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Rennboot

Rennboot

22:42 Ja. Genau. Wessen Idee war das eigentlich mit dem Segeln? An den Feinheiten der Berichterstattung merkt man ja doch immer wieder worum es geht. Die Idee, die Welt zu umsegeln kommt doch fast immer von den Maennern und die Frauen muessen es ausbaden: Mir der Hand waschen, sich jahrelang mit dem Kerosinherd rumaegern, keine Tiefkuehltruhe zu haben und und und... Ja, die Frauen die sich nicht standhaft gegen eine Weltumsegelung wehren, sind die wirklich zu bemitleidenden Capitanas, Admiraele und welch Koseworte ihnen noch verliehen werden. Ich hab ne ganz besondere mitbekommen. Die kann kochen, so gut, dass die Spagetti sogar noch schmecken, wenn sie einem aus den Ohren rauskommen und vorne wieder in den Mund reingehen. Resultat heute: Kein Fisch. Meine Theorie: Wir segeln mit der Stroemung. Kein Squid wuerde jemals mit der Stroemung schwimmen. Fisch ist nicht doof und beisst deshalb nicht in unsere Koeder. Aber egal. Natale meinte heute, ich haette abgenommen. Nette Begleiterscheinung.

Durchschnitt der letzten zehn Minuten: Sechseinhalb Knoten. Mehr geht eigentlich nicht bei zehn Meter Wasserlinie. Mir wird schon bald schlecht. Das haendelt uebrigens Daisy der Windpilot nicht mehr. Zu wenig Feingefuehl die Lady am Einschunkeln zu hindern. Und wenn das passiert, dann pendelt die Lady bei der Geschwindigkeit und den vier Meter hohen Wellen, dreimal zur einen Seite, drei mal zur anderen Seite, dass drinnen die Schaps aufspringen und die Klamotten durch die Bude fliegen. Nix gut. Dann gibt es wieder boese Worte im Logbuch. Aber der Robertson Autopilot macht das sehr gut, nur nicht reffen, schoen Fog und Genua ausgebaumt, das Groß voll flach in der Mitte stehen haben. Noch kein einziges Mal quergeschlagen seit heute morgen. Waere auch unpraktisch ;-)

Irgendwann heute nacht ist Bergfest. Wir feiern dann mit Zahnstochern und gruenem Tee. Man sind wir abgebrannt. Ich fang auch schon an Maya beim Fuettern den Brei zu klauen. Nur nicht den Spinatbrei, den finde ich nun wirklich daneben. Hoffentlich beisst morgen nen Fisch, der blind ist und nicht merkt das der Plastiksquidfischkoeder falsch rum schwimmt.

13:15 Die ganze Nacht ging es munter weiter, viel Wind, hohe See und immer mal wieder ein kleiner Nieselregen, ein kleiner Squall. Reffen lohnt nicht, ausserdem wird man zu langsam und kommt nicht mehr mit den Wellen klar. Am Morgen sieht es besser aus, Tee aufsetzen, funken, doch ploetzlich, da der grosse Bruder Squall, Herd wieder aus, Funke aus, Micha ins Oelzeug und nach draussen, Nathalie mit Baby in die Seekoje. 2 Stunden schuettelt es uns ordentlich durch, der Wind kommt auf einmal von vorne, See gegen Wind, ganz tolle Sache. Schwipp, schwapp, ohne Fruehstueck im Bauch wird mir gleich ganz anders, da unten in der stickigen Koje. Maya hat gut lachen, die hatte schon Milch und Haferschleim und ist zu tollen Taten aufgelegt. Wessen Idee war das bloss mit dem Segeln? ;-)
Nach zwei Stunden bleibt die Welle und der Wind verschwindet. Motoren ist angesagt, um ueberhaupt einwenig vom Fleck zu kommen. Was fuer ein Morgen, der kalt gewordene Fruehstuecksreis flickt das Loch im Bauch und der bitter gewordene Tee beruhigt die Seele.

Mittlerweile tauchen kleine Fleckchen Blau hinter uns auf, wir segeln wieder auf altem Kurs mit knapp 5 Knoten, Spaghetti stehen auf dem Herd und das Chaos ist beseitigt. Wie schnell sich doch alles aendern kann.

Noch 585 Meilen.

03:02 Ein Mono ist ja ne sehr sichere Angelegenheit, aber wackeln tut es, dass einem der Spass vergeht. Natale hat ihre Wache drei Stunden unter ner dicken Wolke verbracht. Immer schoen mit sechs Knoten segelnd. Eigentlich alles prima, bis dass wir jetzt auf sechs Grad Sued sind, es wird Zeit fuer ne Kurskorrektur Richtung Seychelles. Doch dass heisst ausbaumen. Der Wind kommt unerwartet direkt aus Osten. Die Steuerboardseite ist schon ausgebaumt, jetzt kommt die andere Seite mit der Fock. Das ist die Horrorstellung. Passatsegeln hat das mal irgendjemand erfunden. Doppellter Vorstag und los. So was wird ja immer aufm Bodensee erfunden, wo Welle zwar das gleiche physikalische Phaenomen bezeichnet, allerdings dieses mit der mittem im Indischen Ocean nichts, auch gar nix zu tun hat. Kabumm! Also, dass Ausbaumen bei bis zu vier Meter Welle, mach ich nur mit Sicherung und Tageslicht. Also in drei Stunden.

Die See ist zum Kotzen, buchstaeblich. Jede Romantik, Schiffahrtslieder und –reime von dannen. Die See spielt mit der Lady, wie mit einem Spielball, den sie von einer Welle zur anderen wirft. Zum Abgewoehnen. Da lieben wir unsere Flauten. Wer ist jetzt Schuld? So viel Wind ist doch gar nicht? Die Stroemung ist es. Faengt ploetzlich an, schiebt mit bis zu zwei Knoten, steht an der naechsrten Ecke gegenan. Himmel. Equatorialer Gegenstrom, geh weg nach Norden, wo Du im Juni hingehoerst! So sagen es die Buecher.



  • 03:02
  • 10.06.2006
  • 05°58.40S, 065°53.09E
  • Indik
  • Mahe/Seychellen
  • 27°C
  • 4 ESE
  • 2-4

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