiesen, schroffe Felsen, das ist Festland. Man könnte sich ins Auto setzen und kilometerweit fahren, bis nach Peru oder Bolivien, oder sogar Ecuador.

In der Stadt wird gerade eindeutig die Nebensaison eingeleitet. Einige Restaurants sind schon geschlossen und auf den Straßen sieht man nur relativ wenige Touristen mit den typischen High-Tek-Trekkingklamotten und bunten Alpakamützen. Nach dem üblichen zeitaufwändigen Hafenkapitänformalitäten kümmert sich Micha um die Organisation der 400 Liter Diesel, die wir aufnehmen müssen und die Kinder und ich gehen ins Museum, um uns über die Vergangenheit der Region um Puerto Natales zu informieren. Bezeichnenderweise verbringen wir die längste Zeit vor einer alten Schreibmaschine, die ich den Kindern bis ins Detail erklären muss. Dass ich selber noch auf Schreibmaschinen geschrieben habe, die nun hier im Museum stehen, stimmt sie und mich nachdenklich. Als wir das Museum mit einem Tipp für ein gutes Restaurant verlassen, fällt mir auf, das wir die Öffnungszeiten weit überzogen haben. Zum Mittagessen gibt es Muscheln, Lachs, Lamm, noch mehr Muscheln und Rotwein. Nicht kochen, nicht spülen, herrlich. Zum Nachtisch Kaffee und WiFi mit Laptop und Ipad in einem der Touristencafes mit bollerndem Gasofen, was will man mehr.

Der Supermarktbesuch überfordert uns, wie immer nach so langer Zeit ohne Einkaufmöglichkeiten. Der Laden ist gerammelt voll mit Einheimischen, die ihren Wochenendeinkauf tätigen, wir beschränken uns aufs Nötigste und sind froh, als wir endlich die Kasse hinter uns gelassen haben und wieder auf der Fähre Richtung Lady sind. Der Fährmann Seguel drückt uns seine Visitenkarte in die Hand: „Kennt ihr www.couchsurfing. com? Wenn ihr mal keine Lust mehr habt auf Eure Yacht kommt ihr einfach bei mir vorbei. Duschen, ein richtiges Bett und abends essen wir zusammen. Meine Familie und ich würden uns freuen. Franzosen, Deutsche, Italiener, haben wir alle schon als Gäste gehabt, sagt nur Bescheid.“ Die Kinder dürfen die Überfahrt in der warmen Miniküche der Fähre verbringen und chilenische Werbung gucken. Die Zivilisation hat uns wieder, zumindest für ein paar Tage.



  • 19:00:00
  • 31.03.2012
  • 51°44.0050'S, 072°31.5896'W
  • Anker/Landleine
  • Puerto Laforest / Puerto Natales / Chile
  • Puerto Consuelo / Chile
  • 12°/1008 hpa
  • 15kn, WNW
  • -m

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