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Back from Croatia

E-Mail über Pactor für die SY Calamares

So weit weg vom Segeln war ich gar nicht in den letzten drei Tagen. Für meine eigene Firma LUNATRONIC geht es nach Kroatien. Aufs Wasser. Die PACTOR Installation auf der österreichischen SY CALAMRES war hochinteressant. Vor allen Dingen menschlich. Ich bin auf eine höchst individuelle Familie getroffen, die einen sehr ehrlichen Eindruck auf mich hinterlassen haben. Mein Job, Elektronik auf zukünftigen Weltumsegleryachten zu installieren bedarf nicht unbedingt dem technischen Wissen, sondern auch einem großen Einfühlungsvermögen. Meine Kunden erwarten weit mehr als Strippenziehen und Installation von Treibern, Software und Rumdrehen an Knöpfen von Kurzwellentransceivern. Emmy und Walter, erfolgreiche Konditor- und Cafebetreiber aus Österreicher leben Ihren! Traum. Den Traum einer Weltumsegelung. Eine äußerst lebhaftes Pärchen, zwei Menschen die ihren jeweils individuellen Ansichten mit Ausdruck vertreten und kein Blatt vor den Mund nehmen. Nicht gegenüber sich selbst, nicht gegenüber dem Lebenspartner und auch nicht gegenüber mir. Zweiundsiebzig Stunden ein fremdes Boot in ein Chaos zu verwandeln ist nicht unbedingt der beste Ansatz für eine Freundschaft und das dabei auch nicht alles direkt so glatt verläuft wie man es sich vorstellt kann auch ohne weitere ein Schuss in den Ofen geben. Jedes Boot ist verschieden und meist vollgestopft mit anderer Elektronik, die sich mit dem PACTOR System nicht unbedingt versteht. Der Einbau der Anlage bedarf zwei bis drei intensiven Tagen in der Bilge rumkriechen, Kabel ziehen und jede Mengen Baustellen aufmachen. Abends sind alle froh ein Glas Wein in der Hand zu haben, dem Tag „Auf Wiedersehen“ zu sagen und sich ungezwungener kennenzulernen. Das meine Kunden erwarten auch ein bisschen Segelgeschichten von unserer Weltumsegelung zu hören versteht sich genauso von selbst, wie das ich auch froh bin interessierte Zuhörer für mein Seemansgarn zu haben. Mann und Frau haben Zeit und Ohr für Dinge die bei Nichtfahrtenseglern auf Desinteresse stoßen. “Bernd hat die HORIZONS auf die Felsen gesetzt“, mir stockt der Atem. Nach langer Zeit in der ich keine Zeit hatte, seine Reise zu verfolgen, hatte ich vor zwei Tagen mitbekommen, wie er sich sein Handgelenk verletzt hatte und umdrehen musste in Richtung Ushuaia. Nathalie ist am Telefon und ist ebenso aufgeregt wie ich. „Der verrückte Kerl, das hat er nicht verdient. Was in aller Welt macht er den so nahe an der Küste?“ Genau erfahren werden wir es wohl nie und es ist eigentlich auch die Frage, ob das so wichtig ist. Sein Boot zu verlieren ist für einen von uns das Schlimmste was es gibt, da geht es nicht mehr um das warum und wieso. Fehler werden auch nicht behoben dadurch, dass man sich im Nachhinein darüber Vorwürfe macht. Gut, dass es ihm gut geht, dass er lebt. Er hätte auch draußen im Sturm verloren gegangen sein können. Das Schicksal hat seiner Mission ein Ende gesetzt. Ich glaube fast nicht, dass das Bernd stoppen wird, aber bremsen bestimmt und die Zeit zum Nachdenken an Land wird ihm gut tun. Gleichzeitig macht mich der Schiffsverlust nachdenklich über die 3800 Meilen von Buenos Aires nach Cape Town die in gar nicht so langer Zeit vor mir und meiner Crew liegen. Nachdenklich. Einfach Nachdenklich. Fordere ich das Schicksal auch