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Paradies

Seele baumeln lassen.

Ich hab die Bucht mit dem Fernglas schon beim Reinfahren nach Parati gesehen. Ein paar Palmen, vier Häuser, ein paar Boote dicht unter Land. Vor Parati warten, bis die Capitaneria kommt und mich kontrolliert wollte ich nicht, fürs Wochenende habe ich eingekauft und die Batterien sind leer, was liegt da näher, als die 5 Meilen bis in diese „I have a good feeling fort that spot – Bay“ zu machen und das Wochenende einzuläuten. Anker hoch, das schönste Freiheitselement des Segelns ansich und ab nach Engeho Diagua. Auf dem Weg gibt es Tee, selbstgebackenes Brot und mal wieder Thunfisch aus der Dose. Die Wochenendsegler aus Rio segeln private Regatten, ich freue mich dass Johann rennt und keinen Ärger macht. In der Bucht angekommen, rasselt die Kette, der Anker fällt aus 10m Tiefe. O.K. Keine Sicht auf den Boden, aber wir sind ja auch nicht auf den Tuamotus. Hier in Brasilien münden tausende von Flüssen in die Buchten.

Nach einnem Mittagsschlaf!, den ich mir hier gebe, mit Buch in der Hand! Erkunde ich das Land. Direkt am Beach arbeitet Aldo. Aldo ist mein Alter, zwei Köpfe kleiner und lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern hier. Seit 35 Jahren. Hat sich eine kleine Werft aufgebaut und das Leben ist einfach, aber schön. Aldo lächelt weit glücklicher als ich. Er hat sich ein kleines Slipway ins Wasser gebaut und hat sogar eine 7 Meter Kielyacht rausgezogen, an der er grade das Antifouling neu streicht. Aus Spass frage ich ob er das bei mir auch machen kann, er überlegt und würde ja gerne, aber bei 11 Tonnen traut er seinem Slip dann wohl doch nicht. Ich frage weiter, ob ich mein Boot hierlassen kann. „Klar, kein Problem. Drei Monate, ne wirklich kein Problem.“ Ja, wir verhandeln den Preis, der natürlich viel zu teuer ist und genau die Hälfte von der Marina. Komisch. Ich habe das Gefühl, ich bin nicht der erste der fragt. Um die Ecke ist ein kleines Restaurant nur für die Ausflügler die per Boot kommen. Ne Strasse in diese Bucht gibt es eh nicht. In dem Restaurant schwitze ich weiter, was das Zeug hält. Das Klima ist wirklich seeeehr gewöhnungsbedürftig. Vor allen Dingen wenn kein Wind ist.

Es wird Abend und ein französische 55 Fuß Aluyacht auf dem Weg in die Antarktis geht langsseits an der LADY, als ich grade durch die Lagune tuckere und versuche einen der Fische zu ergattern die rund ums Boot Purzelbäume schlagen. Bekomme ich auch, aber die Dinger sind einfach zu klein für meine Hände. Also wieder in die Freiheit. So nah, wie von weiter weg war der Franzose dann auch nicht und die ganze Familie, der Kapitän, seine Frau und neun- und dreizehnjähriger Nachwuchs kommen angeschwommen. Die Frau ohne Bikinioberteil. Ne, da lade ich euch aber jetzt nicht an Bord ein, denke ich mir und bin grade prüde. Komische Familie, nett aber komisch. Kaum ist die Sonne weg, bekommen sie Angst vor Alibaba und den vierzig Räubern, liften ihren Anker und sind weg Richtung Parati. Franzosen halt.

Es ist still in dieser Bucht. Bis auf das Geplatsche, wenn ich regelmäßig ins Wasser falle um abzukühlen hört man nur das Prickeln am Rumpf der LADY und jetzt kommt es, das Schlagen der Flügel der Vögel, die über die Bucht in den Urwald fliegen. Moment? Das Schlagen der Flügel. Yes. Unglaublich. Hammer! Am Wochenende bleibe ich erst mal hier. „Seele baumeln lassen“, sagt Nathalie am Telefon. Und Maya: „Mama, was ist Seele baumeln lassen?“



  • 23:30
  • 07.05.2010
  • 22°55.07'S 043°10.78'W
  • Parati, Illha Grande / Brasil
  • Montevideo
  • 24° 1015hpa 1/8
  • 27°
  • 5kn SE
  • 0m

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