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Abgeschnitten

Antisocial’n

Nachdem ich gestern Markus besuchen war, auch ein Deutscher, auch mit Pousada und brasilianische Exfrau mit Kind, von denen es hier viele gibt; hat es vor seiner Pousado so geschaukelt, dass ich kurzum einen kleinen Nachtschlag ins Saco de Ceu gemacht habe. Das ist so ein kleines Piratenloch wie man in Google sehen sollte. Ich brauch mal nen bisschen Ruhe, keine Bar, kein Martin, der mich immer fragt, ob ich noch nen Bier will und nette Leute, die unsereins von den eigentlichen Aufgaben abhalten und wir, die Segler lassen es ja auch gern mit uns machen. Da haben wir es. Die Wahrheit. Alles faule Hunde, die sogenannten Weltumsegler. Hab ich es doch gleich gewusst.

Kaum angekommen, schmeiße ich das Eisen in die Tiefe des Ceus, trinke und esse mein Gute Nacht Passionsfrucht mit einem Löffel Zucker und einem Schuss Cachaca, da geht es schon wieder los. Der Brasilianer auf seinem Motorboot hat einen Seenotrettungsfall und lässt eine rote Leuchtrakete in den Himmel steigen. „Sonst alles klar?“ Von meinem Kettengerassel sind sie wohl wach geworden, dachten das jetzt ihr letztes Stündlein geschlagen hat, weil ein wild gewordener deutscher Pirat ihren Stinkepott entern wird, Frauen vergewaltigen, Männer und Kinder entführt und sich dann über ihren Kühlschrank hermacht. Die Situation eskaliert nicht, ich winke und in meinem Innersten frage ich mich warum der Idiot deshalb ne Signalrakete in den Himmel schießt. Was in europäischen Gewässern ohne weiters zu Rettungsmaßnahmen führen würde und einem gerichtlichen Nachverfahren, interessiert hier kein Schwein.

Der Tag vergeht in Grau. Oben grau und unten grau, dazu fieselt es kleine Regentröpfchen und ich räume die Achterkabine leer. Baustelle! Ich fange an mit den Instrumenten im Cockpit, deren Drucktaster immer weniger von der erwünschten Wirkung haben und finde wie immer: Korrosion an Steckkontakten und Druckplatten. Nach zwei Stunden piepst wieder alles und ich widme mich einem alten Wunsch die LADY mit dem Computer zu steuern. Irgendwann ging es mal, dann wieder nicht und ich habe alles vergessen. In Neuseeland habe ich mal kapituliert, was man an den abgeschnittenen Kabelenden sieht. „Brauchen wir nicht. Basta!“, war bestimmt mein Orginalspruch, weil wir es eilig hatten nach Vanuatu zum Kinderzeugen. Ja. So. Auch diesmal klappt es nicht und da gibt es nur eins. Stundenlang ungemein schlecht geschriebene Bedienungsanleitungen (RTFM: Read the fucking manual!) zu studieren. Das der Autopilot statt NMEA 0183 V2.0, nur NMEA 0183 V1.5 interpretieren kann steht dort nicht drin. Durch Zufall finde ich das raus und Plopp, es funktioniert. Ich kann jetzt meine Wegpunkte zum Autopiloten schicken, nur bei Kursänderungen über 10° soll ich das am Autopiloten confimieren. So nen Unsinn. Aber das steckt tief im EPROM und lässt sich so auf die Schnelle nicht ändern. Will ich auch gar nicht. Die ganze Übung hat mehr den Sinn, dass ein zweiter alternativer Kursgeber zum Fluxgate Kompass vorhanden sein soll. Alternative. Im Falle eine Verlustes des Geräteträgers. Das lässt wieder tief blicken.

Gestern habe ich einen Cruising Guide von einem begeisterten Südatlantik Fan gelesen. Der schreibt im O-Ton: „Der Südatlantik ist eines der schönsten Segelreviere der ganzen Welt mit dem stabilsten Wellengang und den meisten Tieren. Ein der letzten Seglerparadiese dieser Welt.“ Jimmy Cornell dagegen schreib, dass der Wind immer aus der falschen Richtung kommt und eigentlich die wenigsten Segeler positiv beeindruckt von dieser Reise zurück gekommen sind. Alles klar? „Micha. Glaub keinem. Segel selbst drüber. Hinterher, weißt Du immer Meer.“

Beim Aufenthalt im Heck der LADY habe ich natürlich auch das Ruder neu justiert und dabei festgestellt, dass ich die Montageplatte, die an dem 100mm Lenzrohr auf einer Seite geschweißt, auf der anderen Seite mit einer Gegenschelle geschraubt ist, wahrscheinlich vor fünf Jahren in Neuseeland, nicht festgeschraubt habe. Oder, das Ding hat sich auf den dazwischen liegenden 18.000 Meilen losgearbeitet. Aber 12mm Schrauben mit Federring und Unterlegscheibe. Dann beide Schrauben gleich locker? Ne. Aber vielleicht war das der Grund, für das Klackklack und nicht die Justierung der Ruderstöcke. Ach. Ist mir auch egal. Auf jeden Fall ist es jetzt fest.

Das mit dem Autopiloten war aber noch nicht das Ende. Installation fertig. GPS ausgeschaltet. Geht aber nicht mehr an. „Häh! Das ist jetzt kein RTFM Thema“, runze im mich selber an. Ein Bier und Nachdenken, NMEA– mit der Eingangsdatenleitung des GPS vertauscht. Nix kaputt gegangen. Alles ist gut.

Bild gibt es heute nicht. Kein Bock. So ich muss jetzt was in die Pfanne schmeißen und ne Caipi trinken. Ich habe gewonnen. Morgen „NUR NOCH“ die Kabel ordentlich verlegen.



  • 16:11:00
  • 07.09.2010
  • 23°06.3880'S, 044°12.1990'W
  • 0°/0kn
  • Saco de Ceu, Ilha Grande, Brazil
  • Argentinien
  • 24°/1021hpa
  • 19°
  • 3kn/SE
  • 0m

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