heraus? So einig wie sich Emmy und Walter sind, so schamlos fahren sie auch beide sich selbst gegenüber mal aus der Haut, dass mir für Momente die Worte fehlen. Ich fühle mich erinnert an Nathalie und mich, die sich derzeit auch mal ganz gerne verbal lautstark in entgegen gesetzte Richtungen bewegen. Bei Emmy und Walter sind die Beweggründe nicht viel anders. Familie, Enkelkinder, das gleichzeitige Fern- und Heimweh, die Flucht über die man nicht spricht, aber wissend ist. Nach einem Tag taucht Ihre Tochter Melanie und ihr Schwiegersohn Klaus auf; mit zwei kleinen Kindern, zwei und vier. Innerhalb von Minuten ist das Schiff in einen Ort verwandelt, der mir sehr bekannt ist. „Nathalie, ich fühle mich wie zu Hause. Kindergeschrei. Chaos und bedingungslose Egozentrik von kleinen süßen Geschöpfen.“ Von Kroatien bekomme ich außer einem kleinem Bike Ride mit Emmy am zweiten Morgen nicht viel mit. Kabelbinder und der Geruch von geschmolzenem Lötzinn bestimmen meinen Tag. Emmy ist absolut sweet mit mir und Walter steht ihr in der Gastfreundschaft in nichts nach. So sind sie immer, meine Kunden. Ich fühle mich für drei Tage in die Familie mit aufgenommen, herzlich und ehrlich. Das macht meinen Job so schön. Es geht nur ganz am Ende um Geld und ansonsten um alles andere, ums Segeln, um Träume, zumindest zwischen den einzelnen Bauphasen. Der dritte Tag steht unter dem Stern der Einweisung in das System. Möglichst angepasst an dem Wissen meiner Kunden und dem restlichen Aufnahmevermögen versuche ich das notwendige Grundwissen zu vermitteln um die Anlage zu verstehen, zu bedienen und möglichst wenig so zu verstellen, dass es irgendwann auf See nicht mehr funktioniert, kaputt machen kann man die Anlagen so und so nicht. Erst mal weg, auf dem Weg um die Welt, werden sie ohne meine Hilfe auskommen müssen, nur via e-mail und ab und an mal via Skype kann ich helfen. Die Installation muss also perfekt sein, damit ich möglichst wenig von meinen Kunden höre. Meist höre ich gar nichts mehr von meinen Kunden und das ist ein gutes Zeichen! „Dann lass uns morgen mal aus der Marina rausfahren um die Anlage ohne störende elektromagnetischen Elemente in unserem Umfeld auszutesten.“ Nicht uneigennützig will ich ein paar Stunden vor Anker, meine Arbeit unter den zukünftigen Umgebung einem Test unterziehen. Mitten in der Einweisung rutscht der Anker, keiner merkt es, glatter, harter Sandboden muss unter uns sein, und hätte der Anker sich nicht in einer Mouring verfangen, na die CALAMARES hätten sie bestimmt nicht verloren... Ich springe ins Wasser und finde die Zeit um eine Runde ums Boot zu schwimmen. Alles ist gut, die Kisten blinken und piepsen, der PACTOR Sound beherrscht jetzt auch die CALAMARES, ich habe neue Freunde die noch dieses Jahr die Weltmeere bezwingen werden. Im Internet lese ich wie so manch Daheimgebliebener seinen Senf über Bernd abgibt und mir wird irgendwie schlecht. Mit Stöpseln im Ohr sitze und auf dem überfüllten Flughafen in Split. Erst um drei Uhr morgens werde ich das Bett in Düsseldorf anlaufen. Ich denke an Nathalie, an meine Kinder, an mein Boot und verspüre wie so oft - Sehnsucht. Da, ich muss mich sputen, bin mal wieder der letzte - wie immer.



  • 19:53
  • 12.06.2010
  • 43°23.13'N, 016°17.57'E
  • Split, Croatia
  • Düsseldorf, Germany
  • 30°
  • 28°
  • 1bft S
  • -

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